Kloster Marienschloss wird zum „Zucht- und Besserungshaus“
Ereignis
Was geschah
Mit Erlass vom 13. November 1804 bestimmt Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt (1753–1830), das von ihm bereits 1802 in Besitz genommene Zisterzienserinnenkloster Marienschloss zum „Zucht- und Besserungshaus“.
Die wenigen verbliebenen Nonnen zogen nach und nach zu ihren Verwandten oder bezogen ein Haus neben der Rockenberger Pfarrkirche. Ebenso wie die Ordensleute der säkularisierten Klöster Arnsburg, Seligenstadt und Eberbach erhielten sie aufgrund der Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses Pensionen, die ihnen ein auskömmliches Leben sicherten.
Das Klosterinventar wurde verkauft, die Klostergebäude umgebaut und am 29. März 1811 von den ersten männlichen und weiblichen Insassen bezogen. Der Einzugsbereich war zunächst das Großherzogtum Hessen, der 1833 auf die Landgrafschaft Hessen-Homburg und 1848 auch auf die freie Stadt Frankfurt am Main ausgedehnt wurde. Die Marienkirche von 1749 diente als Anstaltskirche. 1823 wurde eine neue Kaserne für das militärische Wachpersonal errichtet, ab 1828 wurde zudem ein großes dreigeschossiges Gebäude mit Arbeits- und Schlafräumen erbaut, das an den östlichen Kreuzgangsflügel angrenzte.
Eine Reform des Strafvollzugs führte 1850 zu Modernisierung der Einrichtung. Im Jahr 1855 erfolgte die Umbenennung in „Großherzogliches Landeszuchthaus“, das von 305 Häftlingen belegt wurde. Wegen Überbelegung wurde 1894 ein Teil der Insassen in das neu errichtete Zuchthaus in Butzbach verlegt. Seit 1939 fungiert die Anstalt als Jugendgefängnis für männliche Jugendliche (Justizvollzugsanstalt Rockenberg).
(UH)
Bezugsrahmen
Indizes
Nachweise
Literatur
- Alexander F. Fiolka, 675 Jahre Marienschloß. Vom Zisterzienserinnenkloster zur Justizvollzugsanstalt 1338 bis 2013, Rockenberg 2013
- Manfred Breitmoser, Alexander F. Fiolka, 200 Jahre Strafanstalt. Aspekte zur Bau- und Ökonomie-, Personal- und Sozialgeschichte von 1811 bis 1870,(Marienschloß - Beiträge zur Klostergeschichte, Heft 4)Rockenberg 2011
- Pia Maria Schindele, 200 Jahre Säkularisation, (Marienschloß-Beiträge zur Klostergeschichte, Heft 1), Rockenberg 2003
Weiterführende Informationen
- HStAD Bestand E 3 A Nr. 6/30, Anweisung über die Bestimmung der aufgehobenen Abtei Marienschloß bei Rockenberg zu einem allgemeinen Zucht- bzw. Besserungshaus
- HStAD Bestand G 21 A Nr. 2226/1, Bestimmung der aufgehobenen Abtei Marienschloß zu einem allgmeinen Zuchthaus für das ganze Land und zu einer Besserungsanstalt für die Provinz Oberhessen
- LAGIS-Klöster und Orden: Zisterzienserinnenkloster Marienschloß
- LAGIS-Historische Ortsansichten: Ansicht des Marienschlosses, 1849
- Wikipedia: Kloster Marienschloss (eingesehen am 13.11.2024)
- Wikipedia: Justizvollzugsanstalt Rockenberg (eingesehen am 13.11.2025)
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Siehe auch
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Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kloster Marienschloss wird zum „Zucht- und Besserungshaus“, 13. November 1804“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7250_kloster-marienschloss-wird-zum-zucht-und-besserungshaus> (aufgerufen am 25.11.2025)
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