Arnoldshain, Laurentiuskirche

 
Standort
Arnoldshain
Anzahl Fenster
1
Anzahl Scheiben
1
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalogdaten

Gegenwärtiger Bestand

Im obersten Feld des dreizeiligen, spitzbogig geschlossenen Chorfensters süd II befindet sich eine dreiteilige, wohl ursprünglich nicht in dieser Form zusammengehörige Scheibengruppe mit dem Drachenkampf des Hl. Georg, einem Falkner mit dem Wappenschild der Herren von Reifenberg und zugehöriger Helmzier (Abb. 1)1.
[Zur Frage des ursprünglichen Standorts] Schenk von Schweinsberg vermutete, daß es sich bei den Scheiben um den einzig erhaltenen Rest der Ausstattung der Reifenberger Burg handeln könnte. Nach dem Aussterben der Wetterauer Linie der Reifenberger und der Übernahme der Herrschaft durch Kurmainz wurde die Burg im Jahre 1688/89 geschleift. Die Scheibengruppe wurde damals offenbar geborgen und in die im 30jährigen Krieg beschädigte, 1672/85 wiederhergestellte Arnoldshainer Kirche übertragen2. Auch wenn sich dies archivalisch nicht untermauern läßt, hat eine Lokalisierung der kleinformatigen Scheibengruppe in die Burg einiges für sich. Nicht auszuschließen ist jedoch auch ein Zusammenhang mit der um 1477/88 veranlaßten Erweiterung der um 1393 errichteten schlichten, einschiffigen Kirche, deren Patronat 1432 an die Herren von Reifenberg übergegangen war3. Eine Entstehung der Glasgemäldegruppe nach Abschluß der Baumaßnahmen um 1488 liegt stilistisch jedenfalls nahe, auch wenn die Scheiben nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ausmalung der Kirche entstanden sein müssen4.
[Vorbemerkungen zum Katalog] 1991/95 photographiert, 1995 untersucht und bearbeitet.

Bibliographie

Lotz, 1880, S. 7 (Erwähnung der Glasgemäldegruppe mit dem Reifenberg-Wappen aus dem 15. Jh. im südlichen Chorfenster); Luthmer, 1905, S. 161 (datiert Ende des 15. Jh.); Walter Hotz, Nikolaus Nievergalt von Worms in der spätgotischen Malerei. Neue Beiträge zur Hausbuchmeisterfrage, in: Der Wormsgau 3, 1956, S. 310, Abb. 3 (zusammen mit weiteren Glasgemälden dem »Hausbuchmeister« zugeschrieben); Schenk zu Schweinsberg, 1957, S. 30, 43, Abb. 68 (möglicherweise Rest der Ausstattung der Reifenberger Burg; Zuweisung an den »Hausbuchmeister« um 1475); Magnus Backes, in: Dehio, Hessen, 1966, S. 21 (Hausbuchmeisterschule, Ende 15. Jh.); Heinz-Peter Mielke, Beiträge zur Geschichte der Laurentiuskirche in Schmitten-Arnoldshain (Veröffentlichungen zur Geschichte des Hochtaunusgebietes 1), Schmitten 1974, S. 36, Taf. 5 (wohl Stiftung des Patronatsherrn Emmerich von Reifenberg um 1450); Martin Hoffmann, Laurentiuskirche Arnoldshain, in: Hochtaunusblätter 6, Heft 10, 1978, S. 48 (Zuschreibung an den »Hausbuchmeister« und Identifizierung des Falkners mit dem 1481 verstorbenen Walter von Reifenberg); Gerhard Eimer, in: Birgitta Eimer, Steinscher Hof Kirberg. Ein nassauisches Burgmannenhaus im Besitz des Freiherrn vom Stein, Köln/Berlin 1982, S. 152 (nach Mielke, 1974).

Nachweise

Fußnoten

  1. Es handelt sich dabei um das Wappen der Wetterauer Linie, das von den Besitzern der Burg Reifenberg geführt wurde; vgl. Pfarrer Hannappel, in: AVNAG 4, 1855, S. 23, sowie Wolfgang Meister, in: Hochtaunusblätter 6, Heft 10, 1978, S. 100f.
  2. Zur Schleifung der Burg vgl. Wolfgang Meister (s. Anm. 1), 1978, S. 75-84, zur Bau- und Renovierungsgeschichte der Kirche hingegen Heinz-Peter Mielke (s. Bibl.), 1974, S. 12-30.
  3. Dieses Datum nennt Mielke (s. Bibl.), 1974, S. 36. Christian Daniel Vogel, Beschreibung des Herzogtums Nassau, Wiesbaden 1843, S. 844, überliefert jedoch, daß die Reifenberger Arnoldshain erst im Jahre 1453 von der Pfalz zum Lehen erhalten haben; ihm folgte L. Conrady, in: AVNAG 35, 1905, S. 163.
  4. Zu den 1900 freigelegten, stilistisch jedoch kaum verwertbaren Fragmenten einer ornamentalen Fenstereinfassung im Chor vgl. Heinz-Peter Mielke, in: Hochtaunusblätter 3, Heft 6, 1975, S. 11 (mit Abb.).

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Arnoldshain, Laurentiuskirche“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/202-1_arnoldshain-laurentiuskirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/202-1