Landgräfliche Kanzlei Marburg

Entstehungjahr unbekannt  
19378F4F-88AF-441E-BC79-64A0466C0DEA
Gemarkung
Marburg

Basisdaten

Die landgräfliche Kanzlei befindet sich unmittelbar südöstlich unterhalb des Marburger Landgrafenschlosses, über der heutigen Marburger Altstadt. Erbaut wurde die Kanzlei von 1573 bis 1576 von Baumeister Ebert Baldewein im Auftrag Ludwigs des IV. Landgraf von Hessen-Marburg anstelle eines Adelshofes der Hose von Ockershausen. In hessen-kasselscher Zeit fungierte die landgräfliche Kanzlei als Dienstsitz des Statthalters an der Lahn. Bei der bis heute erhaltenen landgräflichen Kanzlei handelt es sich um einen viergeschossigen Verwaltungsbau im Stile einer kleineren Schlossanlage der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Weitere Namen

Neue Kanzlei

Ortstyp

Adelshof; Verwaltungsbau

Lagebezug

77 km südwestlich von Kassel gelegen

Lage

Die landgräfliche Kanzlei liegt unmittelbar südöstlich unterhalb des Marburger Landgrafenschloss (Landgraf-Philipp-Straße 4).

Geschichte

Funktion

Nachdem Marburg mit dem Tod des kinderlosen Landgrafen Ludwig IV. an Hessen-Kassel fiel, diente die Neue Kanzlei als Regierungssitz für Oberhessen. Anschließend diente das Gebäude als Landgericht. Heute ist dort die Religionskundliche Sammlung der Universität untergebracht.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte

Errichtet wurde die Kanzlei zwischen 1573 und 1576 von Baumeister Ebert Baldewein im Auftrag Ludwigs des IV. Landgraf von Hessen-Marburg. Auf dem Grundstück der Neuen Kanzlei befand sich zuvor ein Burgsitz der Hose (sog. Hosenhof) von Ockershausen.

Baubeschreibung

Bei der landgräflichen Kanzlei handelt es sich um einen viergeschossigen Verwaltungsbau auf gestreckt rechteckigem Grundriss im Stile einer kleineren Schlossanlage der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Gefertigt ist die Kanzlei in Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern aus Buntsandstein. Die Volutengiebel sind dreigeschossig, pilastergegliedert und vormals mit Figuren verziert gewesen, die dem Bildhauer Melchior Atzel zugeschrieben werden. Das Innere der Kanzlei war in jedem Stockwerk in drei Teile gegliedert und wies in der Mitte ein Längsgerüst auf, so dass jedes Geschoss bis zu sechs Räume hatte. Durch firstmittige Trennung setzte sich das Erdgeschoss aus jeweils einem vierjochigen kreuzgewölbten seitlichen Raum sowie zwei zweijochigen Räumen in der Mittelzone zusammen. Die Mittelzonen in den Obergeschossen wurden vermutlich erst im 18./19. Jahrhundert unterteilt. Zuvor war im ersten Obergeschoss (?) eine große Halle untergebracht. An der südlichen Längswand der Kanzlei befindet sich ein Treppenhausvorbau mit rundbogigem Sandsteinportal von 1575 samt Dreiecksgiebel. Die Konsole des Portals zeigt einen Wappenstein Landgraf Ludwigs IV., der Architrav darunter die Inschrift: VON GOTTES GNADEN LUDWIGK LANDT GRAFF ZU HESSEN GRAFF ZV CATZENELNPOG ZIGENHAIM UND NIDDA ANNO DOMINI 1575. Küch/Niemeyer zufolge stand sich an der Stelle des traufseitigen Anbaus ein kleiner risalitartiger Vorsprung mit Aborten.

Burgtyp

Funktionstyp

Verwaltungsbau

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Landgräfliche Kanzlei Marburg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/15231_landgraefliche-kanzlei-marburg> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/15231

Indizes

Lageplan des Marburger Schlosses um 1750, 1934