Verleugnung Petri (Oppenheim, Katharinenkirche)

 
Datierung
um 1435-1440
Fenster
Chorfenster I
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H./B.: 5b: 65/74,5 cm; 6b: 67,5/74,5 cm.

Inschriften

In 5b und 6b findet sich je eine Restaurierungsinschrift. Auf dem Schwert des Petrus in 5b: [RE]NOVAT(UR) 1857; in 6b auf der Architektur im Hintergrund: RENOVAT(UR) A(nn)o Dom(ini) 1857. In 6b ferner mehrere Graffiti (von oben nach unten): J Vatsch 1982 / Koppert. / Christian Horn 1900 / W. Resch 45.

Erhaltung

Auch wenn in 5b nur die Figur des Hl. Petrus mit Teilen der Umgebung und in 6b nur Schultern und Nimbus des Heiligen sowie die Köpfe der Schergen und Teile der Hintergrundarchitektur zum mittelalterlichen Bestand gehören, so sind beide Scheiben doch kein Pasticcio, wie Ivo Rauch und der Verf. angenommen haben347, sondern überliefern im Kern wohl jene Darstellung, zu der sie 1857 durch die Hinzufügung des Hahns am linken Rand in 6b ergänzt worden sind, die Verleugnung Petri. Die originalen Gläser weisen Lochfraß, Verbräunungen und außenseitige Korrosionsschichten auf; die Bemalung ist vor allem in Kopf und Nimbus des Hl. Petrus schlecht erhalten bzw. z.T. überarbeitet worden. In 6b ist der Helm des im Vordergrund stehenden gerüsteten Schergen 1982 doubliert worden, wobei der Klebstoff bereits 1997 »leichte Vergilbungen« zeigte348.

Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition

Die Bestandsaufnahmen der Felder 5/6b (Kartons Nr. 6f.) zeigen den Hl. Petrus am linken Rand einer Gehäusearchitektur, wo er mit drei gerüsteten Schergen in ein Gespräch verwickelt war; das Gehäuse mit nach links fluchtendem Mauerwerk besaß im Hintergrund violette Arkaden, wie sie auch noch erhalten sind, und eine ursprünglich gelb/grüne Kassettendecke und passte als Architektur zur Szene der Geißelung Christi (Fig. 277). Es ist daher anzunehmen, dass die Darstellung das Gespräch zwischen Petrus und den Knechten des Hohenpriesters nach Io 18,25–27 wiedergibt, in dem Petrus Christus mehrere Male verleugnet: »Spricht einer von des Hohenpriesters Knechten, ein Verwandter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm? Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn«. Der Bezug der Darstellung auf ebendiese Stelle im Johannes-Evangelium würde zwanglos erklären, weshalb Petrus ein Schwert trägt, und ließe darüber hinaus in der rechts folgenden Fensterbahn das Verhör Christi durch Pontius Pilatus vermuten (Io 18,28ff.).

Ornament, Farbigkeit

Der Hintergrund erneut rot (Muster III,9). Petrus in blau/rotem Gewand, das Schwert mit weißbraunem Griff, der Nimbus gelb; die Schergen in graublauen Rüstungen, einer mit gelber Lanze; die Architekturteile violett.

Bildnachweis

CVMA A 59/85, A 59/109 (Detail), G 9069, 9071 (vR), G 9420, 9422 (nR), G 9450 (nR, Detail), Großdia G III 125f.

Nachweise

Fußnoten

  1. Rauch 1997, S. 97, 106; Gast 2004, S. 204.
  2. Rauch 1997, S. 107.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 372 f. [= 5/6b. Verleugnung Petri]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Verleugnung Petri (Oppenheim, Katharinenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/134-1-16-05_verleugnung-petri-oppenheim-katharinenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/134-1-16-05

Verleugnung Petri: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 5/6bKopf eines Soldaten (Ausschnitt aus Abb. 107). Ehemals Westchor. Mittelrhein, um 1435/40Kopf des Hl. Petrus (Ausschnitt aus Abb. 107). Ehemals Westchor. Mittelrhein, um 1435/40