Ungewitter, Georg Gottlob

 
geboren
15.9.1820 Wanfried
gestorben
6.11.1864 Kassel
Beruf
Architekt, Baumeister, Gewerbeschullehrer
Konfession
evangelisch
GND-Explorer
119490609

Wirken

Werdegang

  • 1834 Gewerbeschule und Akademie in Kassel, Studium bei Julius Eugen Ruhl und Johann Heinrich Wolff
  • 1837 Studium an der Akademie der bildenden Künste in München bei Friedrich Gärtner, Arbeit im Atelier von Friedrich Bürklein
  • 1840 Bauelevenprüfung in Kassel, kündigte in Kassel 1842
  • 1842 Architekt in Hamburg (Wiederaufbau nach dem Großen Brand)
  • 1848 Architekt in Lübeck
  • 1849-1851 in Leipzig, Herausgeber von Schriften zur Architektur
  • 1851-1864 Lehrer an der Höheren Gewerbeschule in Kassel
  • 11.2.1863 Prädikat „Baumeister“

Netzwerk

Werke

Lebensorte

Wanfried; Kassel; München; Hamburg; Lübeck; Leipzig

Familie

Vater

Ungewitter, Johann Martin Justus*, GND, 1785–1837, Offizier, Fabrikant, Sohn des Johann Christoph Ungewitter, Rat im Steuerkollegium in Kassel

Mutter

Hohmann, Maria Juliane Elisabeth

Partner

Landré, Albertine Elise, † 1904, Heirat 15.9.1852, Tochter des N.N. Landré, Rittmeister in Kassel

Leben

Aus der Biografie

Als Sohn des Kaufmanns und Tabakfabrikanten Johann Martin Justus Ungewitter wurde Georg Gottlob in der hessischen Handelsstadt Wanfried geboren. Die starke Neigung des Sohnes für die Baukunst überzeugte den Vater, von der geplanten kaufmännischen Laufbahn abzurücken und Georg Gottlob für den Besuch der polytechnischen Schule vorzubereiten. Mit vierzehn Jahren siedelte Georg Gottlob nach Kassel über, wo er die Bauakademie und zugleich die 1832 eröffnete Höhere Gewerbeschule besuchte. Er wurde Schüler von Julius Eugen Ruhl und Johann Heinrich Wolff, die als Vertreter unterschiedlicher Stilrichtungen gelten. Ruhl, der zwischen 1832 und 1840 an der Bauakademie unterrichtete, machte seine Schüler mit dem Stileklektizismus der Zeit vertraut. Ungewitter erlangte hier seine grundlegenden Kenntnisse über die italienische Renaissance, ebenso wie über den Rundbogenstil und die Neogotik englischer Ausprägung. Wolff hatte die Lehrpläne und -inhalte der Pariser „Ecole d'Architecture“ selbst erfahren und konnte den Formenkanon der modernen französischen Architektur, die auch sein Schaffen beeinflußt hatte, vermitteln. Ungewitter führte seine Studien zwischen 1837 und 1840 an der Münchner Bauakademie fort und wurde dort Schüler von Friedrich von Gärtner. Neben der Beschäftigung mit der Münchner Ausprägung des Rundbogenstils setzte sich Ungewitter hier erstmals direkt mit der mittelalterlichen Architektur auseinander. Die Restaurierungen der großen Dome wie Bamberg, Regensburg und Speyer und die Diskussion um die Regotisierung dieser Baudenkmäler fallen in diese Zeit. Drei Jahre arbeitete Ungewitter im Atelier von Friedrich Bürklein, wo er sich wichtige praktische Fähigkeiten aneignen konnte. Am 6. Mai 1840 legte er in Kassel die kurhessische Bauelevenprüfung ab und erhielt in der Folge eine Anstellung als Baueleve bei der Oberbaudirektion. Ungewitter gab diese Stellung auf, nachdem einem Antrag auf Beurlaubung für eine Studienreise nach Berlin nicht stattgegeben wurde, und ging 1842 nach Hamburg. Nach einer Beschäftigung im Atelier von Johann Hinrich Klees-Wülberns richtete er sich zusammen mit Gustav Ludolf Martens ein eigenes Büro ein und realisierte erste eigene Projekte. Vor den politischen Unruhen der Jahre 1848/49 floh er 1848 nach Lübeck, wo er sich intensiv mit der „christlich-germanischen Baukunst“ auseinandersetzte. Ergebnisse dieser Zeit finden sich in seinen theoretischen wie praktischen Arbeiten. Ungewitter konzentrierte sich nun ganz auf den gotischen Stil und wurde zu einem kompromißlosen Vertreter der Neogotik. 1849 siedelte er nach Leipzig über. Hier erschienen seine wichtigsten lehr- und architekturtheoretischen Schriften. Da Ungewitters Konzentration auf einen Stil mit der Ablehnung anderer Stilformen einherging, hatte er es schwer, als Architekt Fuß zu fassen. 1851 bewarb er sich um die Nachfolge von Ernst Koch an der Höheren Gewerbeschule in Kassel. Wohl aufgrund der Fürsprache von August Reichensperger, zu dem seit Ungewitters Zeit in Leipzig ein reger Kontakt bestand, erhielt er den Posten. Mit der Aufwertung der Schule kann Ungewitter eine weitgefächerte Lehrtätigkeit (über Konstruktions- und Materialienlehre bis hin zur Geschichte der Baukunst) entwickeln. Seine beruflichen Aufstiegspläne indes scheiterten sowohl in Kassel wie bei Bewerbungen in anderen Städten. Ab 1856 konnte er seine christlich fundierten Architekturkonzepte endlich auch in eigenen Kirchenentwürfen realisieren. Ungewitter starb am 11. Februar 1864 an einer Lungentuberkulose.
Maren-Christine Härtel
(Text übernommen aus Bestandskatalog der Architekturzeichnungen des 17.–20. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel; URL: http://architekturzeichnungen.museum-kassel.de/0/34197)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildung: siehe Angaben unter Bildquelle

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Ungewitter, Georg Gottlob, “, in: Hessische Biografie <https://lagis.hessen.de/de/personen/hessische-biografie/alle-eintraege/9485_ungewitter-georg-gottlob_ungewitter-georg-gottlob> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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