Hl. Juliana (?) (Friedberg, Liebfrauenkirche)

 
Datierung
1476-1479
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

H. 74,5/72,5 cm, B. 48 cm.

Erhaltung

7b komplett erneuert. Die weibliche Heilige befand sich bis 1899 in Fenster nord II, wobei nurmehr das obere Feld erhalten war. In 8b Ergänzungen in Gewand, Hintergrund und Bekrönung nach altem Befund. Bemalung kaum beeinträchtigt. Umfangreiche Außenbemalung im Gewand.

Ikonographie

Da Linnemann der Heiligen auf der unteren, vollständig erneuerten Scheibenhälfte einen Drachen zugefügt hat, gilt die Heilige heute allgemein als Margareta49. Da diese den Drachen nicht mit einer Geißel, sondern mit einem Kreuz gebändigt hatte, handelt es sich hier wohl um die Hl. Juliana, die den von ihr an einem Strick geführten Teufel mit einer Geißel oder Kette zähmte50. Auf der unteren Scheibenhälfte dürfte daher ursprünglich eine Teufelsgestalt dargestellt gewesen sein, die die Heilige mit ihrer Linken an einem Strick führte. Nicht auszuschließen ist aber auch eine Darstellung der Maria Magdalena als Büßerin51.

Komposition, Farbigkeit

In einem von weiß bis zartblau verlaufenden Untergewand und weißen Mantel mit rotem Futter steht die Heilige vor dem blauen Damastgrund. Nimbus, Gürtel, Mantelschließe und Peitschenstab gelb; rote, mit weißem Tuch umwickelte Haube. Inkarnat weiß, Haare silbergelb. Kapitelle und Hängeschlußstein der Bekrönung braungelb.

Bildnachweis

CVMA A 10269, 10272, Großdia A 311

Nachweise

Fußnoten

  1. Gerstenmaier (s. Bibl.), 1986, S. 59f. überliefert, daß Linnemann in der Hand der Heiligen ein Kettenglied zu erkennen glaubte, das auf einen Drachen schließen ließ. Auf den Vorzustandsphotos von 1896 läßt sich ein solches jedoch nicht ausmachen.
  2. Als Vergleichsbeispiel bietet sich ein aus Wimpfen stammender, bis zu seiner Vernichtung 1944 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt bewahrter Heiligenteppich (um 1450-75) an; vgl. hierzu zuletzt Cantzler, 1990, S. 195f., Abb. 7a, b.
  3. 51 Ohne Begründung postuliert von Kratz (s. Bibl.), 1909, S. 26. Während die Haube für Darstellungen des späten 15. Jh. typisch ist, tritt die Geißel erst ab dem 16. Jh. als Attribut der Heiligen auf. Auf der unteren Scheibenhälfte könnten ursprünglich zusammengekauerte Dämonen dargestellt gewesen sein, wie diese bislang allerdings nur in zwei Beispielen um 1250 nachweisbar sind: auf einem Glasgemälde im Freiburger Münster (Geiges, Abb. 207) und am Südportal der Wetzlarer Marienkirche (Kopie); vgl. Marga Janssen, Maria Magdalena in der abendländischen Kunst, unpublizierte Phil. Diss. Freiburg i. Br. 1961, S. 283.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 210 [= 7/8b. Hl. Juliana (?)]

Siehe auch

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hl. Juliana (?) (Friedberg, Liebfrauenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/208-1-03-06_hl-juliana-friedberg-liebfrauenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/208-1-03-06

Hl. Juliana (?): ES [= Erhaltungsschema] Chor süd II, 8bHl. Juliana(?). Ausschnitt aus Abb. 145.