Hersfeld · Stadtkirche

 
Standort
Hersfeld
Anzahl Fenster
16
Anzahl Scheiben
92
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Katalogdaten

Gegenwärtiger Bestand

Von seiner einst reichen Farbverglasung hat der Kirchenbau selbst nur mehr geringe Reste bewahrt. In den Maßwerken von vier Chorfenstern befinden sich noch zwölf alte Scheiben (Fig. 189–192, Abb. 116-121). Die durch Flickungen verstümmelten Reste von fünf figürlichen und vier architektonischen Feldern sind in den Sakristeifenstern eingesetzt (Fig. 203, 209, 218–224, Abb. 127–135). Nach dem Kirchenbrand von 1952 wurden achtzehn Maßwerkfüllungen und Ornamentfragmente in die Fenster der Vitaliskapelle transferiert und unter Zugrundelegung einiger Felder aus dem Chor zwei Teppichmuster rekonstruktiv ergänzt (Fig. 185–187, 193–202, 225–227, Abb. 122–126). Bedeutender und weitaus besser erhalten sind die dreizehn figürlichen und zehn architektonischen, heute auf Schloss Wilhelmshöhe in Kassel befindlichen Rechteckfelder (Fig. 207f., 210, 213–215, 217, 228–253, Abb. 136–161). Mit der Neugestaltung des Kircheninnern nach dem Brand wurden vier Fragmente dem Städtischen Museum in Bad Hersfeld überwiesen (Fig. 204f.). Schließlich gelangte ein Fragmentstück an das Marburger Universitätsmuseum (Abb. 162). Weitere 45, damals untergegangene Glasmalereien sind in den Kriegsbergungsaufnahmen dokumentiert; sie werden, da sie für die Rekonstruktion der Fensterverglasung wichtige Aufschlüsse enthalten, gesondert im Anhang behandelt (Fig. 254–286).

