Gefangennahme Christi (Oppenheim, Katharinenkirche)

Gefangennahme Christi. Chor I, 11/12b. Ehemals Westchor. Mittelrhein, um 1435/40
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
H. 65 cm, B. 74,5 cm.
Erhaltung
Nur der untere Teil der zweizeiligen Darstellung (11/12b) enthält in den Figuren von Christus und Judas in größerem Umfang mittelalterliche Reste. Ergänzt sind die rechte Hand Christi, der linke Arm des Judas, zwei Stücke des Judas-Gewandes und, abgesehen vom Kopf, der Körper des am Boden liegenden Malchus. Alle mittelalterlichen Gläser sind stark korrodiert und in ihrer Bemalung schlecht erhalten.
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition
Nachdem der Verräter Judas die Häscher zu Christus geführt hatte (s. 12a), gab er ihnen durch einen Kuss zu erkennen, wen sie gefangen nehmen sollten; dargestellt ist zum einen dieser Moment des Verrats, zum anderen als Nebenszene die Heilung des Malchus, dem Petrus ein Ohr abgeschlagen hatte (Mt 26,47–56; Mc 14,43–52; Lc 22,47–53; Io 18,1–11). Wie die Darstellung Christi am Ölberg lässt sich auch die Gefangennahme in zwei oder in drei Bahnen und in zwei Zeilen rekonstruieren, wobei die Bestandsaufnahme des Feldes (Karton Nr. 2) am rechten Rand Flickungen aufweist, die auf einen dort einmal vorhandenen architektonischen Rahmen hinweisen könnten. Sollten die Flickungen sich in diesem Sinne interpretieren lassen, wäre die Rekonstruktion einer dreibahnigen Gefangennahme Christi ausgeschlossen, da die Christus-Judas-Gruppe in ihr mit Sicherheit die Mitte gebildet und nicht rechts gestanden hätte. Letztlich bleibt es aber fraglich, wie die Darstellung zu ergänzen – im Hinblick auf Malchus z.B. mit einer Figur des Hl. Petrus mit dem Schwert344 – bzw. zu rekonstruieren ist.
Farbigkeit, Technik
Christus in langem grauvioletten Gewand, Judas in gelbem Gewand mit roter Tasche und rotem Haaransatz; links oben ein blaues Gewandstück, das zu einer verlorenen, ursprünglich neben der Christus-Judas-Gruppe erscheinenden Figur des Hl. Petrus(?) gehört hat. Der blutüberströmte Kopf des Malchus wurde mit viel Sinn für den krassen Effekt aus einem weißen Glas mit verlaufendem Rotüberfang gearbeitet.
Bildnachweis
CVMA A 59/83, A 59/121 (Detail), G 9081 (vR), G 9432 (nR), G 9453 (nR, Detail), Großdia G III 133
Nachweise
Fußnoten
- Rauch 1997, S. 97, 106, 112; Gast 2004, S. 204. Die dort geäußerte Annahme, dass die Petrus-Figur in 5/6b zur Gefangennahme Christi gehört hat, ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach falsch, da die zeichnerischen Aufnahmen beider Felder Petrus an der Schwelle zu einer Kastenarchitektur zeigen, die nicht zur Szene der Gefangennahme passt (Fig. 277). ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 371 [= 11b. Gefangennahme Christi]
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Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gefangennahme Christi (Oppenheim, Katharinenkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/134-1-16-02_gefangennahme-christi-oppenheim-katharinenkirche> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/134-1-16-02
![Gefangennahme Christi: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 11b Gefangennahme Christi: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 11b](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/134-1-16-02_22.jpg)
