Pfeifer, Sebastian

 
geboren
6.11.1898 Schirmborn (Unterfranken)
gestorben
14.3.1982 Frankfurt am Main
Beruf
Kaufmann, Ornithologe
GND-Explorer
101714262

Wirken

Werdegang

  • 1916-1918 Soldat im Ersten Weltkrieg, Träger des Eisernen Kreuzes
  • 1920-1944 Industriekaufmann bei den Cassella-Farbwerken in Frankfurt am Main, 1925-1945 in der Patentabteilung
  • 1924 Gründer der „Vereinigung für Vogelschutz“ gemeinsam mit Rektor Philipp Schilling
  • 1924 Herausgeber der Jahresberichte der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ e. V., 1953 umbenannt in „Luscinia“
  • 1927-1929 Höhere Handelsschule Frankfurt am Main
  • seit 1928 1. Vorsitzender der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ e. V.
  • seit 1931 Mitglied der „Deutschen Ornithologen-Gesellschaft“ (DO-G)
  • 1940 Übernahme der fachlichen Betreuung der Vogelschutzwarte Frankfurt, 1945 Übernahme der ehrenamtlichen fachlichen Leitung
  • 28.7.1946-1963 Leiter der Vogelschutzwarte Frankfurt, seit 10.11.1958 Wissenschaftlicher Direktor der Vogelschutzwarte Frankfurt
  • 1947-1967 Mitarbeiter der Frankfurter Volkshochschule, Abteilung Ornithologie
  • 1952 korrespondierendes Mitglied im „Pfälzischen Verein für Naturkunde und Naturschutz ‚Pollichia‘“
  • 1954 ausgezeichnet mit der goldenen Ehrennadel des Bundes für Vogelschutz
  • 1954 Gründer der „Internationalen Union für angewandte Ornithologie“ in Basel, bis 1968 Vorsitzender der Sektion Deutschland
  • 1958 ausgezeichnet mit der goldenen Ehrennadel des „Deutschen Tierschutzbundes“ Frankfurt am Main
  • seit 1958 Träger der goldenen Ehrennadel der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ e. V.
  • seit 1962 Ehrenvorsitzender der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain e. V.“
  • 1962 ausgezeichnet mit der silbernen Ehrenplakette des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten Wiesbaden
  • seit 1964 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und des Verwaltungsrats der Vogelschutzwarte Frankfurt
  • 1964 ausgezeichnet mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt
  • 1965-1969 Präsident des „Deutschen Bundes für Vogelschutz“
  • 1968 zum Ehrenmitglied der „Internationalen Union zur Erhaltung der Lebensgrundlagen für Mensch, Tier und Pflanze“ ernannt
  • 1969-1982 Ehrenpräsident des „Deutschen Bundes für Vogelschutz“
  • seit 1970 Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
  • 1979 ausgezeichnet mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen
  • 1984 Umbenennung des Stationsgebäudes der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ am Berger Hang in „Sebastian-Pfeifer-Haus“
  • Zeitweiliger Präsident der „Internationalen Union für angewandte Ornithologie“
  • Präsident des NABU
  • Ehrenmitglied des „Vogelring, Vereinigung für Vogelkunde und Vogelschutz“
  • Ehrenmitglied der „Vereinigung für Vogelkunde und Vogelschutz in Hessen“
  • Korrespondierendes Mitglied des Königlichen Ungarischen Ornithologischen Instituts in Budapest
  • Ehrenmitglied der „Association Franc-Comtoise pour l`Etude et de la Protection des Oiseaux, Ornithologie Appliquѐe“, Frankreich

Werke

Lebensorte

Dörnsteinbach; Frankfurt am Main; Schirmborn (Unterfranken)

Nachweise

Quellen

Literatur

Bildquelle

http://vswffm.de/content/vogelschutzwarte/wir_in_der_vsw/geschichte_und_geschichten/index_ger.html

