Hessen-Kassel, Wilhelm IX. Landgraf von

Hessen-Kassel, Wilhelm IX. Landgraf von
Andere Namen
Geburtsname
Hessen-Kassel, Wilhelm%Erbprinz von
Weitere Namen
Hessen-Kassel, Wilhelm I.%Kurfürst von
Wirken
Werdegang
- 1785 Landgraf von Hessen-Kassel
- 18.11.1785 Rektor magnificentissimus der Universität Marburg
- 1.5.1803 H.H.R. Kurfürst, Landgraf von Hessen, Fürst zu Hersfeld, Hanau und Fritzlar, Graf zu Katzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain, Nidda und Schaumburg
Funktion
- Marburg, Universität, Rektor, 1785-1808
- Marburg, Universität, Rektor, 1815-1821
Netzwerk
Familie
Vater
Mutter
Partner
- Dänemark, Wilhelmine Caroline Prinzessin von, (⚭ Kopenhagen 1.9.1764) 1747-1820, Tochter des Friedrich V. König von Dänemark, GND, * Kopenhagen 31.3.1723, † Kopenhagen 14.1.1766, und der Luise Prinzessin von Großbritannien
- Wulffen, Marianne von, Mätresse 1769-1773
- Buisinne, Charlotte, Mätresse 1774-1778
- Lindenthal, Rosa Dorothea Freifrau von, Mätresse 1778-1787, 1759-1833
- Hessenstein, Caroline Gräfin von, geb. von Schlotheim, Mätresse 1787ff.
Verwandte
- Anhalt-Bernburg, Marie Friederike* Herzogin von <Tochter>, 1768-1839
- Sachsen-Gotha, Karoline Amalia Herzogin von <Tochter>, 1771-1848
- Hessen-Kassel, Friedrich Prinz von <Sohn>, 1772-1784
- Hessen-Kassel, Wilhelm II. Kurfürst von <Sohn>, 1777-1847
- Heimrod von, illigitime Kinder
- Haynau Freiherrn von, illigitime Kinder, 1800 legitimiert
- Hessenstein Grafen von, illigitime Kinder
- Hessen-Kassel, Karl Landgraf von <Bruder>, 1744-1836
- Hessen-Kassel, Friedrich Landgraf von <Bruder>, 1747-1837
Nachweise
Quellen
Literatur
- Kassel Lexikon, hrsg. von der Stadt Kassel, Bd. 2, Kassel 2009, S. 328 (Anja Zeller)
- Rainer von Hessen, Erbprinz Wilhelm (als Kurfürst Wilhelm I.) von Hessen-Kassel (1743–1821) und der Soldatenhandel in der Grafschaft Hanau, in: Fürstenhof und Gelehrtenrepublik. Hessische Lebenläufe des 18. Jahrhunderts, Wiesbaden 1997, S. 42-52
- Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF 1, Marburg 1980, T. 100
- Michel Huberty, L’Allemagne dynastique, Bd. 1, Le Perreux-sur-Marne 1976, S. 159 f.
- Gundlach, Catalogus professorum academiae Marburgensis 1, Von 1527 bis 1910, Marburg 1927, S. 547
- Klaus Malettke, L' electeur Guillaume Ier de Hesse-Cassel: „Mémoires de ma vie“, in. Les princes et l'histoire du XIVe au XVIIIe siècle. Bonn 1998, S. 605-618
- Klaus Malettke, Hessen-Kassel zur Zeit des Kurfürsten Wilhelms I. (bis 1803 Landgraf Wilhelm IX.), in: Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897–1997. Marburg 1997, S. 651-679
- Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, Nr. HK 51, S. 139-142 (Andrea Pühringer/Eckhart G. Franz)
Bildquelle
Leben
Aus der Biografie
Da der gleichnamige erste Sohn des Erbprinzen im Sommer 1742 im Alter von nur sechs Monaten verstorben war, wuchs Wilhelm als präsumptiver Thronfolger auf. Die Kinderjahre in Kassel, wo der Zehnjährige im Sommer 1753 Titular-Obrist und Chef des durch den Tod des Großonkels Maximilian verwaisten Reiterregiments geworden war, endeten mit dem Bekanntwerden der Konversion des Vaters im Folgejahr und der aufgrund der sogenannten Assekurations-Akte vollzogenen Trennung der Eltern. Die Verantwortung für die Erziehung der Kinder übernahm zunächst der Großvater, Landgraf Wilhelm VIII. Zusammen mit den jüngeren Brüdern Karl und Friedrich wurde Wilhelm im Dezember 1754 unter der hofmeisterlichen Aufsicht des Oberstallmeisters Jürgen von Wittorf (1714–1802) in die nahe gelegene Universitätsstadt Göttingen geschickt. Göttingen gehörte zum Kurfürstentum des mütterlichen Großvaters König Georg II. von England (1683–1760), den man im Sommer 1755 in Hannover besuchte. Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges wurden die drei Prinzen im Herbst 1756 mit Hofmeister Wittorf, der bald darauf durch Generalmajor Ernst Johann von Keyserlingk (1699–1763) abgelöst wurde, nach Kopenhagen an den Hof König Friedrichs V. von Dänemark (1723–1766) evakuiert. Der König war in erster Ehe mit der engl. Prinzessin Louise (1724–1751), der jüngeren Schwester der Mutter, verheiratet. Schon im Januar 1756 hatte der Landgraf in Kassel seinen Enkel Wilhelm mit der Nachricht überrascht, dass er eine Verlobung mit seiner erst achtjährigen Cousine, der Dänen-Prinzess Karoline, vereinbart habe.
