Muttergottes im Strahlenkranz mit Wappen und Stifter Philipp Drotz (Oberrod, Pfarrkirche)

 
Datierung
1517
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Katalog

Von Daniel Hess

Inschrift

Im oberen Drittel des Randstreifens in gotischer Minuskel: philippus · drotz · von · […]rler · m · ccccc · xvjj.

Erhaltung

Ein Stück des blauen Hintergrundes und zwei Stücke des blassgelben Randstreifens sind bei der letzten Restaurierung ergänzt worden. Ein weiteres Stück des Hintergrundes – das neben bzw. hinter dem Stifter befindliche Stück – ist seitenverkehrt bemalt und eingesetzt worden. Generell ist die Bemalung schlecht erhalten; z.T. ist sie bis auf das blanke Glas abgerieben.

Ikonographie

Ikonografie, Komposition: In der rechten Hälfte der Rundscheibe erscheint im Vordergrund das Wappen des Stifters, des Geistlichen Philipp(us) Drotz. Hinter dem Schild, der von Rot und Blau geteilt und mit einem goldenen Löwen belegt ist, steht Maria mit dem Kind auf ihrem Arm als Himmelskönigin in einem Strahlenkranz. Sie ist dem Stifter zugewandt, der in der linken Bildhälfte kniet. Der Boden besteht aus Fliesen, der Hintergrund aus Fiederrankenwerk.
Da das Wappen relativ groß ist und die Muttergottes zur Hälfte verdeckt, ist irrtümlich vermutet worden, es sei ein Flickstück aus einer zweiten, ähnlich gestalteten Rundscheibe14. In der Aufteilung des Bildfeldes ist die Komposition indes schlüssig, außerdem ist sie auch in anderen Werken der Zeit zu belegen15.

Ornament

Ornament, Farbigkeit, Technik: Blauer Fiederrankengrund; Wappen s. Ikonografie, Komposition. Die Figuren des Stifters und der Maria mit Kind sind in bräunlich getönter Grisaillemalerei mit Silbergelb und Eisenrot ausgeführt; der Strahlenkranz gelb.

Stil

Stil, Datierung: Aufgrund der Bemalungsverluste sind die Figuren der Muttergottes und des Stifters auf das Gerüst der Konturlinien reduziert und lassen ihre ursprünglichen malerisch-zeichnerischen Qualitäten nicht mehr erkennen. Da die Scheibe in ihrem Stilbild aber an die Kabinettscheibenmalerei der Zeit um 1500 anknüpft16, dürfte sie mit ihrem Entstehungsdatum 1517 einen vergleichsweise späten Ausläufer repräsentieren, ohne dass sich unmittelbar verwandte Werke benennen ließen17.

Weitere Angaben

Standort heute

verschollene oder verlorene Glasmalereien

Rundscheibe

Nachweise

Fußnoten

  1. Letzteres vermutete Gepa Spitzner, Mainz, in einem kurzen Gutachten aus dem Jahr 2005, das dem Verf. von den Kollegen der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.
  2. Vgl. z.B. die Wappenscheibenserie in Ingolstadt, Stadtmuseum (S. 472, Anm. 85).
  3. Vgl. etwa die bei Hess 1999, S. 62, zusammengestellte Scheibengruppe mit Werken in Eberbach (Abb. 19f.) und Oestrich (Abb. 261f.).
  4. Hingewiesen sei jedoch auf die Muttergottes im Strahlenkranz in Lich; CVMA Deutschland III,3, 2008, Fig. 345. Sie weist eine recht ähnliche Form des Mundes, ähnlich gerundete, schwere Lider und auch eine Krone aus Blättern auf. Zur Einordnung s. Parello 2008, S. 286–288.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 493 f. [= 3b. Muttergottes im Strahlenkranz mit Wappen und Stifter Philipp Drotz]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Muttergottes im Strahlenkranz mit Wappen und Stifter Philipp Drotz (Oberrod, Pfarrkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/231-1-01-01_muttergottes-im-strahlenkranz-mit-wappen-und-stifter-philipp-drotz-oberrod-pfarrkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/231-1-01-01

Muttergottes im Strahlenkranz mit Wappen und Stifter Philipp Drotz: ES [= Erhaltungsschema] Altarfenster südost II