Schmerzensmann (Friedberg, Liebfrauenkirche)

 
Datierung
1476-1479
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

H. 72/76,5 cm, B. 48,5/48 cm.

Erhaltung

Neben dem im 19. Jh. durch Blankglas geschlossenen, durch Linnemann erneuerten rechten Bein einzelne Ergänzungen in Lendenschurz, Rahmung und Damastgrund. Die von Linnemann im Original belassenen, in der Bemalung jedoch stark reduzierten Füße durch Matheis 1958/59 erneuert. Im Inkarnat einige, den relativ großflächigen und einfachen Bleiriß verunklärende Sprungbleie; Bemalung partiell abgeplatzt. Fleckige Reste von Überzügen.

Ikonographie

Der mit einem Kelch sein Blut auffangende Schmerzensmann beruht auf Darstellungen der Gregorsmesse und deren eucharistischen Bedeutung; die Verbindung mit Maria und Johannes (letzterer erneuert) ist in der nordischen Kunst relativ selten und geht letztlich auf Kreuzigungsdarstellungen zurück. In Halbfigurenbildern wurde das Motiv durch den Kupferstich Martin Schongauers (L. 34), aber auch durch Plaketten nach einem Votivbild aus dem Multscher-Kreis aus dem Ulmer Wengenkloster (München, Alte Pinakothek) verbreitet52. Vergleichbare Darstellungen des stehenden Schmerzensmannes, allerdings ohne das Motiv des Blutkelches, lassen sich am Mittelpfeiler des Westportals des Ulmer Münsters (1429), im Zusammenhang mit der Heilig-Blut-Verehrung im Hochaltar der Rothenburger Jakobskirche (1466) sowie mit der Schmerzensmutter im Volckamer-Fenster der Nürnberger Lorenzkirche (um 1481) und in einem Glasgemälde der Hanauer Marienkirche (Abb. 198) nachweisen53.

Komposition

Wie Maria steht der gedrungene, kontrapostisch wiedergegebene Schmerzensmann in einem einfachen Tabernakel auf einer polygonalen Blattwerkkonsole.

Farbigkeit

Christus mit weißbraunem Inkarnat und weißem Lendenschurz fängt das in schweren, roten Tropfen austretende Blut in einem silbergelben Kelch auf. Liliennimbus gelb; Konsole rosaviolett, Rahmung weiß und Bekrönung gelb mit rotviolettem Hängeschlußstein.

Bildnachweis

CVMA A 10275, 10278, Detail A 10294, Großdia A 177, 179

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. hierzu Tilman Falk, in: Kat. Ausst. München 1991, Nr. 34.
  2. Zu Ulm vgl. Manfred Tripps, Hans Multscher, seine Ulmer Schaffenszeit 1427-1467, Abb. 32f., zu Nürnberg Frankl, 1956, Abb. 159.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 210 f. [= 10/11b. Schmerzensmann]

Siehe auch

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Schmerzensmann (Friedberg, Liebfrauenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/208-1-03-08_schmerzensmann-friedberg-liebfrauenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/208-1-03-08

Schmerzensmann: ES [= Erhaltungsschema] Chor süd II, 10-11a-bSchmerzensmann. Ausschnitt aus Abb. 149.