Rechteckfelder mit Flechtbändern (Haina, ehemaliges Zisterzienserkloster)

Haina, Klosterkirche. Fenster n IV und n II in der Sockelzone des nördlichen Langhauses. Haina (?), um 1260/70 (Ausschnitt)
Katalog
Von Daniel Parello
Abmessungen
H./B.: 1a: 45/50 cm; 1b: 45,5/50 cm.
Erhaltung
Außenseitiger Lochfraß auf sämtlichen farblosen Gläsern. In Feld 1a sind bis auf einen originalen orangenen Zwickel sämtliche Farbgläser im 19. Jh. erneuert worden, in 1b dagegen nahezu alle Farbgläser mittelalterlich. Die Innenseite weist entlang von mechanischen Reinigungsspuren eine vermehrte Lochfraßbildung auf. Stellenweise hat sich mittelalterliches Blei erhalten.
Farbigkeit, Ornament
Blankverglasung. Vor einem hellblauen Hintergrund mit vertikalem, orangefarbenem Mittelstreifen ein Flechtbandmotiv aus farblosen Bändern: ein Scherengitter, das an den seitlichen Faltstellen in Halbkreise einbindet und an den diagonalen Schnittpunkten mit Vollkreisen verflochten wird. Letztere sind zusammen mit den seitlichen Halbkreisen sowie vertikal und horizontal verlaufenden Bändern verspannt. Die Vollkreise weisen einen umgekehrten Farbgrund auf, welcher der Logik des Farbprinzips widerspricht: Auf lediglich farblosem Grund liegen nun orangefarben hervorgehobene Schnittpunkte, offenbar, um dem Kolorismus der Komposition entgegenzusteuern. Vergleichbare Flechtbandmuster haben sich in der Abteikirche Saint-Serge in Angers, mit seitlichen Schlingelementen in der Kathedrale von Chalons-sur-Marne erhalten52. Farbige Blankverglasungen mit Flechtbandmustern finden sich hierzulande etwa in Koisdorf/Rheinland und in einer Kopfscheibe aus der Marburger Elisabethkirche (vgl. Fig. 466), desgleichen in Ornamentresten aus der Ritterstiftskirche Wimpfen im Tal53. Verloren ist die Okulusverglasung der Wetzlarer Stiftskirche (vgl. Fig. 644), die gleichfalls ein spezifisch zistzerziensisches Ornamentmotiv aufgriff.
Bildnachweis
Foto Marburg 1522875
Nachweise
Fußnoten
- Abb. bei Day 1897, S. 25, Abb. 13, und S. 27, Abb. 17. ↑
- Zu Koisdorf s. Oidtmann 1912, S. 130f. mit Abb. 193f. Die Wimpfener Scheiben heute im Hessischen Landesmuseum zu Darmstadt sowie in der Sammlung des Forschungszentrums für mittelalterliche Glasmalerei, Freiburg im Breisgau (Leihgabe Augustinermuseum); s. Beeh-Lustenberger 1967, Abb. 48f., bzw. 1973, S. 58, Nr. 60–63. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen / Daniel Parello unter Verwendung von Vorarbeiten von Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 3), Berlin 2008, 173 [= 1a/b. Rechteckfelder mit Flechtbändern]
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rechteckfelder mit Flechtbändern (Haina, ehemaliges Zisterzienserkloster)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/310-1-07-01_rechteckfelder-mit-flechtbaendern-haina-ehemaliges-zisterzienserkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/310-1-07-01



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