Christkind und Marienfigur einer Anbetung (Kassel, Hessisches Landesmuseum)

 
Datierung
Mitte 15. Jahrhundert
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

Rheinland oder Westfalen/Niedersachsen,
Mitte 15. Jahrhundert.
H./B.: 12/10 cm (Christkind); 11/6,5 cm (betende Frau).
Inv. Nr. NT 393, 397.

Erhaltung

Das Kind zeigt vor allem auf den mit Silbergelb behandelten Partien fortgeschrittenen Lochfraß; im Durchlicht besitzt das Inkarnat ein fleckiges Erscheinungsbild. Das blaue Kopfstück einer weiblichen Figur ist außenseitig flächig verbräunt und daher kaum mehr lichtdurchlässig, innenseitig liegt ein graubrauner Wetterstein auf. Dort auch Kratzspuren von mechanischen Reinigungsversuchen. Das Glasstück ist gesprungen.

Ikonographie

Der Jesusknabe war offenbar Teil einer Anbetungsszene. Das nackte Kind dürfte seine Hände nach einer Stifterfigur oder einem Weisen einer Anbetung der Könige ausgestreckt haben. Eine nach links blickende nimbierte Heilige mit dem Ansatz eines weiteren Nimbus(?) unter ihren Händen muss nicht dem gleichen Bildzusammenhang entstammen, gehört jedoch technisch demselben Bestand an.

Technik, Stil, Datierung

Die virtuose Zeichnung der Köpfe besteht aus schwungvoll gespannten Konturen und einer kräftigen, aus den halbtrockenen Überzügen gestupften Modellierung, dabei sind innenseitig einzelne Lichter als parallele Linien mit Borstenpinsel, Nadel und Federkiel herausgekratzt. Nimbus und Gürtel(?) einer zweiten Figur sind mit Silbergelb behandelt. Der Typus des vollen und breit angelegten Kindergesichts mit hoch in der Stirn ansetzenden Locken gelangt wohl kurz vor der Wende zum 15. Jahrhundert aus dem Westen ins Rheinland, so im Rest einer Anbetungsszene im Westfenster des Altenberger Doms. Die vierpassförmige Nimbengestaltung kommt dem Typ der Anbetung auf dem Wernigeroder Altar nahe, der wohl etwa zur gleichen Zeit in einer niedersächsischen Werkstatt entstanden ist7. Doch liegen mit den beiden Kopffragmenten zu wenige Details vor, um von hier sicher auf die rheinische oder westfälische bzw. niedersächsische Herkunft des Glasmalers schließen zu können. Technisch ist die grobkörnige, aus dem nassen Überzug gestupfte Modellierung vor der Jahrhundertmitte schwerlich vorstellbar.

Bildnachweis

CVMA JJ 12847, MF 474f., Großdia JJ 01/215

Nachweise

Fußnoten

  1. Beeh 1990, S. 161–165, Nr. 41. Eine frühere Datierung (um 1390/95) wird neuerdings von Fitz 2001 vorgeschlagen.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 277 [= 15, 16. Christkind und Marienfigur einer Anbetung]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Christkind und Marienfigur einer Anbetung (Kassel, Hessisches Landesmuseum)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/313-1-04-01_christkind-und-marienfigur-einer-anbetung-kassel-hessisches-landesmuseum> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/313-1-04-01

Fragmente von Christkind und Maria einer Anbetung. Kassel, HLM, Nr. 15, 16. Westfalen oder Rheinland, Mitte 15. Jh.