Gelnhausen · Marienkirche

 
Standort
Gelnhausen
Anzahl Fenster
3
Anzahl Scheiben
12
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Katalogdaten

Gegenwärtiger Bestand

Von den fünf Chorfenstern bewahren nurmehr insgesamt zwölf Felder alten Glasbestand; jeweils fünf Felder befinden sich im Achsenfenster und in Fenster nord III, ferner zwei in Fenster nord II (Fig. 152-156, Abb. 177-188). Die wenig jüngeren, ornamental verglasten Rosenfenster in Chor und Querhaus wurden 1878/79 offenbar durchweg historistisch erneuert1.

Bibliographie

Georg Moller, Denkmäler deutscher Baukunst, 1821, S. 40, Taf. XXV, Fig. V (zeigt einen Ausschnitt aus der Ornamentverglasung der drei Fensterrosen über der Tür der Südquerhausfront); Egon Ruhl, Gebäude des Mittelalters in Gelnhausen, mit 24 malerischen Ansichten, Frankfurt/Main 1831, Taf. Xf. (die von ihm gezeigten Glasmalereien in den Chorfenstern decken sich nur in den Rahmensystemen mit dem überlieferten Bestand); Georg Landau, Malerische Ansichten von Hessen, Kassel 1842 (Nachdruck Frankfurt/Main 1982), S. 245 (erwähnt Reste von gemalten Fenstern im Chor); Lotz, 1862, S. 232 (im Chor biblische Darstellungen und im Querschiff Ornamente des 13. Jh.); Carl Schäfer, Ueber die Glasmalerei, in: Zs. des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München 17, 1867; nochmals in: Von deutscher Kunst, Gesammelte Aufsätze und nachgelassene Schriften, Berlin 1910, S. 24 (Medaillongrund in Gelnhausen zusammen mit Limburg und Marburg erwähnt); Dehn-Rothfelser/Lotz, 1870, S. 77 (im Chor Glasgemälde mit biblischen Darstellungen und im Querschiff Ornamente aus dem 13. Jh.); Konrad Heinrich Schöffer, Ueber die Restauration der Pfarrkirche zu Gelnhausen, in: MVHGL 1877, 3. Vierteljahresheft, S. 26 (die Restaurierung der Glasmalereien wird mit 12000 Mark veranschlagt); Schäfer/Rossteuscher, 1885, Taf. 41 (geben eine nach Entwürfen Schäfers geschaffene Rose des Vierungsturmes als mittelalterliches Vorbild aus); Oidtmann, 1898, bes. S. 211, ferner S. 170, 173, 177 (in den Chorfenstern beträchtliche Reste von Glasmalereien aus der Mitte des 13. Jh.: Die Paßfelder des Mittelfensters zeigen Jesse, David, Verkündigung, Geburt, Auferstehung und Christus als Weltenrichter, die großteils erneuerten Fenster rechts und links Szenen aus dem Marienleben und der Vita Christi. Die 1878 wiederhergestellten Fenster seien in Zeichnung und Farbwirkung zwar gut, leider aber sei das Alte zu sehr dem Neuen angepaßt worden. In den Rosen des Querschiffs farbiges Ornament); Bickell, 1901, S. 58f., 67, Taf. 72, 82, 91 (Beschreibung des ungeordneten Zustands vor der Renovation 1877 und Hinweis auf die Skizzen Heinrich von Schmidts, die den Vorzustand festhalten. Erläuterungen der Maßnahmen von 1877 und Datierung der Rosenfenster im Querschiff in das 14. Jh.); Clemen, 1911, S. 62 (erwähnt Gelnhausen unter den zur Marburger Chorverglasung herangezogenen hessisch-rheinischen Vergleichsbeispielen); Oidtmann, 1912, S. 100, 154 (verweist auf die ungewöhnliche Ausfüllung der Zwickel zwischen den Medaillons); Schmitz, 1913, S. 9f. (fünf Chorfenster der um 1232 vollendeten Marienkirche erhalten, 1877 jedoch stark ergänzt); Sherill, 1927, S. 128 (bedauert, daß die alten Glasmalereien nurmehr in Kopien erhalten seien); Swarzenski, 1936, S. 28, Anm. 2 (verweist auf Zusammenhänge mit den Werken im Umkreis des Aschaffenburger Evangeliars und datiert die Chorfenster analog zu den drei Frankfurter Glasgemälden eines Christuszyklus um 1250); Fridtjof Zschokke, Die romanischen Glasgemälde des Straßburger Münsters, Basel 1942, S. 179 (führt Gelnhausen in der langen Reihe romanischer Jesse-Fenster auf); Gertrud Maria Scheuffelen, Die Glasfenster der Kirche St. Kunibert in Köln, ungedruckte Phil. Diss. München 1951, S. 96f. (verweist auf die ikonographische Besonderheit des Achsenfensters, das ähnlich wie der zentrale Strang des Achsenfensters in Köln, St. Kunibert, den schlafenden Jesse mit Christusszenen verbindet); Wentzel, Meisterwerke, 21954, S. 12, 31 (vermutet in den von ihm um 1240/45 datierten drei Frankfurter Scheiben und der Chorverglasung von Gelnhausen die Quelle des Zackenstils in der Glasmalerei); Hans Wentzel, Die Farbfenster des 13. Jh. in der Stiftskirche zu Bücken an der Weser, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte III, 1964, S. 195, Anm. 8 (da die Chorfenster so weitgreifend restauriert worden seien, daß sich bislang nicht sicher habe feststellen lassen, was noch original sei, sehe er von einem stilistischen Vergleich mit Bücken ab, wie ihn Schmitz, 1913, noch angestellt hatte); Rüdiger Becksmann, Das Jesse-Fenster aus dem spätromanischen Chor des Freiburger Münsters. Ein Beitrag zur Kunst um 1200, in: ZDVfKw 23, Berlin 1969, S. 27f. (in dem spätestens um 1230/40 zu datierenden Jesse-Fenster in Gelnhausen seien die Stammväter bis auf David durch heilsgeschichtliche Szenen ersetzt, wodurch dem Fenster eine Mittlerrolle zwischen den älteren und jüngeren Jesse-Fenstern zufalle); Manfred Fath, Die Baukunst der frühen Gotik im Mittelrheingebiet, Teil 2, in: Mainzer Zeitschrift 65, 1970, S. 53 (verweist auf die Parallelen zwischen Chorschlußstein und Lettnerplastik und setzt die Vollendung des Chors um 1250, indem er sich auf die traditionelle Datierung der Glas- und Wandgemälde um 1250 stützt); Becksmann, in: Kat. Ausst. Staufer, 1977, I, S. 276 (die Chorverglasung von Gelnhausen kann auf Grund der Ergänzungen und Veränderungen nurmehr als moderne Replik gelten); Eduard Schubotz, Die Marienkirche in Gelnhausen (Große Baudenkmäler 168), München/Berlin 1989, S. 12 (Aufzählung der Szenen in den Chorfenstern); Kemp, 1991, S. 264 (wie in St. Denis, Chartres und Arnstein wird das zentrale Jesse-Fenster durch narrative Fenster ergänzt, hier durch vier Fenster zum Thema Christus- und Marienleben); Bierschenk, 1991, S. 169, Abb. 272f. (bezieht das Jesse-Fenster in die Überlegungen zur Rekonstruktion des Achsenfensters der Marburger Elisabethkirche ein); Becksmann, 1995, S. 56 (macht auf stilistische Gemeinsamkeiten zwischen der nach 1232 entstandenen Verglasung in Gelnhausen und dem um 1230/40 zu datierenden Erfurter Barfüßerzyklus aufmerksam und legt für Erfurt die Ausführung durch eine mittelrheinische Werkstatt nahe); Daniel Hess, in: Aschaffenburger Tafelbild, 1997, S. 321-323, Abb. 1f. (macht auf der Basis der originalgroßen Pausen nach den Glasmalereien auf die stilistischen Zusammenhänge mit dem Aschaffenburger Tafelbild aufmerksam).

