Anbetung der Könige (Kronberg, Burgkapelle)

Anbetung der Könige (stark ergänzt). Chor s II, 2/3a/b. Mittelrhein, um 1440/50.
Katalog
Von Daniel Hess
Abmessungen
H.: 2a/b: 46,5 cm, 3a/b: 46 cm; B. jeweils 45 cm.
Erhaltung
Da die Scheiben in ihrer Höhe die zweite und dritte Zeile des zweibahnigen, fünfzeiligen Fensters nicht ausfüllen und überdies seitlich leicht beschnitten wurden, können sie nicht zum ursprünglichen Bestand gehören. Bis auf wenige Reste ist die gesamte Darstellung in den neunziger Jahren des 19. Jh. von begabter Hand kopistisch erneuert worden, wobei die formalen und maltechnischen Charakteristika dem Original und den oben erwähnten Vergleichsbeispielen so exakt entsprechen, daß zum Zeitpunkt der Erneuerung noch umfängliche Reste des Originals erhalten gewesen sein müssen.
Ikonographie, Komposition
Die Darstellung folgt der traditionellen Schilderung mit von rechts herantretenden Königen, von denen der erste kniet. Die Szene spielt jedoch nicht in einem Stall oder einer Hütte, sondern unter freiem Himmel, vor den Toren einer zwischen Hügeln gelegenen Burg oder Stadt, mit der Kronberg gemeint sein könnte.
Farbigkeit
Maria und Joseph tragen einen weißen Mantel über blauem bzw. blauviolettem Untergewand, Joseph überdies eine blaue Kopfbedeckung; Nimbus bei Maria gelb, bei Christus weiß und silbergelb, bei Joseph hingegen rot. Der kniende König trägt über bernsteingelbem Untergewand und braunen Beinlingen einen pelzverbrämten weißen Mantel; seine Bügelkrone liegt im Gras. Hinter ihm steht sein Begleiter in blauviolettem Gewand mit blauen Ärmeln und einem grünen Mantel mit goldener Schließe; Kopfbedeckung weiß mit goldenem Kronreif. Der Mohrenkönig hebt sich durch sein blaugraues Inkarnat und die durchgängig rote Gewandung mit schulterlangem Pelzüberwurf und schwerem Schwert an goldenem Gürtel hervor; er trägt ferner eine rote Kopfbedeckung mit goldener Krone und goldenen Wangenklappen. Deckelpokale und Trinkhorn goldgelb. Gras und Hügel in kühlem Grün, Architekturrahmen und Stadtansicht weiß, Himmel in kräftigem Blau mit gelbem Stern.
Stil, Datierung
In der eigentümlichen Gesichtsmodellierung mittels eines flächig gestrichenen Halbtons, aus dem die Lichter schematisch, bis zur geometrischen Formel erstarrend ausgewischt sind, erkennt man einen Manierismus, der seine Wurzeln in Werken wie den Glasmalereien der Frankfurter Leonhardskirche oder jenem Kreis um die Partenheimer Scheiben im Landesmuseum Darmstadt hat. Der Meister der Kronberger Anbetung gibt den Gesichtern etwas Holzschnitthaftes, indem er die Zeichnung ökonomisch auf die wichtigsten Linien beschränkt und diese nicht mehr überall durchzieht, sondern partiell nurmehr andeutet. Die breiter und kräftiger proportionierten Figuren und die härter knickenden, naturalistischer drapierten Gewänder vermitteln eine Körperhaftigkeit, wie sie für die Tafelmalerei um 1440/50 charakteristisch ist und über die erwähnten Glasmalereien hinausführt. Zu den Zusammenhängen mit den Glasgemälden in Wiesbaden und auf Burg Lahneck sowie der stilistischen Einordnung der Gruppe s. Kunstgeschichtliche Einleitung S. 56.
Bildnachweis
CVMA G 8887-8890, Details G 8891-8893, Großdia G 85-88
Nachweise
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 289 f. [= 2/3a/b. Anbetung der Könige]
Siehe auch
Extern
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Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Anbetung der Könige (Kronberg, Burgkapelle)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/213-1-01-01_anbetung-der-koenige-kronberg-burgkapelle> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/213-1-01-01

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