Hl. Bischof (Wolfgang?), Hl. Sebastian (Seeheim, Pfarrkirche)

 
Datierung
um 1500
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Erhaltung

Im Gewand des Bischofs und am Boden sind größere Partien einschließlich der verlorenen Inschrift ergänzt. Die Figuren sind durch zahlreiche, mit Sprungbleien geflickte Sprünge in ihrer Komposition gestört; an den hellen Gläsern ist außenseitig leichter Lochfraß festzustellen. Die Braunlot-Bemalung ist mitunter blättrig und vereinzelt abgängig. Bleinetz neu (Restaurierung 1959/60?).

Ikonografie, Komposition

Da mehrere heilige Bischöfe – u.a. auch der Mainzer Bistumsheilige Martin13 – ein Kirchenmodell als Attribut aufweisen, ist der hier dargestellte Bischof nicht zweifelsfrei zu identifizieren. Es dürfte sich aber am ehesten um den Hl. Wolfgang handeln, dem in Seeheim eine abgegangene Kapelle geweiht gewesen sein soll14. Ein unmittelbares Vorbild für die Komposition der Figur lässt sich ebenso wenig benennen wie für die Darstellung des Hl. Sebastian, dessen tänzerische Haltung und hinter den Rücken gebundener rechter Arm freilich an die Sebastiansfigur des Meisters E.S. erinnern (L. 158)15.

Farbigkeit, Technik

Die Figuren auf graugrünem Fliesenboden stehend; der Hl. Bischof in blaugrauer Dalmatik und rotem Pluviale, Inkarnat weiß, Haare silbergelb, auch Mitra, Nimbus, Bischofsstab und Kirchenmodell weiß bzw. silbergelb; der Hl. Sebastian mit silbergelbem Lendentuch bekleidet, Inkarnat weiß, Haare, Nimbus, Pfeile und Baumstumpf silbergelb; Modellierung der Binnenformen und Zeichnung mit braunem Lot.

Stil, Datierung

In ihrem kleinen Format, der dadurch beschränkten Farbpalette bei zugleich vermehrtem Einsatz von Silbergelbmalerei steht die Scheibe der Kabinettscheibenproduktion am Mittelrhein um 1500 nahe. Auffallend ist vor allem die skizzenhafte Gestaltung der Köpfe beider Heiligen, die mit unsicheren, suchenden Strichen angelegt sind. Sie erinnern darin an die etwas jüngere, um 1515 entstandene Darstellung des Hl. Nikolaus aus Heldenbergen (s. S. 192f., Abb. 73), dessen Gesicht mit ähnlichen gestalterischen Mitteln gezeichnet und charakterisiert worden ist.
Mittelrhein (Mainz?), um 1500.

Bildnachweis

CVMA G 8826, Großdia G III 89

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. die Halbfigur im Tympanon des romanischen Portals der Memorie im Mainzer Dom und die Skulptur am Sakristeiportal desselben Baues; Kautzsch/Neeb 1919, Taf. 71 (Memorie), Taf. 66 (Sakristei).
  2. Vogel (1978) (s. Bibl.), S. 13.
  3. Höfler 2007, II, Abb. 158.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 435 [= 4b. Hl. Bischof (Wolfgang?), Hl. Sebastian]

Siehe auch

Extern

GND-Explorer (Objekt)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hl. Bischof (Wolfgang?), Hl. Sebastian (Seeheim, Pfarrkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/115-1-01-01_hl-bischof-wolfgang-hl-sebastian-seeheim-pfarrkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/115-1-01-01

Hl. Bischof (Wolfgang?), Hl. Sebastian: ES [= Erhaltungsschema] Lhs. s VI