Mater Misericordiae (Marburg, Elisabethkirche)

Mater misericordiae. Chor n II, 1/2a. Um 1260/70.
Katalog
Von Daniel Parello
Abmessungen
H./B.: 1a: 98/82 cm; 2a: 83/82 cm.
Inschrift
Im Architekturbogen die Bezeichnung in gotischen Majuskeln: • SANCTA • MARIA • MATER MISER(I)CORDIA.
Erhaltung
Die stilistisch misslungene Ergänzung des Mariengesichts trägt entscheidend zum modernen Erscheinungsbild der Figur bei, deren gesamte Rahmengestaltung der darüber befindlichen Elisabethfigur angepasst wurde. Der Nimbus, einige Gewandstücke, der quer verlaufende Bortenbesatz, der blaue Rankengrund sowie die Blattkapitelle sind Neuschöpfungen der Charlottenburger Werkstatt. Vom aufgemauerten Bogenfeld ist nur die umlaufende Inschrift original.
Ikonographie
Maria mit Krone und Schleier in aufrechter, frontaler Stellung hält ihren Sohn an Brust und Beinen. Christus scheint mit seinen ausgebreiteten Armen und den überkreuzten Beinen, den Blick dabei nach oben gerichtet, seine eigene Kreuzigung motivisch anzukündigen. In diesem ikonographischen Fingerzeig wird die Bezeichnung Marias als Mutter der Barmherzigkeit erst konkret: Denn Christus erbarmte sich der Menschheit und gab sein Leben zu ihrer Erlösung. Die Form der Bügelkrone und eine Palmettenborte als Zierstreifen am Gewand begegnen zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch im Brandenburger Evangelistar; eine Verwandtschaft der Typen besteht zum Buchrückenschmuck des sog. Kostbaren Evangeliars im Hildesheimer Dommuseum180.
Farbigkeit, Ornament
Die bandverzierten Säulenschäfte sind in unterschiedlichen Farben (links violett/gelb, rechts gelb/violett) ausgeführt. Falls dies kein bewusst gewähltes Gestaltungsmittel darstellt, müssen die Schäfte aus verschiedenen Feldern entnommen worden sein.
Bildnachweis
CVMA T 6085 (1a), 6224 (2a)
Nachweise
Fußnoten
- Braun-Niehr 2005, Taf. 8; Wulf 2003, I, S. 181–183, Nr. 4, II, Abb. 8. Die Erneuerung des Einbands datiert ins ausgehende 12. Jh. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 422 [= 1/2a. Mater Misericordiae]
Siehe auch
Extern
GND-Explorer (Objekt)
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Mater Misericordiae (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-22-01_mater-misericordiae-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-22-01
![Mater Misericordiae: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 1/2a Mater Misericordiae: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 1/2a](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/321-1-22-01_40.jpg)