Die Jahre in Kopenhagen ermöglichten eine recht sorgfältige Ausbildung in Regierungs-, Verwaltungs- und Militär-Angelegenheiten; doch blieben Wilhelm – im Gegensatz zu den Brüdern – Rang oder Einsatz im dänischen Militär verwehrt. Am Ende der Exil-Jahre stand, nach der im September 1762 offiziell proklamierten Verlobung, eine sechsmonatige Fortbildungsreise in die Niederlande, an der auch Bruder Karl teilnahm. Gemäß den bereits 1754 getroffenen Verfügungen des Großvaters hatte Wilhelm mit dessen Tod Anfang 1760 die Grafschaft Hanau geerbt – zunächst allerdings unter der Regentschaft der Mutter, die nach Kriegsende zur Jahreswende 1762/63 aus dem hannover’schen Exil in Celle nach Hanau zurückkehren konnte. Die aus Holland zurückgerufenen Söhne trafen im April in Hanau ein. Wilhelm war zwar schon seit Sommer 1759 Chef des Hanauischen Infanterieregiments, wurde aber trotz an sich bereits erreichter Volljährigkeit von der Mutter an den Regierungsgeschäften zunächst nur bedingt beteiligt. Erst nach der Rückkehr von der im September 1764 in Kopenhagen gefeierten Hochzeit wurde ihm die Regierung am 12./13. Oktober des Jahres offiziell übertragen.
Für die folgenden zwei Jahrzehnte hat Landgraf Wilhelm IX., seit 1760 Erbprinz von Hessen-Kassel, als Graf in Hanau regiert und residiert. Erwähnung verdienen die in diesen Jahren geknüpften, zeitweilig recht engen Beziehungen zum Landgrafenhof in Darmstadt. Im Stil der Zeit lag das Wirken Wilhelms als Bauherr. Wichtig war der Abriss der Wallanlagen zwischen Alt- und Neustadt Hanau, der Raum für den Paradeplatz mit dem 1768 errichteten Theater schuf. Aus dem Jahr 1772 datieren neben dem Bau der neu begründeten Zeichenakademie auch die ersten Pläne für den Ausbau des 1709 entdeckten Guten Brunnens im späteren Wilhelmsbad, die ab 1777 von Ludwig von Cancrin (1738–1816) verwirklicht wurden: zu den Bauten an der Brunnenallee mit Kurhaus, Brunnentempel und Comoedienhaus kamen im neu angelegten englischen Park ein Karussell und die als bevorzugtes Reduit des Erbprinzen ausgebaute künstliche Burgruine. Im Wilhelmsbad tagte im Sommer 1782 der von Bruder Karl organisierte europäische Freimaurer-Konvent. Die Finanzierung, nicht nur der Baumaßnahmen, lieferte Wilhelms Mitwirkung an den lukrativen amerikanischen Soldaten-Geschäften des Vaters. Dem in London regierenden Vetter König Georg III. (1738–1820) wurden mit eigenen Subsidienverträgen von 1776/77 das Hanauer Grenadierregiment nebst Artillerie und später noch ein neu aufgestelltes Jägerkorps geliefert, das sich mit seiner modernen Kampftaktik besonders bewähren sollte. Um den persönlichen militärischen Ehrgeiz zu befriedigen, nahm Wilhelm im Sommer 1778 als preußischer Generalleutnant im Rahmen des Bayerischen Erbfolgekriegs am Feldzug König Friedrichs II. (1712–1786) in Böhmen teil. Die schon in Hanau geknüpfte Geschäftsverbindung mit dem Bankier Meyer Amschel Rothschild (1743–1812) wurde wichtig für den Aufstieg des Frankfurter Bankhauses; sie half dem späteren Kurfürsten die von Rothschild verwalteten Kapitalien auch über die napoleonische Zeit hinwegzuretten.
