Ehemals Auerbach, Not-Gottes-Kapelle
Enthaltene Fenster
Katalogdaten
Beschreibung
Eine von einem Kaplan betreute Einsiedelei bei Auerbach wird erstmals 1427, deren Name »Not Gottes« ab den frühen 1450er-Jahren erwähnt1. Den Schriftquellen zufolge handelte es sich um eine Wallfahrtsstätte mit einer Kapelle, deren Patronat zunächst die Grafen von Katzenelnbogen, dann – ab 1479 – die Landgrafen von Hessen innehatten. 1891/92 wurde der Grundriss dieser 1536 »eingezogenen«, bis spätestens 1557/58 abgebrochenen Kapelle ergraben: ein längsrechteckiger Saal mit eingezogenem Rechteckchor von ca. 7 x 6 Metern Seitenlänge, dessen Erbauung nach einer 1991 erfolgten »Nachgrabung« in die erste Hälfte des 13. Jh. datiert wurde2. Bei dieser Grabung wurde u.a. im Bereich des Chores der ehemaligen Kapelle eine einzelne bemalte Glasscherbe gefunden: das stark verwitterte Fragment einer äußerst feingliedrigen Blattranke auf weißem, leicht grünstichigem Glas3, das von Rosemarie Schuch als Rest einer »schwarzweißen Hintergrundmusterung« hinter einer »Figurengruppe in Farbe« bestimmt und um 1370/80 datiert wurde4. Sowohl inhaltlich als auch zeitlich ist der Rahmen indes weiter abzustecken: Neben einer figürlichen Darstellung kommt ebenso eine heraldische Darstellung für die verlorene, vermutlich kleinformatige, möglicherweise in eine Butzenverglasung eingesetzte Scheibe in Frage, und angesichts nur eines erhaltenen Fragments ist deren Datierung kaum genauer als auf das 14./15. Jh. einzugrenzen.
Bibliographie
Rosemarie Schuch, Ein Fragment mittelalterlicher Glasmalerei aus der Grabung an der Kapelle Not Gottes, in: GbllBergstraße 28, 1995, S. 127–147, Abb. 1, 4–6 (ambitionierte, mitunter jedoch fehlerhafte, in ihrer Weitschweifigkeit auch kuriose Bearbeitung eines Glasmalerei-Fundes mit fragwürdiger, auf Vergleiche mit Werken des 14. Jh. – u.a. Erfurt, Dom, Chorverglasung – gestützter Datierung um 1370/80; Hinweis auf ein mittelalterliches Butzenfragment aus demselben Fundkontext, Datierung 15. Jh.).
Nachweise
Fußnoten
- Zur schriftlichen Überlieferung zur Not-Gottes-Kapelle s. Müller 1937, S. 28f., und Norbert Wand, Die Wallfahrtsstätte »Zur Not Gottes bei Auerbach – eine mittelalterliche Einsiedelei mit Quellheiligtum, in: GbllBergstraße 28, 1995, S. 65–126, hier S. 67–71. ↑
- Wand 1995 (wie Anm. 1), S. 95f. – In der älteren Literatur wird der Bau in das 14. Jh. datiert; Dammann 1914, S. 25, und Einsingbach 1969, I, S. 110. ↑
- Bensheim, Museum der Stadt Bensheim (Dauerleihgabe aus dem Besitz von Prof. Dr. Norbert Wand, †). – Laut Karl Eigenbrodt, Die »Not Gottes« im Kirchenwald bei Auerbach (Hessen). Geschichte einer altchristlichen Stätte, Darmstadt 1896, S. 18f., wurden bereits bei der Grabung 1891/92 zum einen Bleiruten, zum anderen »Fensterüberreste« gefunden, die jedoch verschollen sind; vgl. hierzu Wand 1995 (wie Anm. 1), S. 92. ↑
- Schuch 1995 (s. Bibl.), S. 127; vgl. Wand 1995 (wie Anm. 1), S. 80f., 96. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ehemals Auerbach, Not-Gottes-Kapelle“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/120-1_ehemals-auerbach-not-gottes-kapelle> (aufgerufen am 26.11.2025)
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