Lang-Göns

Der Standort der Synagoge von Lang-Göns im modernen Orthofoto (Bildmitte)
Basisdaten
Juden belegt seit
nach 1770
Lage
35428 Langgöns, Moorgasse 2
Rabbinat
Oberhessen
erhalten
nein
Gedenktafel vorhanden
nein
Geschichte
Lang-Göns gehörte zum großen Gebiet des Gerichts Hüttenberg. Die Ortsherren des im Lahngau gelegenen Lang-Göns waren die Grafen von Nassau und die Landgrafen Hessen, die seit 1703 die alleinigen Rechte an der Gemeinde innehatten.
Erste Nennungen von Juden in Lang-Göns liegen nach 1770, im Zusammenhang mit dort abgehaltenen Viehmärkten. Die hohe Attraktivität des Lang-Gönser Vieh- und Krämermarktes im beginnenden 19. Jahrhundert war offenbar unter anderem bedingt durch die zahlenmäßig hohe Beteiligung jüdischer Viehhändler. Durch extrem antisemitische Stimmung in Lang-Göns seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sank die Beteiligung der Juden an den Märkten, wodurch die Bedeutung des überregionalen Viehmarktes erlosch. 1890 nahmen keine Juden mehr an dem Markt in Lang-Göns teil.1
Um 1830 lebten 30 Juden in Lang-Göns, rund 70 Jahre später waren es nur noch sieben. 1923/33 war ihre Zahl auf 12 angestiegen. Im nahegelegenen, zur jüdischen Gemeinde zugehörigen Kirchgöns lebten um 1830 16 Juden.2
Die Mehrheit der Lang-Gönser Juden lebte vom Vieh- und Krämerhandel, eine Familie betrieb Landwirtschaft. Das Einkommen der meisten von ihnen bewegte sich auf unterstem Niveau.
Einige der noch nach 1933 im Ort lebenden Juden konnten auswandern. Sechs jüdische Lang-Gönser wurden 1942 verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, in denen sie ermordet wurden.3
Betsaal / Synagoge
In der Moorgasse 2, am Rand des südlichen Ortskerns, war im hinteren Teil des Gebäudes ein Betraum der jüdischen Gemeinde eingerichtet. Vermutlich war das Haus ursprünglich eine Scheune, die die jüdische Gemeinde umbauen ließ. Das kleine Fachwerkhaus, schon vor 1844 im Besitz der jüdischen Gemeinde, diente außer zu gottesdienstlichen Zwecken auch als Wohnhaus. Es hatte eine Grundfläche von etwa 40 Quadratmetern.4 Am 15. März 1937 verkaufte die jüdische Gemeinde das Gebäude.5
Weitere Einrichtungen
Friedhof
Der jüdische Friedhof von Lang-Göns liegt im Norden des Ortes an der Straße „Am alten Stück“. Auf einem Gelände, das heute ein Teil des Gartens eines Kindergartens ist, liegt der weitgehend unzugängliche Friedhof umgeben von einem Hundesportplatz, dem Kindergartengelände und einer Schule. Im modernen Kataster ist der Friedhof nicht eingezeichnet.
Nachweise
Fußnoten
Weblinks
Quellen
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Bst. 518, Nr. 1473: Entschädigungsakte Jüdische Gemeinde Gießen. Lonystraße 4: Gemeindehaus, Schule (enth. Aufstellung der aus der Synagoge Lang-Göns ausgelagerten Kultgegenstände), 1954-1962
- Gemeindearchiv Lang-Göns:
- AB 27: Parzellenbrouillon, 1919
- AB 42: Grundbuch, S. 127
- AB 35: Grundbuch, S. 190
- AB 55: Grundbuch, S. 156
- Best. Langgöns: K 68 und K 74 (1880 ff.), Nr. 461 (1885 f.)
Literatur
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 476-477
- Luh, Anke: Zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung Großen-Lindens. In: Großen-Linden 790–1990; hg. von Helmut Faber. Gießen 1990, S. 57–70
- Puhl, Reinhard K.: Lang-Göns. Bilder aus vergangenen Tagen. Horb am Neckar 2. Aufl. 1992
- Ruppin, Arthur: Die Juden im Großherzogtum Hessen. Berlin 1909
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Synagogen-Standort)
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Lang-Göns“, in: Synagogen in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/orte/synagogen-in-hessen/alle-eintraege/168_lang-goens> (aufgerufen am 27.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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