Hl. Nikolaus (Mainz, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum)
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Mittelrhein (Mainz?), um 1515.
Monolith, Durchmesser 16,5 cm. – Inv. Nr. M 2696.
Um 1992 aus der Pfarrkirche in Heldenbergen (Main-Kinzig-Kreis) in das Museum überführt.
[Zur Frage des ursprünglichen Standorts] Siehe hierzu bereits Nr. 3. Nordhofens Hinweis auf einen 1655 existierenden Altar zu Ehren des Hl. Nikolaus ist zu ergänzen: Bereits 1515 gab es in Heldenbergen eine Nikolaus- und Katharinenpfründe, auf die in jenem Jahr der Vikar Conrad aus Mainz von dem Mainzer Domdekan Lorenz Truchseß von Pommersfelden präsentiert wurde17. Die Darstellung des Hl. Nikolaus auf der Rundscheibe stimmt sowohl inhaltlich als auch zeitlich mit dem Altartitel überein, sodass deren ursprünglicher Standort in Heldenbergen zu vermuten ist.
Erhaltung
Die Bemalung berieben, vor allem im Heiligengewand, dort vermehrt Schwarzlotausbrüche.
Ikonografie, Komposition
Der Bischofsheilige in pontifikalen Gewändern, mit Stab in seiner rechten, Buch und Goldklumpen in seiner linken Hand, auf einer hügeligen Grasnarbe vor einer weiten Landschaft stehend, die von einem gemalten Rahmen eingefasst wird. Dieser wird oben von Nimbus, Mitra und Stab, unten von dem Grashügel überschnitten, wodurch der additive Charakter der Komposition deutlich zum Vorschein kommt.
Farbigkeit, Technik
Grisaillemalerei mit Silbergelb für Mitra und Kreuz, Bischofsstab, Buch und Goldklumpen sowie für den Nimbus.
Stil, Datierung
Im Gegensatz zu Nr. 3 ist die Scheibe mit der Figur des Hl. Nikolaus von einem Glasmaler angefertigt worden, der einen individuellen, in der Charakterisierung des Heiligen und in Details wie den Blumen im Vorder- und dem Bäumchen im Mittelgrund recht skizzenhaften Zeichenstil pflegte. Wenn dabei die Platzierung der Figur auf einer Grasnarbe und die Wölkchen am Himmel altertümlich anmuten, indem sie noch an Werke des späten 15. Jh., nicht zuletzt im Vor- und Umfeld des Mittelalterlichen Hausbuchs erinnern18, so spricht die skizzenhafte Anlage des Heiligenkopfes entschieden für eine Entstehung im frühen 16. Jh. Vorausgesetzt, die Scheibe wurde für Heldenbergen geschaffen, wäre es möglich, dass sie im Zusammenhang mit der Neubesetzung der Nikolaus- und Katharinenpfründe 1515 von jenem Mainzer Vikar gestiftet wurde. So gesehen wäre sie ein rares Zeugnis für die Mainzer Glasmalerei am Anfang des 16. Jh. (s. hierzu Kunstgeschichtliche Einleitung S. 64).
Bibliografie
Adamy 1895, S. 132 (Lokalisierung in den Vorgängerbau der Heldenbergener Kirche und Datierung ins 16. Jh.); Nordhofen 1989 (s. Bibl. zu Nr. 3), S. 128 (begründet die Herkunft der Scheibe »aus der alten gotischen Pfarrkirche« mit der Existenz eines 1655 erwähnten Nikolaus-Altars).
Bildnachweis
CVMA G 8817
Nachweise
Fußnoten
- Darmstadt, HStA, Best. A 3, Nr. 151/35. ↑
- Entsprechend stilisierte Wolkenbildungen sind in zahlreichen Werken der Zeit wiederzufinden, auf Tafelbildern ebenso wie in Buchmalereien, wobei hier lediglich auf die Miniaturen im Statutenbuch des St. German- und Moritzstiftes in Speyer (Speyer, LA, Sign. F1/81, fol. 2r/v) hingewiesen sei; vgl. AK Karlsruhe 2001, S. 372f., Nr. 214 (Marcus Dekiert). ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 192 f. [= 4. Hl. Nikolaus]
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Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hl. Nikolaus (Mainz, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/132-2-02-02_hl-nikolaus-mainz-bischoefliches-dom-und-dioezesanmuseum> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/132-2-02-02