Zerstörung des goldenen Kalbes (Oppenheim, Katharinenkirche)

 
Datierung
um 1480/85
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H. 74 cm, B. 55 cm. – Feld 4b. – Hunecke 1988, S. 173–176; Rauch 1994, I, S. 77, Nr. 15; Rehm 1999, Nr. 299.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort mit Nr. 8–10 in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt (s. S. 382).

Inschriften

Im Hintergrund auf dem Spruchband Christi-Gottvaters in gotischer Minuskel: dabo · t(ibi) · duas · [unverständlich: tall]tabulas · lapideas (nach Ex 24,12). Des Weiteren finden sich auf Zierstreifen und Säumen der Gewänder mehrerer Figuren einzelne Buchstaben. Am unteren Rand 1888 hinzugefügt: <Rückehr [sic!] Moses vom Berge Sinai.>

Erhaltung

Vorzüglich; im Kern vollständig originaler Bestand.

Ikonografie, Komposition

In dem Feld sind zwei Geschehnisse simultan dargestellt: Im Hintergrund ist Gottvater auf dem Berge Sinai zu sehen, wie er Moses die Übergabe der Gesetzestafeln ankündigt (Ex 24,12). Im Vordergrund liegen die steinernen Tafeln, die Moses nach seiner langen Unterredung mit Gott erhalten hatte (Ex 31,18), zertrümmert am Boden, da er nach seiner Rückkehr sehen musste, dass die abtrünnigen Israeliten in der Zwischenzeit ein goldenes Götzenbild errichtet hatten (Ex 32,1–6). Wutentbrannt zerbrach Moses, der hier stehend, auf das Götzenbild weisend dargestellt ist411, die Tafeln und ließ das Goldene Kalb zerstören (Ex 32,19f.). Die Komposition der Darstellung ist eng mit der entsprechenden Szene in der 40-seitigen Blockbuchausgabe der Biblia pauperum verwandt und diente, wie dort, als Präfiguration einer Darstellung des Götzensturzes, die einst vorhanden gewesen sein muss (s. hierzu Nr. 9)412.

Farbigkeit

Grisaille mit farbigen Akzenten. Unter blauem Himmel in grauer, hügeliger Landschaft erscheinen die Figuren in violetten, blauen und roten Obergewändern; mit Silbergelb hinterlegt sind Haare und ausgezeichnete Gewandteile einzelner Figuren, der Stab Moses’, dessen Hörner, Basis und Kapitell der Säule und das auf ihr stehende Goldene Kalb, der Hammer der Figur rechts und Details der Darstellungen im Mittel- bzw. Hintergrund.

Bildnachweis

Worms, StA, Nr. M 1174b; CVMA A 10901, A 10961 (Detail), Großdia A 188

Nachweise

Fußnoten

  1. Rauch 1994, I, S. 77 (Nr. 15), erkennt in der gehörnten Figur fälschlich Aaron, während er Moses mit der knienden Figur mit Hammer und Meißel identifiziert.
  2. Hunecke 1988, S. 138; Rehm 1999, S. 253.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 392 [= 11. Zerstörung des goldenen Kalbes]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Zerstörung des goldenen Kalbes (Oppenheim, Katharinenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/134-1-17-11_zerstoerung-des-goldenen-kalbes-oppenheim-katharinenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/134-1-17-11

Zerstörung des goldenen Kalbes: ES [= Erhaltungsschema] Qhs. n VII, Nr. 11