Völkerschauen
Ereignis
Was geschah
Schon in der Folge der ersten Entdeckungsreisen im 15. und 16. Jahrhundert wurden Menschen aus fernen Ländern nach Europa gebracht, um sie dem heimischen Publikum zu präsentieren. Fürsten nutzen dieses, um ihren Reichtum zeigen. So ließ Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel (1720–1785) ab 1781 im Bergpark Wilhelmshöhe ein chinesisches Dorf errichten, in dem allerdings Afrikanerinnen arbeiten mussten.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm das „Zurschaustellen“ von Menschen weiter zu und erreichte mit den „Völkerschauen“, die der Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck (1844–1913) ab den 1870er Jahren organisierte, seinen Höhepunkt. „Völkerschauen“ waren Massenveranstaltungen, die weite Teile der Bevölkerung ansprechen sollten und von Tausenden besucht wurden. Es waren vor allem kommerzielle Unternehmungen, die dem europäischen Publikum durch ausgefeilte Inszenierungen und Ausstattungen das „echte“ Leben fremder Völker zeigen wollten. Oft wurden alltägliche Szenen dargestellt und dabei die Klischees und Vorurteile bedient, die in der Bevölkerung schon vorhanden waren. Gleichzeitig wurden die Ausgestellten zum Gegenstand „wissenschaftlicher“ Untersuchungen, vor allem für anthropologische „Vermessungen“. Die Schauen waren in der Regel nicht nur an einem Ort zu sehen, sondern in verschiedenen deutschen Städten und auch im benachbarten Ausland.
Seit dem Ende der 1890er Jahre gab es Gesetze in den deutschen Kolonien, die die „Ausfuhr von Eingeborenen“ untersagten, in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurde konkret das „Verbot der Anwerbung zu Schaustellungszwecken“ gesetzlich festgeschrieben, allerdings kamen nur wenige der ausgestellten Menschen aus den deutschen Kolonialgebieten.
Um einen finanziellen Erfolg der Schauen zu ermöglichen, mussten sie intensiv beworben werden. Das geschah über aufwändig gestaltete Plakate und Anzeigen in der lokalen Presse. Zeitungsberichte halfen ebenfalls, Zuschauerinnen und Zuschauer anzulocken.
(StF)
Bezugsrahmen
Quellen
Vorschau
Nachweise
Literatur
- Anne Dreesbach, Gezähmte Wilde, Frankfurt am Main 2005
- Harald Sippel, Rassismus, Protektionismus oder Humanität? Die gesetzlichen Verbote der Anwerbung von „Eingeborenen“ zu Schaustellungszwecken in den deutschen Kolonien, in: Robert Debusmann (Hrsg.), Kolonialausstellungen – Begegnungen mit Afrika?, Frankfurt am Main 1995, S. 43-64
Weiterführende Informationen
- Plakat Ägyptenausstellung und Beduinenkarawane, Frankfurt 1891, Historisches Museum Frankfurt, Inv. C08043a, (eingesehen am 21.12.2022)
- Bericht im Wiesbadener Bade-Blatt vom 11. Juli 1891, Wiesbadener Bade-Blatt vom 11.7.1891 (eingesehen am 21.12.2022)
- Berichte im Darmstädter Tagblatt, Darmstädter Tagblatt vom 11.7.1891, S. 2208, Darmstädter Tagblatt vom 18.7.1891, S. 2275 (eingesehen am 21.12.2022)
- Anzeige im Darmstädter Tagblatt vom 16. September 1897, Darmstädter Tagblatt vom 16.9.1897, S. 4209 (eingesehen am 21.12.2022)
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Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Völkerschauen, 1891-1897“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7272_voelkerschauen> (aufgerufen am 25.11.2025)
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