Ermordung der Abgeordneten Auerswald und Lichnowsky
Ereignis
Was geschah
Während des Aufstandes in Frankfurt am 18. September 1848 werden die beiden Abgeordneten der Nationalversammlung Hans von Auerswald (geb. 1792) und Felix von Lichnowsky (geb. 1814) von Aufständischen getötet. Der Theologe Gustav Schlosser (1826–1890), der sich während der Unruhen in Frankfurt aufhielt, schilderte den Tod der beiden Abgeordneten, die sich vor ihren Verfolgern zunächst in ein Haus retten konnten, aber schließlich in ihrem Versteck entdeckt wurden. Auerswald wurde erschossen, Lichnowsky durch Schüsse so schwer verletzt, dass er am Abend desselben Tages starb. Die zeitgenössische Darstellung Wilhelm Völkers zeigt den Moment, in dem das Gewehr auf Lichnowsky gerichtet wurde, während Auerswald bereits tot am Boden liegt. Die roten Mützen der Täter weisen auf ihre radikale republikanische Gesinnung hin.
Es gab nach der Tat mehrere Festnahmen, dazu gehörte auch Henriette Zobel (1813-nach 1865), die auf der Lithografie Völkers im Hintergrund mit einem erhobenen Regenschirm zu sehen ist. Sie war politisch interessiert, wohnte als Zuschauerin den Verhandlungen in der Paulskirche bei und hatte am 17. September an der Volksversammlung auf der Pfingstweide teilgenommen. In der ersten Vernehmung gab sie zu, zufällig mit ihrem Mann am Tatort gewesen zu sein, leugnete aber eine Beteiligung an der Tat. Später sagte sie aus, Auerswald möglicherweise mit dem Schirm geschlagen zu haben. Aufgrund von Zeugenaussagen wurde sie wegen ihrer Beteiligung an den Morden 1853 zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt und 1865 aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Die Polizei stellte den Regenschirm als Beweisstück sicher. Der zerbrochene Schirm mit dem angehängten Amtssiegel befindet sich heute im Historischen Museum Frankfurt.
(StF)
Bezugsrahmen
Indizes
Personen
- Auerswald, Hans Adolf Erdmann von
- Heckscher, Johann Gustav Wilhelm
- Jahn, Friedrich Ludwig
- Lichnowsky, Felix Maria Vincenz Andreas von
- Schiller, Friedrich
- Völker, Wilhelm
- Zobel, Henriette
Orte
- Bockenheim (Frankfurt am Main)
- Bornheim
- Ginnheim (Frankfurt am Main)
- Höchst (Frankfurt am Main)
- Marburg
- Wiesbaden
Sachbegriffe
Nachweise
Literatur
- Lothar Gall (Hrsg.), 1848 Aufbruch zur Freiheit, Berlin 1998, S. 299f.
Weiterführende Informationen
- [Der Aufstand in Frankfurt, aus den Erinnerungen Gustav Schlossers, Zeitgenössische Darstellung des Überfalls auf die Abgeordneten Auerswald und Lichnowsky, Der Regenschirm der Henriette Zobel]
- Die Ermordung der Abgeordneten Fürst von Lichnowsky und General Auerswald, Lithographie, Historisches Museum Frankfurt
- Regenschirm der Henriette Zobel, Historisches Museum Frankfurt
- Frankfurter Personenlexikon: Henriette Zobel
Kalender
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ermordung der Abgeordneten Auerswald und Lichnowsky, 18. September 1848“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7205_ermordung-der-abgeordneten-auerswald-und-lichnowsky> (aufgerufen am 25.11.2025)
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