Erschaffung der (gefiederten) Tiere (Marburg, Elisabethkirche)

 
Datierung
um 1245-1250
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

H. 89 cm, B. 82 cm.

Inschrift

Auf dem Nimbus des Schöpfers in gotischen Majuskeln: D E U S.

Erhaltung

Der Verlust der gesamten unteren Hälfte ist auf die Instandsetzungsmaßnahmen Neiderts zurückzuführen, der das Feld zur Füllung der Lücken im Noli-me-tangere-Fenster SÜD II zurechtschnitt (vgl. Fig. 416). Der Rücken des jetzt frei stehenden Schöpfergottes berührte vor der Restaurierung den linken Rand. Vollständig erneuert sind die Randstreifen und der Rankengrund am oberen und linken Randbereich. Ergänzt sind weiterhin ein Großteil des Gockels und der Hinterlauf des Greifenpaars. Hauptkonturen und Teile der Außenseitenbemalung sind nachgezogen.

Ikonographie

Der Schöpfer steht links im Bildfeld mit zum Segen erhobener Rechter, in der Linken hält er eine geschlossene Schriftrolle. Ihm gegenüber schweben – zumeist in Paaren und übereinandergestapelt – die gefiederten Tiere: Hühner(?), Enten, Tauben, Falken, die legendenhaften Greifen. Mit dem beschnittenen Köpfen langhalsiger Wasservögel (Schwäne?) ist zwar noch ein weiteres gefiedertes Tierpaar gesichert, doch lässt dies nicht zwangsläufig darauf schließen, dass die Schöpfungsdarstellung auch im verlorenen Teil des Feldes auf gefiederte Tiere beschränkt blieb (Gn 1,20–23)127. Eine solche Anordnung begegnet z.B. im freilich ein Jahrhundert später entstandenen Schöpfungsfenster der Limburger Annenkirche, in dem Löwe, Stier und Hase ausschließlich auf Bodenniveau stehen, während die gefiederten Tiere darüber in der Luft flattern (vgl. Fig. 356). Auch die weiteren Genesisbilder vereinen mehrere Schöpfungstage in komprimierter Form, sodass sich das letzte heute verlorene Bildfeld damit ganz auf die Erschaffung des ersten Menschenpaares beschränkt haben könnte. Die paarweise Wiedergabe der erschaffenen Tiere ist ungewöhnlich und tritt sonst nur im Zusammenhang mit dem Bau der Arche Noah auf128.

Bildnachweis

CVMA T 6105, 6109 (DA), Großdia T 87/03

Nachweise

Fußnoten

  1. Haseloff 1907, S. 6, deutet sie als Pelikane, Bierschenk 1991,S. 107f., sieht in den neu hinzugefügten Störchen eine vermutlich richtige Ergänzung.
  2. Bierschenk 1991, S. 157, will dahinter den Einfluss der Lehre Hugos von St. Victor erkennen, der die Arche Noah als Sinnbild der Kirche bezeichnete.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 391 [= 1a. Erschaffung der (gefiederten) Tiere]

Siehe auch

Extern

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Erschaffung der (gefiederten) Tiere (Marburg, Elisabethkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/321-1-11-01_erschaffung-der-gefiederten-tiere-marburg-elisabethkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/321-1-11-01

Erschaffung der (gefiederten) Tiere: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 1aGottvater erschafft die gefiederten Tiere (Ausschnitt aus Abb. 259). (Ausschnitt)