Mater Misericordiae (Marburg, Elisabethkirche)

 
Datierung
um 1240-1250
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

H./B.: 1a: 98/82 cm; 2a: 83/82 cm.

Inschrift

Im Architekturbogen die Bezeichnung in gotischen Majuskeln: • SANCTA • MARIA • MATER MISER(I)CORDIA.

Erhaltung

Die stilistisch misslungene Ergänzung des Mariengesichts trägt entscheidend zum modernen Erscheinungsbild der Figur bei, deren gesamte Rahmengestaltung der darüber befindlichen Elisabethfigur angepasst wurde. Der Nimbus, einige Gewandstücke, der quer verlaufende Bortenbesatz, der blaue Rankengrund sowie die Blattkapitelle sind Neuschöpfungen der Charlottenburger Werkstatt. Vom aufgemauerten Bogenfeld ist nur die umlaufende Inschrift original.

Ikonographie

Maria mit Krone und Schleier in aufrechter, frontaler Stellung hält ihren Sohn an Brust und Beinen. Christus scheint mit seinen ausgebreiteten Armen und den überkreuzten Beinen, den Blick dabei nach oben gerichtet, seine eigene Kreuzigung motivisch anzukündigen. In diesem ikonographischen Fingerzeig wird die Bezeichnung Marias als Mutter der Barmherzigkeit erst konkret: Denn Christus erbarmte sich der Menschheit und gab sein Leben zu ihrer Erlösung. Die Form der Bügelkrone und eine Palmettenborte als Zierstreifen am Gewand begegnen zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch im Brandenburger Evangelistar; eine Verwandtschaft der Typen besteht zum Buchrückenschmuck des sog. Kostbaren Evangeliars im Hildesheimer Dommuseum180.

Farbigkeit, Ornament

Die bandverzierten Säulenschäfte sind in unterschiedlichen Farben (links violett/gelb, rechts gelb/violett) ausgeführt. Falls dies kein bewusst gewähltes Gestaltungsmittel darstellt, müssen die Schäfte aus verschiedenen Feldern entnommen worden sein.

Bildnachweis

CVMA T 6085 (1a), 6224 (2a)

Nachweise

Fußnoten

  1. Braun-Niehr 2005, Taf. 8; Wulf 2003, I, S. 181–183, Nr. 4, II, Abb. 8. Die Erneuerung des Einbands datiert ins ausgehende 12. Jh.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 422 [= 1/2a. Mater Misericordiae]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Mater Misericordiae (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-22-01_mater-misericordiae-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-22-01

Mater Misericordiae: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 1/2aChor n II, 1/2