Niederwildungen, Johanniterkommende

Ansicht von Wildungen, 1605
Basisdaten
Johanniter erbauen 1358 im Auftrag Graf Ottos II. von Waldeck ein Hospital in Niederwildungen, das bis zur Auflösung des Klosters 1532 besteht. Der im 11. Jahrhundert entstandene Kreuzritterorden widmet sich besonders der Krankenpflege. In der Ordenskirche steht seit 1403 ein berühmtes Altarbild des Conrad von Soest.
Orden
Johanniter
Ordensprovinz
Ballei Wetterau
Alte Diözesanzugehörigkeit
von der Diözesangewalt ausgenommen (eximiert), Archidiakonat St. Peter in Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim
Typ
Männerkloster
Territorium
- Grafschaft Waldeck
Historische Namensformen
- Hospital und Siechenhaus in Wildungen (1372) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 9871]
- Johanniter-Hospital in Wildungen (1383) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 9893]
Lagebezug
Bad Wildungen liegt 25 km südöstlich von Korbach.
Lage
Die Johanniterkommende liegt 500 m nördlich von Bad Wildungen, unterhalb Niederwildungen (Bad Wildungen) nach Wega zu, rechts der Straße nach Fritzlar.
Geschichte
Im Jahr 1372 übergibt Graf Heinrich VI. von Waldeck dem Johanniterorden das Hospital in Wildungen, das 1358 von Graf Otto II von Waldeck als Spital eingerichtet worden war. 1380 ist das Haus noch von den Johannitern in Wiesenfeld abhängig, wird durch Schenkungen großzügig unterstützt. Der Wiesenfelder Komtur baut in Wildungen eine kleine Priesterkommende mit vier Ordensbrüdern auf, die für das Hospital zuständig sind und gemeinsam mit Vertretern der Stadt Wildungen verwalten. 1402 stiften die Grafen von Waldeck die beiden Pfarrkirchen im Dorf Wildungen und in der Stadt Niederwildungen dem Kloster. Die Herren von Westerburg schenken die Pfarrkirchen Odershausen, Braunau und Reinhardshausen. Auf dieser Grundlage beginnen die Johanniter, das Ordenshaus als selbständige Niederlassung mit dem Hospital auszubauen, das durch einen Komtur geleitet wird. 1403 kauft der Konvent ein Altarbild für die Ordenskirche von dem bedeutenden Künstler Conrad von Soest. Die Kommende bleibt bis 1478 selbständig, wird dann wieder mit Wiesenfeld vereinigt. 1494/95 erfolgt in beiden Klöstern, wie im gesamten Orden, eine große Visitation, die auch eine Inventarisierung des Klosterbesitzes und seiner Ausstattung beinhaltet. 1518 wird Niederwildungen wiederum selbständig. 1527 werden die Rechte der Johanniter eingeschränkt, als die Grafen von Waldeck den katholischen Gottesdienstes verbieten, 1532 die Niederlassung beschlagnahmen und das Kloster säkularisieren. 1545 muss der letzte Komtur, Hermann Mehlen, abdanken, das Hospital wird von der Stadt übernommen. 1702 entsteht auf dem Gelände der Johanniter ein Waisenhaus, 1750 wird die Kirche abgebrochen.
Gründungsjahr
1372
Gründer
Graf Heinrich V. von Waldeck
Aufhebungsjahr
1532
Organisation
Die Brüdergemeinschaft (Konvent) wird von einem Komtur geleitet; dieser trifft die wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen und kirchlichen Entscheidungen und vertritt die Niederlassung im Gesamtorden; die 1494 durchgeführte Generalvisitation zählt zwei Geistliche und zwei Brüder auf.
Patrozinien
Maria und Katharina (1372 auch Theobald)
Besitz
1451 wird Dilbershausen mit seiner zerstörten Wallfahrtskirche durch Graf Wolrad I von Waldeck an die Johanniter übertragen; Besitz lässt sich in folgenden Orten nachweisen: Albertshausen, Anraff, Armsfeld, Bad Wildungen, Elshausen, Frebershausen, Fritzlar, Gellershausen, Giflitz, Hüddingen, Hundsdorf, Kleinern, Korbach, Nieder-Wildungen, Oberurff, Odershausen, Niederorke, Reinhardshausen, Reitzenhagen, Schuren, Wega, Wellen, Wenzigerode, Wesende
Abhängigkeitsverhältnis
Die Kommende ist vom Kloster Wiesenfeld abhängig. Zu Niederwildungen gehört auch die 1471/82 errichtete kleine Ordensniederlassung in dem Wallfahrtsort Pfannstiel bei Weilburg.
Ausstattung
Gebäude
Die Kirche wird 1750 abgebrochen.
Objekte
Altarbild des Conrad von Soest
Sonstiges
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Hospitalregister, Stadtarchiv Bad Wildungen, A 15
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 126
Gedruckte Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 126,
- Varnhagen, Grundlage der Waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, S. 387,
Literatur
- Braasch-Schwersmann, Niederlassungen des Johanniter-Ordens
- Römer, Waldeckisches Klosterleben
- Jürgen Römer, Klöster in Waldeck, S.68-76
- Neumann, Kirche, S. 145ff.
- Hochgrebe, Johanniter-Kommende
- Rödel, Großpriorat Deutschland des Johanniter Ordens, S. 289-292
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 126
Germania Sacra-ID
Indizes
Sachbegriffe
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Niederwildungen, Johanniterkommende“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7774_niederwildungen-johanniterkommende> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7774