Leben

Aus der Biografie

Der am 6. November 1898 im unterfränkischen Schirmborn geborene und ebendort aufgewachsene Sebastian Pfeifer lebte seit 1912 in Frankfurt am Main. Die beiden letzten Jahre des Weltkrieges (1916–1918) war Pfeifer als Soldat eingezogen und wurde hernach mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nach dem Ersten Weltkrieg begann Pfeifer eine kaufmännische Ausbildung bei den Cassella-Farbwerken in Frankfurt am Main. Ende der 1920er Jahre besuchte Pfeifer die Höhere Handelsschule Frankfurt am Main und erlernte verschiedene Fremdsprachen, darunter Englisch und Französisch, später kamen Italienisch und Bulgarisch hinzu. Seit 1920 war Pfeifer als Industriekaufmann bei den Cassella-Farbwerken in Frankfurt am Main angestellt1=Vgl. Stephan M. Hübner, Von Rüppells Blausteißpapagei bis zum Fuß des Archaeopteryx. Ornithologische Notizen aus Frankfurts Geschichte, in: Forschung Frankfurt 1, 2009, S. 77. und dort von 1925 bis 1945 in der Patentabteilung tätig. Pfeifer widmete sich bereits während seiner Ausbildungszeit der Ornithologie. Die erforderlichen Kenntnisse eignete er sich autodidaktisch an und vertiefte diese durch eigene Beobachtungen. Für den Vogelschutz engagierte sich Sebastian Pfeifer in dieser Zeit ehrenamtlich.2=Vgl. Horst Hanemann/Simon, Die Chronik eines Naturschutzverbandes, S. 152. Erste Bestrebungen, den Vogelschutz und deren wissenschaftliche Beschäftigung zu institutionalisieren, erfolgten durch die Gründung der „Vereinigung für Vogelschutz“, die er gemeinsam mit Philipp Schilling im Jahr 1924 auf den Weg brachte. 1928 übernahm Pfeifer den Vorsitz der nun bereits seit vier Jahre aktiven Vereinigung.3=Vgl. Webangebot der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ e. V. Frankfurt am Main. Mit der Etablierung und Ausweitung des Tätigkeitsbereichs der „Vereinigung für Vogelschutz“, die mittlerweile auch die wissenschaftliche Vogelberingung übernahm und als Zweitberingungsstelle für die Vogelschutzstation Helgoland fungierte, erfolgte die Namensänderung 1937 in „Vogelkundliche Beobachtungsstation ‚Untermain‘ der Staatlichen Vogelwarte Helgoland“.4=Vgl. Drost, Sebastian Pfeifer wird 60 Jahre. Gemeinsam mit dem Gartenbaudirektor der Stadt Frankfurt Max Bromme setzte sich Pfeifer für die Etablierung einer Vogelschutzwarte am Standort Frankfurt ein.5=Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 6.11.1958, S. 16, Sebastian Pfeifer 60 Jahre. Das Projekt war erfolgreich und am 7. Oktober 1937 konnte die Vogelschutzwarte Frankfurt offiziell ihre Tätigkeiten aufnehmen.6=Vgl. Hanemann/Simon, Die Chronik eines Naturschutzverbandes, S. 152 f. Mitte Juni 1945 wurde der Direktor des Frankfurter Zoos, Bernhard Grzimek, nach bereits vierjähriger Vakanz des Leiterpostens aufgrund des Todes Walter Banzhafs, des im August 1941 in Rußland gefallenen ersten Leiters der Vogelschutzwarte, zum kommissarischen Leiter berufen.7=Vgl. Pfeifer, Dr. rer. nat Walter Banzhaf †, S. 3. Sebastian Pfeifer wurde zugleich Grzimeks Stellvertreter und übernahm dessen Amt am 28. Juli 1946. Bis zum Eintritt in seinen Ruhestand am 31. Dezember 1963 leitete Sebastian Pfeifer hauptamtlich die Geschäfte der Vogelschutzwarte, daneben war er an der Volkshochschule Frankfurt für den Bereich Ornithologie zuständig. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Sitz der Vogelschutzwarte Frankfurt, das Rödelheimer Schloss, durch einen Bombenangriff zerstört8=Vgl. Keil, 50 Jahre Vogelschutzwarte Frankfurt, S. 5 f., worauf sich Pfeifer für einen Wiederaufbau am Standort Frankfurt-Fechenheim einsetzte. Die Einweihung dieses Neubaus fand am 19. April 1949 statt. Mit Erweiterung des Zuständigkeitsbereichs in den 1950er Jahren über das Land Hessen hinaus und der Verstaatlichung im Jahr 1973, besteht seither die Fechenheimer Vogelschutzwarte unter dem Namen „Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Institut für angewandte Vogelkunde“.9=Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 14.12.1971, S. 24, Vogelschutzwarte staatlich; Webangebot der Staatlichen Vogelschutzwarte Frankfurt-Fechenheim; Hanemann/Simon, Die Chronik eines Naturschutzverbandes, S. 152 f. Als Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen ornithologischen Vereinigungen und als Präsident des NABU, erweiterte Pfeifer auch die Strahlkraft der Tätigkeiten der Vogelschutzwarte über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus. Enge Kontakte entwickelten sich zu einzelnen Wissenschaftlern bis nach Japan.10=Vgl. Webangebot des NABU; Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 25.1.1964, S. 62, Frankfurter Gesichter: Sebastian Pfeifer; Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 29.9.1962, S. 46, Tokio baut nach dem Fechenheimer Vorbild; Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 6.9.1963, S. 34, Kaiserliche Zigaretten. Auch in Ungarn wurden die Leistungen Pfeifers geschätzt, sodass er 1939 vom Königlich Ungarischen