Hohensolms

Bearbeitet von Wolfgang Fritzsche  
Landkreis
Lahn-Dill-Kreis
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Basisdaten

Juden belegt seit

1780

Lage

35644 Hohenahr, Ortsteil Hohensolms, Hauptstraße 43

erhalten

nein

Jahr des Verlusts

1976

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

ja

Geschichte

Um die 1350 von den Grafen von Solms errichtete Burg entwickelte sich Hohensolms, das 1358 urkundlich erstmals genannt wurde. Zwischen 1629 und 1760/70 war es Residenz der Grafen von Solms-Hohensolms, die dann ihren Sitz nach Lich verlegten. Zeitweise bestand das Amt Hohensolms, das 1822 in den Kreis Wetzlar aufging. Seit 1977 gehört es zum Lahn-Dill-Kreis. 1972 schlossen sich die Gemeinden Hohensolms, Erda und Ahrdt zu der neu gegründeten Gemeinde Hohenahr zusammen.

Wohl bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind Juden in Hohensolms nachweisbar. So war Gerson in der Zeit um 1680 mit dem Vertrieb der Münzen, dem Einkauf des Silbers und Kupfers und anderer Utensilien der örtlichen Münzstätte des Grafen Ludwig von Solms betraut.1 Ob er allerdings in der Ortschaft Hohensolms wohnte, ist nicht gesichert. Einer der ältesten erhaltenen Schutzbriefe stammt aus dem Jahr 1714 und wurde für Salomon Israel und dessen Frau Perle ausgestellt. Sie konnten sich wahlweise in der Residenzstadt Hohensolms oder an einem anderen Ort der Grafschaft niederlassen. Erst 1780 geht aus einer Namensliste der Hohensolmser Einwohner eindeutig die dauerhafte Anwesenheit von Juden hervor. Es waren Anschen Hirsch, ein Schächter und Hofjude, Abraham Bernd, Krämer, Salomon, ebenfalls Krämer, Abraham Jacob, Händler und Seligmann Bonn, abermals Krämer.2

Um 1826 betrieb der Handelsjude Bernd in Hohensolms ein Casino.

Die jüdische Gemeinde Hohensolms gehörte zunächst zur Gemeinde Aßlar, die wiederum der jüdischen Bezirksgemeinde in Wetzlar unterstellt war. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden im Ort Gottesdienste gehalten. 1816 betrug die Zahl der jüdischen Einwohner 34, 1835 bereits 68, was gleichzeitig deren Höchststand bedeutete.3

Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten auch die jüdischen Einwohner von Erda und Altenkirchen zur Gemeinde Hohensolms. Bei der geplanten Neueinteilung der Synagogenbezirke um 1850 hatte sich aber herausgestellt, dass wenig zuvor in Altenkirchen ein eigener Betraum für etwa 15 Personen im Haus des Liebmann Katz eingerichtet worden war.4

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Zahl der in Hohensolms wohnenden Juden zurückgegangen, so dass sich die Gemeinde auflöste. Die Mitglieder besuchten danach die Synagoge in Niederweidbach.5

Betsaal / Synagoge

Die Synagoge in der Hauptstraße wurde 1816 erstmals erwähnt und 1856 als ein gut erhaltenes zweigeschossiges Gebäude „aus Holz mit Lehmfachwerk und Schieferdach gedeckt“6 bezeichnet. Im Obergeschoss lag der Betraum, der 45 bis 50 Personen aufnehmen konnte. Dieser wiederum fand 1877 in einer Beschreibung des Lehrers Erwähnung: „Das Oberzimmer eines vorlängst ihrerseits dazu erworbenen Gebäudes in unmittelbarer Nähe unserer Schule diente ihnen (unter Zutritt der Glaubensgenossen der benachbarten Dörfer) als Synagoge, kugelförmig ins Dach hinein gewölbt“7, was auf ein Muldengewölbe hindeutet.

Um 1900 oder wenig später verkaufte die Gemeinde das Synagogengebäude. Spätestens nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde kein Gottesdienst mehr gehalten. Das Gebäude ging in Privatbesitz über und wurde 1976 abgebrochen. Im November 1988 wurde in der Hauptstraße gegenüber dem vormaligen Synagogenstandort eine Gedenktafel angebracht.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Über eine Mikwe liegen keine Erkenntnisse vor.

Schule

Mit dem ältesten Beleg über eine Synagoge in Hohensolms wurde 1816 auch eine Schule genannt, die zu dieser Zeit von zehn jüdischen Kindern besucht wurde. Die Gemeinde hatte sich in diesem Jahr bereit erklärt, einen eigenen Lehrer anzustellen.8=Dietze, Juden in und um Hohensolms, S. 51

Ende des 19. Jahrhunderts besuchten auch die jüdischen Kinder die örtliche Elementarschule. Einzig für den Religionsunterricht war ein Lehrer beschäftigt.

Friedhof

In Hohensolms gibt es einen Friedhof südlich des Ortes in Richtung Blasbach für die in Hohensolms, Erda und Altenkirchen lebenden Juden. Dort haben sich 25 Grabsteine erhalten.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hohensolms“, in: Synagogen in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/orte/synagogen-in-hessen/alle-eintraege/136_hohensolms> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/syn/136

Der Standort der Synagoge von Hohensolms im modernen Orthofoto (Bildmitte)