
Basisdaten
Der aus einer Burg hervorgegangene Schlossbau der Riedesel zu Eisenbach liegt am nördlichen Rand der Lauterbacher Altstadt, im Bereich der früheren Stadtbefestigung. Errichtet wurde die Burg während der Fuldaer Stiftsfehde 1266 zum Schutz fuldischer Besitzungen im östlichen Vogelsberg. Der Umbau zu einem Schloss erfolgte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Auftrag der Riedesel zu Eisenbach. Den Kern der Anlage bildet das dreigeschossige Burgschloss in gotischem Stil, an das sich im Norden und Westen Wirtschaftsbauten, im Osten der Burggarten anschließen. Schlossbau und Wirtschaftshof sind bis heute erhalten und stehen nach wie vor im Besitz der Riedesel zu Eisenbach. Im Schloss befindet sich mit einem Gewölbekeller der wohl älteste erhalten Bauteil des gesamten Gebäudekomplexes.
Weitere Namen
Burg Lauterbach
Historische Namensformen
- turris; medietatem ville nostre in Luterenbach (1266) [Reichardt, Siedlungsnamen, S. 224]
- Burg und Stadt zu Lauterbach (1362) [Zitat nach Archivregest HStAD Bestand A 3 Nr. 212/6]
Ortstyp
Burg; Schloss
Lagebezug
22 km nordwestlich von Fulda
Lage
Das aus einer Burganlage hervorgegangene Schloss der Riedesel zu Eisenbach liegt am nördlichen Rand der Lauterbacher Altstadt.
Geschichte
Burggeschichte
Im Jahr 1266 erhält Lauterbach durch den Fuldaer Abt Betho II von Leibholz Stadtrechte, verbunden mit dem Auftrag eine Burg zu errichten. Hintergrund sind die Konflikte zwischen der Abtei Fulda und den von ihr lehnsabhängigen Adelsfamilien in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Abt besetzt die neue Burg mit seinen Burgmannen, den von Wartenberg, nach deren Aussterben mit denen von Eisenbach, an die 1353 die Burg verpfändet wird. Die Burganlage sichert im Spätmittelalter insbesondere den nordwestlichen Abschnitt der Lauterbacher Stadtbefestigung. 1425 übernimmt der Erzbischof von Mainz das Pfand, setzt die Herren von Riedesel als Amtleute ein.
Nach dem Sieg der hessischen Landgrafen über das Erzstift Mainz 1427 gelangt der halbe Teil des von der Fürstabtei Fulda an Mainz verpfändeten Lauterbachs an Landgraf Ludwig I. von Hessen. Zusammen mit dem Erzbischof von Mainz bestellt Landgraf Ludwig I. von Hessen den Ritter Hermann II. Riedesel zum Amtmann in Lauterbach. 1456 kommt die Burganlage endgültig in den Besitz Hermanns II. Riedesel.
Die Riedesel führen, gegen den Protest der Reichsabtei Fulda, im 16. Jahrhundert die Reformation in Lauterbach ein. 1671 verzichtet Fulda endgültig auf seine Ansprüche und übergibt Lauterbach den Riedesel, denen bis heute das Schloss gehört.
Im 17. Jahrhundert wird die Burganlage stark umgestaltet. Um 1600 entsteht der steinerne Brunnen im Burghof, um 1640 wird das erste Brauhaus errichtet; es folgen steinerne landwirtschaftliche Gebäude, Stallungen und Scheunen, eine Kutscherstube mit einer Wagenremise, Wohn- und Verwaltungsgebäude im Renaissancestil.1842/43 entsteht auf dem Burghof die freiherrlich Riedeselsche Samtbrauerei. Im März des Revolutionsjahres 1848 wird das Schloss geplündert und beschädigt, bleibt dann Jahrzehnte unbewohnt. Ab 1891 wird die Anlage renoviert und durch einen Villenneubau im Burggarten erweitert.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Die Burganlage entstand parallel zu Errichtung der Stadtbefestigung im Rahmen der Stadterhebung Lauterbachs 1266. Die genaue mittelalterliche Baugeschichte ist unbekannt. Das im Schlossgebäude integrierte sog. Vorderhaus ist der älteste Bestandteil der heutigen Anlage, von seinem Alter zeugen zwei Spitzbogentüren im Hausflur des Schlosses. Umfangreiche Erweiterungen der Burg zu einem Schlossbau erfolgten in den 1580er Jahren sowie nach einem Brand um 1680. Im gleichen Jahr wurde zudem das im südwestlichen Teil des Schlossgeländes befindliche sog. Pächterhaus errichtet. Die in nördlicher Richtung an das Schloss anknüpfenden Wirtschaftsbauten entstanden ebenfalls um 1680, die im westlichen Teil des Geländes gelegenen Gebäude 1804. Dem beginnenden 17. Jahrhundert entstammt der Laufbrunnen im Schlosshof.
Baubeschreibung
Die derzeitige bauliche Gestalt des Schlossbaus ist in den Grundzügen auf die Pläne von A. Rumpf aus dem Jahr 1653 zurückzuführen. Beim Burgschloss handelt es sich um einen breitgelagerten, im Kern gotischen Steinbau mit drei Geschossen. Das in die Westfassade gefügte Säulenportal mit Freitreppe datiert auf das Jahr 1684. Sowohl dem südlichen als auch dem nördlichen Ende des Burgschlosses ist ein viertes Stockwerk in Fachwerkbauweise aufgesetzt. Die hofwärts gerichtete Fassade des Schlossbaus weist zudem in der Mitte einen schmalen Erkervorbau auf. Ein fünfgeschossiger Treppenturm auf rechteckigem Grundriss steht an der zum Burggarten gerichteten Ostfassade. Beim westlich gelegenen Pächterhaus aus dem Jahr 1680 handelt es sich um einen breiten, zweigeschossigen Massivbau mit geschweiften Stufengiebeln. In nördlicher Richtung wird die Schlossanlage durch eine starke Wehrmauer und einen dreigeschossigen Eckturm (um 1500) gesichert.
Erhaltungszustand
Die früheren Umfassungsgräben der Burganlage sind vollständig eingeebnet und nicht mehr im Gelände zu erkennen. Ältester Teil des Gebäudekomplexes ist vermutlich ein Gewölbekeller unter der Mitte des Schlossbaus.
Denkmaltopographie
Burgtyp
Bautyp
Ringmauerburg
Rechtstyp
Pfandburg; Landesburg
Funktionstyp
Amtssitz; Stadtburg
Nachweise
Literatur
EBIDAT
8259
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Lageort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schloss Lauterbach“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/15102_schloss-lauterbach> (aufgerufen am 27.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/15102