Witzenhausen, Wilhelmitenkloster

Gründungsjahr 1291  
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Gemarkung
Witzenhausen

Basisdaten

Mönche vom Orden des heiligen Wilhelm, einem Reformorden, gründen 1291 ein Kloster in Witzenhausen, das bis 1527 besteht. Die Stadt unterstützt diese Niederlassung, die Mönche versorgen im Gegenzug seelsorgerisch die Bürgerschaft, betreuen die Pfarrkirche und die Pfarrei. Wilhelmiten gibt es in Hessen außer in Witzenhausen nur noch in Freienhagen in der Grafschaft Waldeck. Bürgersöhne der Stadt und aus dem Landadel werden Mitglieder im Konvent. Noch heute erinnern Flurnamen an den ehemaligen Klosterbesitz (Auf dem Mönchskopf, Möncheholz u.a.). Die Gebäude überdauern die Reformationszeit, werden als Domäne, später als Deutsche Kolonialschule und heute von der Gesamthochschule Kassel genutzt.

Orden

Wilhelmiten

Ordensprovinz

Provinz Alemannia superior

Alte Diözesanzugehörigkeit

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Heiligenstadt, St.Martin

Typ

Männerkloster

Territorium

  • Landgrafschaft Hessen

Historische Namensformen

Lagebezug

0,5 km nordwestlich des Stadtkerns von Witzenhausen

Lage

Das Kloster ist im nordöstlichen Winkel der Stadtmauer an der Gelster, einem Nebenbach der Werra, gelegen (Steinstraße 19).

Geschichte

1291 wird die Niederlassung der sogenannten "Weißmäntel" gegründet. Pfarrer Guntherus bekundet, dass er die St.Nikolaus-Kirche in seinem Pfarrbezirk mit allen ihren Einkünften den Mönchen vom Orden des heiligen Wilhelm mit Zustimmung des Stadtherren, Landgraf Heinrich I. von Hessen, übergeben hat. Dieser Orden orientiert sich seit 1256 mit Zustimmung des Papstes Alexander (1254-1261) an der Benediktinerregel, nachdem er kurzzeitig mit den Augustinereremiten zusammengeschlossen war. Die Mönche versorgen seelsorgerisch mehrere Pfarreien in bis zu zehn Orten, in denen sie Termineien und Häuser besitzen. Ihren Aufgabenbereich sehen sie in der Predigt, im Messen lesen, Beichte hören, der Krankenfürsorge und im Unterrichten, weniger in der Almosensammlung und unterscheiden sich so von den Bettelorden. Zahlreiche Mitglieder der Bürgerschaft der Stadt und des regionalen Adels unterstützen das Kloster mit Stiftungen, die meistens Schuldverschreibungen und Zinsen auf Grundbesitz, Häuser und Höfe sind.
Anfang des 15. Jahrhunderts wird vom Kloster aus Falkenhagen (Lilienthal) besiedelt. 1502 wird das Kloster durch die Äbte von Breitenau und Bursfelde auf Veranlassung Landgraf Wilhelms II. und des Kardinals Raimund Peraudi reformiert. 1525 führt der landgräfliche Schultheiß auf Veranlassung Philipps von Hessen eine Inventarisierung des Klosterbesitzes durch. 1527 leben in dem kleinen Konvent 14 Priestermönche, die 1528 ohne größere Gegenwehr abgefunden werden.
Die Klostergüter werden in der Folgezeit durch Landgraf Philipp von Hessen zur Finanzierung einer Rüstungs- und Staatsausgaben mehrfach verpfändet. Ein Beamter der Landgrafen verwaltet den Besitz; durch Vererbungen und Verkäufe wird dieser zwischen 20 Erben und Erbengemeinschaften aufgesplittert. Landgraf Friedrich I. kauft 1735/35 alle Güter zurück und begründet die fürstliche Domäne.
1898 wird hier die Deutsche Kolonialschule "Wilhelmshof" gegründet, die nach dem Ersten Weltkrieg als "Hochschule für In- und Auslandssiedlung" fortgeführt wird. Seit 1971 ist Witzenhausen Teil der Gesamthochschule Kassel mit dem Fachbereich Landwirtschaft, Internationale Agrarentwicklung und Ökologische Umweltsicherung.

Gründungsjahr

1291

Gründer

Pfarrer Günther

Aufhebungsjahr

1527

Organisation

Zum vergleichsweise kleinen Konvent gehören meist 14 Mitglieder, von denen viele aus dem Bürgertum der Stadt Witzenhausen stammen. Der Konvent entscheidet gemeinsam über alle Fragen. Er wählt einen Prior auf Lebenszeit, der eine wichtige politische Rolle in der Region spielt.

Pfarrrechte

Kleinalmerode, Unterrieden

Patrozinien

Nikolaus und hl. Kreuz

Archivgeschichte

Archiv im Staatsarchiv Marburg

Besitz

Das Wilhelmitenkloster Witzenhausen verzichtet 1366 auf Haus und Kapelle [Nikolauskapelle] in Büdingen vgl. Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 588, Nr. 1468 (1366). Grundbesitz, Zehnten und Einkünfte hat das Kloster in: Allendorf, Blickershausen, Ellingerode, Ermschwerd, Herboldshausen, Kirchgandern (Thüringen), Kleinalmerode, Reckershausen, Rengershausen, Roßbach, Staufenbühl, Stiedenrode, Unterrieden, Uslar (Niedersachsen), Wendershausen, Windhausen, Witzenhausen Eine genaue Beschreibung findet sich in Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 673, Nr. 1667 (1525) und S.676, Nr.1670 (1527). Nach der Aufhebung des Klosters verpfändet Landgraf Philipp von Hessen 1533 den Besitz an Kraft von Bodenhausen. 1571 kommt er an Simon Bing und wird 1735 eingelöst.

Niederlassungen

Nach Inventar von 1527 existieren Termineien in Allendorf, Brakel, Büdingen, Dassel, Eschwege, Frankenberg, Hameln, Hildesheim, Homberg Efze, Kassel und Warburg (Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 676-680, Nr. 1670, hier S. 679).

Ausstattung

Gebäude

1740 wird die Kirche zu einem Amtshaus umgebaut, später als Kolonialschule eingerichtet.

Denkmaltopographie

DenkXweb Kloster

Nachweise

Arcinsys Hessen

Quellen

Gedruckte Quellen

Literatur

Germania Sacra-ID

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Witzenhausen, Wilhelmitenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7804_witzenhausen-wilhelmitenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7804