Jakob und Esau (Oppenheim, Katharinenkirche)

 
Datierung
um 1480/85
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H. 72 cm, B. 54 cm. – Feld 8b. – Hunecke 1988, S. 231–233; Rauch 1994, I, S. 71, Nr. 4; Rehm 1999, Nr. 314.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort mit Nr. 13, 15f. in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt (s. S. 382).

Inschriften

Am linken unteren Bildrand in gotischer Minuskel erläuternd die Worte: le(n)tis ob ardore(m) p(ropr)iu(m) (nach der Bildunterschrift zur Darstellung von Jakob und Esau in der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia pauperum; Fig. 324). Am unteren Rand 1888 falsch hinzugefügt: <Knappen in einer Burg vorm Feuerheerd>.

Erhaltung

Die Scheibe war schon in Geisenheim nicht mehr intakt, indem dort am rechten oberen Bildrand ein Stück des Hintergrundes und des Himmels fehlte (Fig. 295). Diese beiden Stücke wurden 1888 ebenso ergänzt, wie der gesamte rechte Rand damals erneuert wurde und größere Teile der Gehäusearchitektur neu geschaffen wurden.

Ikonografie, Komposition

Wie erst in jüngerer Zeit nachgewiesen werden konnte, stellt die Szene mit zwei Jünglingen am Feuerherd den Verkauf des Erstgeburtsrechts Esaus an seinen Bruder Jakob dar (Gn 25,29–34)419. Esau, der Ältere, kehrte hungrig vom Feld heim und begehrte das »rote Gericht« zu essen, das Jakob gekocht hatte; Jakob nutzte diese Schwäche Esaus aus, indem er ihm das Essen, das sprichwörtliche Linsengericht, gegen den Schwur überreichte, dass Esau ihm seine Erstgeburt verkaufe. Die erläuternde Beischrift fasst die Erzählung sinngemäß mit den Worten »Das Eigentum gegen das Verlangen nach Linsen« zusammen. Wie in der Darstellung der Biblia pauperum spielt die Szene sich innerhalb eines nach zwei Seiten offenen Gebäudes mit Stufengiebel ab, in dem die modisch herausgeputzten Jünglinge vor einem Kamin stehen und Jakob dem Esau eine Schale mit dem Gericht überreicht (vgl. Fig. 324). Alttestamentlicher Typus zu Nr. 16.

Farbigkeit

Grisaille in graubraunem Grundton mit Rot und Violett für die Gewänder Esaus und Jakobs sowie Silbergelb für die Haare der Jünglinge und den Maßwerkkamm auf dem Dach.

Bildnachweis

Worms, StA, Nr. M 1179a; CVMA A 10917, A 10973 (Detail)

Nachweise

Fußnoten

  1. Die richtige Deutung der Darstellung erstmals bei Hunecke 1988, S. 143f., 232. Zu den älteren Deutungen s. Rehm 1999, S. 254, Anm. 52.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 393 f. [= 14. Jakob und Esau]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Jakob und Esau (Oppenheim, Katharinenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/134-1-17-14_jakob-und-esau-oppenheim-katharinenkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/134-1-17-14

Jakob und Esau: ES [= Erhaltungsschema] Qhs. n VII, Nr. 14Musizierendes Paar (Ausschnitt aus Abb. 213). Vermutlich Werkstatt Beiler, Heidelberg, 1888