Nachweise

Fußnoten

  1. Nach der gutachterlichen Stellungnahme von Rüdiger Becksmann, der die Rosen im Vierungsturm und die Rundbogenfenster im nordöstlichen Flankenturm im Zuge der Sanierung von 1987/88 in Augenschein nehmen konnte, wurden diese 1878/79 historistisch erneuert. Für die Rosetten in Chor und Querhaus sind ebenfalls aquarellierte Entwürfe erhalten, was für die damalige Erneuerung auch dieser Glasgemälde spricht. Mit Ausnahme der im Mai 1999 untersuchten, durchweg erneuerten Rosette über dem Achsenfenster steht eine Bestandsaufnahme für Chor- und Querhausrosetten noch aus.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Gelnhausen · Marienkirche“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/209-1_gelnhausen-marienkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/209-1

Gelnhausen, Marienkirche. Gesamtansicht von Nordosten. Zustand um 1900 (Aufnahme Ludwig Bickell)Gelnhausen, Marienkirche. Inneres nach Osten mit Lettner (um 1245-60) und Chorverglasung (um 1235/40)Gelnhausen, Marienkirche. Chor mit Glasmalereizyklus (um 1235/40) und Hochaltar von Nikolaus Schit (1500)Gelnhausen, Marienkirche. Wandgemälde mit Deesis im Chorgewölbe (um 1240/50)