Basisdaten
In der heutigen Point - Alpha - Gemeinde Rasdorf an der hessisch-thüringischen Landesgrenze im Biosphärenreservat Rhön entsteht Ende des 8. Jahrhunderts ein Benediktinerkloster. Es wird hundert Jahre später in ein Stift umgewandelt und existiert bis 1803.
Orden
Benediktiner; Kollegiatstift
Alte Diözesanzugehörigkeit
Bistum Würzburg (seit 1049), Archidiakonat Coburg - Mellrichstadt - Geisa (um 1450), Landkapitel Geisa; ab 1676 Dekanat Fulda
Typ
Männerkloster
Territorium
- 8. Jahrhundert: Reichsabtei Fulda
- 12. Jahrhundert: Reichsfürstentum, später Fürstabtei Fulda
- 1803-1806: Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda
Historische Namensformen
- Ratesdorf (780/81) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl.173 vb, S. 321]
- in hoc antiquissimo quondam coenobio, Rathesthorp nuncupato (815) [Kopiar 18. Jahrhundert Schannat, Dioecesis Fuldensis, S. 211, Nr. V]
- religiosi clerici de monasterio sancti Iohannis baptiste et sancte Cecilie virginis et martyris quod Radesdorf vocatur (977) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 77, Druck: MGH Diplomata Könige 2,1, Otto II. : Sickel, 180-181, Nr. 160]
Lagebezug
10 km nordöstlich von Hünfeld
Geschichte
Im 8.Jahrhundert wird das Kloster von der Abtei Fulda begründet. Der Fuldaer Abt, Hrabanus Maurus, lässt eine neue Klosterkirche bauen und übergibt 838 die in Rom erstandenen Reliquien der Hll. Cäcilia, Valerianus und Tiburtius. Die Ungarn zerstören Anfang des 10. Jahrhunderts wahrscheinlich das Kloster; es wird als Kollegiatstift wieder aufgebaut und versorgt seelsorgerisch die Region. Nach einer gefälschten Urkunde aus dieser Zeit hat das Kloster umfangreichen Grundbesitz, den es im hohen Mittelalter durch Stiftungen und Schenkungen von freien Bauern, dem Kloster Fulda und dem regionalen Adel vergrößert. Die Einwohner von Rasdorf sind vom Stift abhängig, das Vogteirechte ausübt und von den Hausbesitzern einen Bodenzins erhält. Ende des 12. Jahrhunderts stellen die Päpste Clemens III. (1190) und Coelestin III. (1191) das Stift unter ihren Schutz und sichern dem Propst das Recht der selbständigen Verwaltung zu. Durch die Reformation verliert das Stift große Teile seines Besitzes.
1803 wird das Stift säkularisiert.
Gründungsjahr
vor 815
Aufhebungsjahr
1803
Organisation
Nach einer Konventsliste von 892 leben 33 bzw. 35 Mönche in dem Kloster und 20 Schüler. In der Zeit als Stift gehörten neun Kanonikerstellen und vier Vikarien zum Kloster
Pfarrrechte
Das Stift hat Pfarrrechte in den Nachbarorten, Pferdsdorf, Oechsen, Goßentaft, später eine Vikarie in Mansbach.
Patrozinien
Johannes der Täufer und Cäcilia (977 - gefälschtes Diplom Ottos II.)
Archivgeschichte
Archiv im Staatsarchiv Marburg.
Besitz
Laut einer gefälschten Urkunde von 977 mit vermutlich echtem Kern hat das Kloster in folgenden Orten Besitz: Großen-/Wenigentaft, Rasdorf, Ingemarstadt, Suhl/Thüringen, Ostheim (nicht zu identifizieren), Buocho (nicht zu identifizieren), Haselstein, Großvargula/Thüringen, Ballstädt/Thüringen, Nägelstädt/Thüringen, Mehler/Thüringen, Klettstedt/Thüringen, Unter- und Obereisenheim/Unterfranken, Kestrich, Öchsen/Thüringen Nach der Aufhebung des Stiftes werden die Einkünfte 1805 durch den Erbprinzen Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau zur Dotation des Lyceums (Gymnasiums) verwendet.
Ausstattung
Gebäude
Die durch Hrabanus Maurus (Abt von Fulda) erbaute Kirche dient bis heute der Pfarrei Rasdorf als Pfarrkirche. Die übrigen Klostergebäude existieren nicht mehr.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Stand 2004 bei Leinweber/Burkhardt, Artikel Rasdorf, S. 912
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 133
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Leinweber/Burkhardt, Artikel Rasdorf, S. 912
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 133
Literatur
- Mense, Mittelalterliche Bildwelten
- Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Fulda 2, S. 452-456
- Stand 2004 bei Leinweber/Burkhardt, Artikel Rasdorf, S. 912
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 752-754
- Sturm, Rasdorf, Geschichte und Kunst
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 133
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
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Sachbegriffe
Siehe auch
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rasdorf, Benediktinerkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7784_rasdorf-benediktinerkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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