Bibliographie

Franz Carl Theodor Piderit, Denkwürdigkeiten von Hersfeld, Hersfeld 1829, S. 71 (überliefert zwei Fensterstiftungen der Tucher und Wollweber in den westlichen Langhausfenstern); Lotz 1862, S. 292 (erwähnt Reste gotischer Ornamentfenster und vermutet Veränderungen an den Langhausfenstern nach dem Stadtbrand von 1439); Dehn-Rotfelser/Lotz 1870, S. 103 (wie Lotz); Hochhuth 1872, S. 491 (Reste gotischer Glasmalereien); Schäfer 1881, S. 174, Abb. 37 (nennt Hersfeld als Beispiel für eine gotische Ornamentverglasung); Kolb 1884, Taf. 50, 56 (Wiedergabe zweier Felder aus der Löwenburgkapelle, darunter eine Neuschöpfung, die irrtümlich als Szenen aus dem Leben der Hl. Radegundis von Thüringen gedeutet werden); Schäfer/Rossteuscher 1885, Taf. 6f., 33 (vereinfachte Wiedergabe dreier Ornamentfelder, »um 1350«); Louis Demme, Nachrichten und Urkunden zur Chronik von Hersfeld, I, Hersfeld 1891, S. 15, Anm. 3 (schließt auf eine Beteiligung der Tuchmacher, Tuchbereiter und Schuhmacher am Neubau der Kirche, da sich deren Wappen in den Gewölberippen und in einem der Fenster wiederfinden); Oidtmann 1898, S. 309 (erwähnt Reste von Glasmalereien in den oberen Fensterabschnitten und weist darauf hin, dass in Hersfeld in früheren Jahrhunderten mehrere Glasmaler und Glasschleifer gearbeitet haben sollen); Heidelbach 1909, S. 246 (erste auf archivalischer Auswertung beruhende Schilderung der Erwerbsumstände zu den Glasmalereien der Löwenburgkapelle; sieht in den Resten eines Nikolausfensters irrtümlich Szenen aus der Lambertuslegende); Holtmeyer 1910, S. 347 (folgt Heidelbach); Heinrich Butte, Stift und Stadt Hersfeld im 14. Jahrhundert, mit einem Anhang, Marburg 1911, S. 108, Anm. 3 (folgt Piderit 1829 und Demme 1891); Schmitz 1913, I, S. 19 (vergleicht die Ornamentfelder mit Resten aus der Colmarer Dominikanerkirche); Joseph Hörle, Geschichte der Hersfelder Stadtkirche, Bad Hersfeld 1949, S. 43f. (Versuch der Klärung der Baugeschichte und Lokalisierung der Reste des Nikolauszyklus im Langhausfenster mit den Tuchschneiderwappen); Dehio Nördliches Hessen 1950, S. 100 (erwähnt Reste von Glasmalereien in Teppichmustern); Wille 1952, I, S. 119–134, II, S. 78–105 (erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Glasmalereibestand des Langhauses; meist zutreffende ikonographische Bestimmung der Figurenszenen anhand der Überlieferung in der Legenda aurea; Teilung in drei Fenstergruppen und Lokalisierung in das nördliche Langhaus; nimmt einheitliche Entstehung kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts an und rückt den Kreuzlegendenzyklus in die Nähe der Vita-Christi-Zyklen der Limburger Wilhelmitenkirche bzw. der Liebfrauenkirche in Frankenberg); dies., in: NA 64, 1953, S. 115–117 (Zusammenfassung der Ergebnisse von Wille 1952); Friedrich Bleibaum, Zur Wiederherstellung der Stadtkirche, in: Hessische Heimat 3, 1953/3, S. 2–8 (weist Fragmente von Ornamentfeldern in Hersfeld dem Katharinenzyklus zu und will in Resten eines weiteren Ornamentfensters Bezüge zu einer Löwenwappen-Scheibe aus Lüneburg im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover sehen); Wentzel 21954, S. 40, 95, 108 (vermutet, dass die auf der Löwenburg befindlichen Baldachinscheiben mit musizierenden und fliegenden Engeln den oberen Abschluss des Katharinen- oder des Kreuzlegendenzyklus gebildet haben und verweist hierfür auf das Katharinenfenster der Katharinenkirche in Schwäbisch Hall); Schug-Wille 1957 (Zusammenfassung der Ergebnisse von Wille 1952); Gerhard Uhde, Glasscheiben der Hersfelder Stadtkirche in der Löwenburg, in: Kasseler Post Nr. 29 vom 3. Februar 1961 (nach Akten des Hersfelder Stadtarchivs bestanden bereits im Jahr 1796 Verkaufsabsichten über die noch vorhandenen 125 Felder »Figurenglas«, deren Wert mit je einem Louisdor bemessen wurde); Helbig 1961, S. 50 (stellt Felder aus der Stiftskirche zu Neustadt, heute Brüssel, Musées Royaux d’Art et d’Histoire, den Resten des Katharinenzyklus auf der Löwenburg gegenüber); Ulf-Dietrich Korn, Scheiben und Scherben. Glasmalereifragmente in Göttingen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 8, 1969, S. 93–108, hier S. 107 (die museal aufbewahrten Fragmente von heraldischen Adlern könnten ähnlich wie die Drachen in einem Chorfenster von Hersfeld Teil eines Bortenmotivs gewesen sein); Dehio Hessen 21982, S. 490 (datiert die Hersfelder Glasmalereien auf der Löwenburg um 1360/70); Becksmann 1986, S. 212 (sieht wie Wentzel in der Auswahl und Komposition der Szenen Übereinstimmungen mit dem wenig früher datierten Katharinenzyklus des Achsenfensters in Schwäbisch Hall); Hess 1999, S. 100f., 181–185, bes. 182, Anm. 11 (erkennt in den Resten der ersten Chorverglasung des Frankfurter Doms und der Friedberger Liebfrauenkirche verwandte Motive und datiert sie anhand der zeitlichen Stellung Hersfelds um 1330–1350); Parello 2001 (ausführliche Darlegung der für das CVMA erarbeiteten Rekonstruktion der Farbverglasung von Chor und Langhaus); Fitz 2003, S. 434f., Abb. 271 (lokalisiert einen aus dem Katharinenfenster der Hersfelder Stadtkirche stammenden Maßwerkengel irrtümlich in den Halberstädter Dom und leitet daraus eine für die dortige Marienkapelle tätige Werkstatt ab); Uwe Gast, Die Chorverglasung der Stadtkirche in Friedberg im 14. und 15. Jahrhundert. Rekonstruktion, Programm und programmatische Änderungen, in: Die gebrauchte Kirche (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen), Stuttgart 2009 (der Erstverglasung des Friedberger Chores liegt ein vergleichbares Ausstattungskonzept wie in Hersfeld zugrunde).

Nachweise

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hersfeld · Stadtkirche“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/311-1_hersfeld-stadtkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/311-1

Hersfeld, Stadtkirche. Blick aus dem Langhaus nach Osten