Im Februar 1783 kam es in Kassel durch Vermittlung von Bruder Karl zur Aussöhnung mit Landgraf Friedrich II. (1720–1785), der dem Erbprinzen mit der Ernennung zum General sein bisheriges Leibregiment übertrug. In den beiden nächsten Jahren gab es mehrere, zum Teil ausgedehnte Besuche der Söhne in der Hauptstadt. Nach dem am 2. November 1785 gemeldeten Tod des Vaters übernahm der nunmehrige Landgraf Wilhelm IX. die Regierung in Kassel. Die alsbald verfügte Auflösung des väterlichen „Generaldirektoriums“ signalisierte einen neuen Stil autokratischer Regierung, zu der als Sparmaßnahme die alsbaldige Schließung von Oper, Ballett und Orchester, aber auch die Abschaffung der Folter gehörten. Die Finanzierung der großzügigen Baumaßnahmen, des nach dem Abriss von Schloss Weißenstein schon 1786 eingeleiteten Neubaus von Schloss Wilhelmshöhe und der Umgestaltung des Landschaftsparks mit der neugotischen Kunstruine der Löwenburg sowie des künftig gern genutzten Kur-Bads im schaumburgischen Bad Nenndorf war mit dem Gewinn aus der fortgeführten Subsidien-Politik auch ohne Zustimmung der weitgehend ausgeschalteten Landstände gesichert.
Obwohl die Ehe Wilhelms IX. schon seit Jahren zerrüttet war, kam auch die nunmehrige Landgräfin Karoline mit den drei überlebenden Kindern Anfang 1785 nach Kassel, wo sie erst Anfang 1820, ein Jahr vor dem Tod ihres Mannes, gestorben ist. Mit dem Tod des ursprünglichen Thronerben Friedrich (1772–1784), an den eine Pyramide im Park Wilhelmsbad erinnert, war Thronfolger jetzt der erst achtjährige Wilhelm. Schon vor seiner Geburt hatte der Vater in Hanau diverse „offizielle“ Mätressen. Auf die Liaison mit Marianne von Wulffen (1748–1798), der Frau seines Oberstallmeisters, in den Jahren 1769/73 folgte die Beamtentochter Charlotte Christine Buissinne (geb. 1749); von ihr hatte Wilhelm in den Jahren 1775–1778 vier Söhne, von denen einer als Kleinkind starb, die drei Überlebenden aber als „Freiherrn von Heimrod“ respektable Offiziers-Karrieren machten. Nachfolgerin der Buissine, die im Kapland gestorben sein soll, wurde Ende 1778 Rosa Dorothea Ritter (1759–1833), die Tochter eines Apothekers im schweizerischen Biel, die Wilhelm 1783 unter dem Namen „von Lindenthal“ vom Kaiser nobilitieren ließ. Sie begleitete den Landgrafen 1785 nach Kassel, wo zwei der insgesamt acht Kinder der Verbindung zur Welt kamen; der jüngste Sohn wurde, nachdem der Landgraf Rosetta abserviert und nach Babenhausen verbannt hatte, dort in der Festung geboren, wo die Mutter einige Jahre später ihren Bewacher, Leutnant Johann Georg Kleinhans, heiraten sollte. Von den in Kassel verbliebenen Kindern, die 1800 legitimiert und mit dem Freiherrntitel „von Haynau“ geadelt wurden, haben zumindest zwei Eingang in die biografischen Lexika gefunden.
Siehe auch
Extern
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„Hessen-Kassel, Wilhelm IX. Landgraf von, “, in: Hessische Biografie <https://lagis.hessen.de/de/personen/hessische-biografie/alle-eintraege/2778_hessen-kassel-wilhelm-ix-landgraf-von_hessen-kassel-wilhelm-ix-landgraf-von> (aufgerufen am 25.11.2025)
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