Rückgabe der Diebesbeute (Hersfeld, Stadtkirche)

 
Datierung
[ohne Datierung]
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Parello

Abmessungen

Ehemals Tuchschneiderfenster, Lhs. nord VIII, später stark beschnitten und als Kopfscheibe im gleichen Fenster wiederverwendet. Vor dem Einbau in die neue Wabenverglasung sind die Randstreifen entfernt worden.

Erhaltung

Das Feld ist nach außen stark eingedrückt. Trotz vielfacher Eingriffe in den Originalbestand ist die Szene gut lesbar geblieben. Die Inkarnattöne und das violette Farbglas sind außenseitig flächig verwittert, dort zeigt sich auch innenseitig starker Lochfraß, der dagegen an den blauen, gelben und roten Farbgläsern geringer ausfällt. Schwarzlotverluste auf roten und gelben Farbgläsern, innenseitige Rußablagerungen. Das Gesicht des Hl. Nikolaus wurde von Matheis nass doubliert und ist mittlerweile an den Klebestellen vergilbt.

Ikonographie

Das fragmentierte Feld zeigt den Hl. Nikolaus unter einem Giebel mit erhobener Segenshand und Bischofsstab, vor dem zwei Männer pralle Geldsäcke entleeren. Dargestellt ist die Rückgabe der Diebesbeute an den Juden, der vergeblich eine Skulptur des Heiligen hatte anfertigen lassen, um seinen Schatz vor Diebstahl zu bewahren (vgl. Benz 91979, S. 32f.). Das Bild stellt eine Fortführung jener hier zugehörigen Erzählung vom bestohlenen und bekehrten Juden dar, die sich in Kassel erhalten hat69. Im Tulenhaupt-Fenster des Freiburger Münsters (um 1330) wurde die Legende als Simultanbild zusammengefasst: Während der Jude dort mit einem Stock auf die Nikolausskulptur einschlägt, die im Übrigen in identischer Haltung wie in Hersfeld wiedergegeben ist, macht sich im Hintergrund der Dieb mit dem Geldsack aus dem Staub70.

Farbigkeit, Technik

Die Farbigkeit beruht im Wesentlichen auf dem wirkungsvollen Kontrast von hellblauem Grund und der Farbe Rot für Kasel, Diebesrock und Maßwerkgiebel. Nimbus, Krümme, Fialenkonsole und Rock des einen Diebes sind gelb, Pallium, Bischofsstab, Tunizella und Pontifikalhandschuhe bestehen aus weißem Glas. Violette Dalmatik, Blattkapitell und Münzen in – bräunlich korrodiertem – Gelb. Reicher Gebrauch von Silbergelb in Geldsack, Helm, Mitra und Giebelbalken.

Bildnachweis

CVMA K 12553, Großdia K 00/19 Foto Marburg 1522708, 1522715 (DA)

Weitere Angaben

Standort heute

Sakristei

Nachweise

Fußnoten

  1. Die Scheibe ist um die ursprünglich darunter befindliche Truhe beschnitten; so bereits Wille 1952, I, S. 125, 138, II, S. 103.
  2. Zum Freiburger Nikolauszyklus s. Geiges 1931/33, S. 141–148, Abb. S. 147.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 229 [= 1. Rückgabe der Diebesbeute]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Rückgabe der Diebesbeute (Hersfeld, Stadtkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/311-1-11-01_rueckgabe-der-diebesbeute-hersfeld-stadtkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/311-1-11-01

Rückgabe der Diebesbeute. Ehem. Lhs. N VIII. Hersfeld, Stadtkirche Sakristeifenster n III.Rückgabe der Diebesbeute: ES [= Erhaltungsschema] Sakristei n III, 1