Saul lässt die Priester von Nob töten (Oppenheim, Katharinenkirche)

 
Datierung
um 1480/85
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H. 74 cm, B. 55 cm. – Feld 3b. – Hunecke 1988, S. 160–163; Rauch 1994, I, S. 77, Nr. 16; Rehm 1999, Nr. 295.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster, Kreuzgang(?).

Inschriften

Auf dem Zierstreifen am rechten Ärmel des Henkers sind die Buchstaben A E zu lesen. Am unteren Rand 1888 falsch hinzugefügt: <Ahab tödtet die Propheten. (I Könige 18,3.)>

Erhaltung

Von einem Flickstück am unteren Rand und einigen wenigen, mit Notbleien gesicherten Sprüngen abgesehen vollständig originaler Bestand.

Ikonografie, Komposition

Die blutrünstige Darstellung der Tötung einer Gruppe von Priestern ist in der Literatur sehr unterschiedlich identifiziert worden, wobei weder ihre Benennung nach der Inschrift von 1888 noch der Vorschlag von Ivo Rauch, in ihr die Bestrafung der abtrünnigen Israeliten nach der Anbetung des Goldenen Kalbes (vgl. Nr. 11) zu sehen, zu halten ist. Stattdessen ist, wie bereits Irmgard Hunecke richtig erkannt hat, die Hinrichtung der Priester von Nob auf Geheiß des Königs Saul dargestellt (I Sm  22,6–23), d.h. jene Szene, die in der typologischen Literatur als Präfiguration des Kindermordes von Bethlehem fungiert413. Die Komposition ist in ihrer Zweiteilung – links Saul mit Getreuen, rechts der Henker und mehrere Priester, darunter ein Kreuzbruder – wiederum eng mit der Darstellung in der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia pauperum verwandt; in die Figur Sauls sind zudem gestalterische, vor allem kostümliche Elemente der Herodes-Figur eingeflossen414.

Farbigkeit, Technik

Grisaille mit farbigen Akzenten. Wie in Nr. 11 erscheinen die Figuren unter blauem Himmel in grauer, hügeliger Landschaft in weißen bzw. grauen sowie roten, blauen und violetten Gewändern; mit Silbergelb hinterlegt sind Haare, ausgezeichnete Gewandteile, der Stab Sauls und der Schwertgriff des Henkers. Oberkörper und Kopf der Figur bestehen aus einem einzigen roten Glasstück mit verlaufendem Überfang, und durch das rückseitig aufgetragene Silbergelb leuchtet ihr Haupthaar in Orange.

Bildnachweis

Worms, StA, Nr. M 1176a; CVMA A 10897, A 10956f. (Details), Großdia A 185

Nachweise

Fußnoten

  1. Hunecke 1988, S. 136, 161f. Vgl. auch Rehm 1999, S. 253, Anm. 51 (zur Deutung der Szene in der älteren Literatur).
  2. Vgl. Henry 1987, Abb. S. 60.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 392 f. [= 12. Saul lässt die Priester von Nob töten]

Siehe auch

Extern

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Saul lässt die Priester von Nob töten (Oppenheim, Katharinenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/134-1-17-12_saul-laesst-die-priester-von-nob-toeten-oppenheim-katharinenkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/134-1-17-12

Saul lässt die Priester von Nob töten: ES [= Erhaltungsschema] Qhs. n VII, Nr. 12