Die Heilige Elisabeth pflegt Kranke (Kassel, Hessisches Landesmuseum)

 
Datierung
um 1430-1440
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

Niedersachsen oder Nordhessen (Kassel?), um 1430/40.
H. 46 cm, B. 36 cm (Rahmen: H. 58 cm, B. 44 cm).
Inv. Nr. 1908/457,2.

Erhaltung

Das Fragment ist in eine moderne Rechteckverglasung eingebettet. Wenige Ergänzungen an Nimbus und Gewand, partieller Verlust der Konturzeichnung. Außenseitig liegt geringer Lochfraß über dem Halbtonauftrag.

Ikonographie

Begleitet von einer Magd mit Kanne, wendet sich die Hl. Elisabeth einem Kranken zu, der vor ihr auf dem Bett liegt. In den Händen hält sie den Löffel und eine Schale mit Brei und gibt ihm davon zu essen. Der Genesende hält einen Wedel oder eine Fliegenklatsche(?) in den Händen. Die entsprechende Szene im Marburger Elisabethfenster (Chor süd II, 5a) zeigt bereits einen verwandten Aufbau, doch fühlt Elisabeth der Siechenden dort Puls und Körpertemperatur. Die in Grisaille gehaltene Darstellung war sicher Bestandteil eines einstmals umfassenden Zyklus mit Barmherzigkeitsbildern, die Wirken (und Leben?) der Heiligen zum Inhalt hatten.

Technik, Stil, Datierung

Die Modellierung ist ungewöhnlich kräftig, Lichter wurden aus den trockenen halbdeckenden bis deckenden Überzügen herausgewischt. Haupt- und Nebenkonturen sind in gleichbleibender Strichstärke gezogen. Weiche Linienverläufe und ein starker Hell-Dunkel-Kontrast sind dabei als formbestimmende Mittel angewendet. Der weiche Gewandstil ist auch für die Reste einer Maßwerkverglasung im Scheitelfenster der Pfarrkirche in Nettlingen/Niedersachsen bezeichnend, doch sind die Figuren hier herber charakterisiert3. Der tranige Typ mit breitem Gesicht, kleinem Mund und spitz zulaufendem Kinn ist in der Malerei Niedersachsens geläufig. Die Maria einer Verkündigung auf dem Bröckeler Retabel (um 1420/30) zeigt überdies wie die Magd neben Elisabeth die gleiche anatomische Besonderheit der ungewöhnlich dünnen und mehrfach gefältelten Halspartie4. Obwohl Vergleichsbeispiele heute fehlen, wird man mit der Verbreitung dieses Stilbildes auch im angrenzenden hessischen Territorium – hier wäre in erster Linie an die Residenzstadt Kassel zu denken – rechnen müssen. Die ausgeschriebenen und überzeichneten Formen, die Betonung von Augenfalten wie auch die sich prall abzeichnenden Brüste Elisabeths sprechen für eine Entstehung in der Spätphase des Weichen Stils.

Bildnachweis

CVMA JJ 12853, MF 477, Großdia JJ 01/219

Nachweise

Fußnoten

  1. Parello 2005, S. 509, Abb. 25.
  2. Wolfson 1992, S. 151–153, Nr. 51.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 276 [= 13. Die Heilige Elisabeth pflegt Kranke]

Siehe auch

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Personen

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Die Heilige Elisabeth pflegt Kranke (Kassel, Hessisches Landesmuseum)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/313-1-02-01_die-heilige-elisabeth-pflegt-kranke-kassel-hessisches-landesmuseum> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/313-1-02-01

Die Heilige Elisabeth pflegt Kranke: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 13