Ackerbauminister zum korrespondierenden Mitglied des Königlich Ungarischen Ornithologischen Instituts in Budapest ernannt wurde.11=Vgl. Henrici, Eine ehrenvolle Auszeichnung, S. 7. Auf Landesebene bestanden insbesondere zum Institut für biologische Schädlingsbekämpfung des Julius-Kühn-Instituts in Darmstadt enge Kontakte. Gleichsam ist auch die Gründung der „Internationalen Union für angewandte Ornithologie“ im Jahr 1954 Ausdruck der internationalen Verbindungen und des Anspruchs Pfeifers, die Erkenntnisse zur praktischen Anwendung des Vogelschutzes über nationale Grenzen hinweg zu etablieren.12=Vgl. Hübner, Von Rüppells Blausteißpapagei, S. 78. Bereits in den Jahren seiner aktiven beruflichen Tätigkeit als Ornithologe erhielt Pfeifer eine Reihe hochrangiger Auszeichnungen auf Staats-, Landes-, und kommunaler Ebene: 1954 die goldene Ehrennadel des „Bundes für Vogelschutz“, 1958 sowohl die goldenen Ehrennadeln des Deutschen Tierschutzbundes Frankfurt und der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ sowie 1962 die silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten Wiesbaden. Es folgten 1964 die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, 1970 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1979 der Ehrenbrief des Landes Hessen.13=Vgl. Frankfurter Biographie, S. 134. In Fechenheim wurde Pfeifer im November 1979 für sein Engagement um die dortige Vogelschutzwarte und um die Naturschutzstation „Untermain“ der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen.14=Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 9.11.1979, S. 52, Frankfurt und Frankfurter. Zu Pfeifers Verdiensten zählten mitunter die Bemühungen um die Einrichtung eines Naturschutzgebietes für das „Enkheimer Ried“.15=Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 3.11.1978, S. 46, Sebastian Pfeifer achtzig. Für sein Engagement um den „therapeutischen Vogelschutz“ und den Nachweis, mit geeigneten Nisthilfen der Vogelbestand eines Gebietes um ein Vielfaches angehoben werden kann, erhielt Pfeifer die Ehrenmitgliedschaft in der „Internationalen Union zur Erhaltung der Lebensgrundlagen für Mensch, Tier und Pflanze“.16=Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 5.11.1968, S. 26, Sebastian Pfeifer siebzig. Auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1963 blieb Pfeifer für den Vogelschutz aktiv und wurde auf der Mitgliederversammlung des „Deutschen Bundes für Vogelschutz“ am 13. November 1965 in Stuttgart zum 1. Vorsitzender gewählt. Damit trat Pfeifer die Nachfolge des kurz zuvor verstorbenen Hermann Hähnle, des Sohnes der Vereinsgründerin Lina Hähnle, an.17=Vgl. Hanemann/Simon, Die Chronik eines Naturschutzverbandes, S. 114. Einher mit dieser personellen Veränderung ging die Verlegung der Geschäftsstelle von der Familienvilla Hähnle in Giengen an der Brenz in die Privatwohnung Pfeifers in Frankfurt am Main. Die neuen Räumlichkeiten bedingten eine Verringerung des Personalstamms sowie der vorhandenen Informationsmaterialbestände, die nun kostenlos an die Landesverbände abgegeben wurden.18=Vgl. Chronik des NABU. Am 22. August 1969 legte Pfeifer das Amt des Präsidenten aus Altersgründen nieder, wurde jedoch im gleichen Zuge als Ehrenpräsident gewählt.19=Vgl. Hanemann/Simon, Die Chronik eines Naturschutzverbandes, S. 138; 118. Die Verbindung praxisnaher wissenschaftlicher Forschung und deren Umsetzung für den Vogelschutz war Pfeifers Hauptanliegen, das er in vielfältiger Weise bis zu seinem Tod im Jahr 1982 verfolgte. Im Alter von 83 Jahren verstarb Pfeifer in Frankfurt am Main. Die Beisetzung erfolgte am 18. März 1982 auf dem Fechenheimer Friedhof.20=Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 17.3.1982, S. 28, Familienanzeigen. Das 1984 zu Ehren Pfeifers benannte Sebastian-Pfeifer-Haus (ehemaliges Stationshaus der Vogelschutzwarte, eingeweiht 1954) am Berger Hang dient heute als Treffpunkt und Informations- und Veranstaltungszentrum für die Vogelkundliche Station „Untermain“.21=Vgl. Webangebot der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“ e.V. Frankfurt am Main. Zu den bedeutendsten Publikationen Pfeifers zählen das in mehreren Auflagen erschienene „Taschenbuch für Vogelschutz“ (gemeinsam mit Herbert Bruns, 1957), das „Taschenbuch der deutschen Vogelwelt“ (1949), „Die Vögel unserer Heimat“ (1936) sowie eine – vorrangig in der von ihm herausgegebenen Jahresberichte der Vogelkundlichen Beobachtungsstation „Untermain“, die ab 1953 in „Luscinia“ umbenannt wurde.22=Vgl. Gebhardt/Sunkel, Die Vögel Hessens, S. 98.
(FW)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildung: siehe Angaben unter Bildquelle

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Pfeifer, Sebastian, “, in: Hessische Biografie <https://lagis.hessen.de/de/personen/hessische-biografie/alle-eintraege/9923_pfeifer-sebastian> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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