Basisdaten
In der Zeit der Klosterreformen im 15. Jahrhundert lassen sich die Brüder vom Gemeinsamen Leben in Kassel im Weißen Haus nieder. Sie werden von den Landgrafen von Hessen finanziell gefördert, die mit den Kugelherren, deren Namen von ihrer Kopfbedeckung abgeleitet wird, ihre eigene Klosterreformpolitik verstärken. Die Brüder legen zwar keine Gelübde ab, leben aber nach strengen Regeln. Besitzlosigkeit, Gehorsam, Disziplin, Seelsorge und Gebet prägen ihre Lebensweise. Die Kasseler Niederlassung wird zum Vorbild für die in Marburg und Butzbach.
Orden
Brüder vom Gemeinsamen Leben (Kugelherren)
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter in Fritzlar, Archiprespyterat Ditmold
Typ
Männerkloster
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- Brüder im Wyszehoeb (1457) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 444 , Nr. 1202]
- Priester und Kleriker im Wissenhobe (1458) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 445 , Nr. 1202]
- Senior et rector presbyterorum, clericorumet Fratrum Albae Curiae in Cassel (1459)
Lage
Kugelhaus im Weißenhof (d. i. des Kunz Seheweiß, alba curia) auf der Freiheit im Brühl
Geschichte
1454 gründet der hessische Landgraf Ludwig I. ein Stift der Brüder vom Gemeinsamen Leben in Kassel. Die ersten Brüdern kommen aus dem Lüchtenhof in Hildesheim und übernehmen das sog. Weiße Haus des Landgrafen, einen weiß verputzten Hof in der Unterneustadt. 1458 erhält die klosterähnliche Gemeinschaft von Laien und Priestern die Bestätigung durch den Papst; die dem Hl. Georg geweihte Kapelle wird zu einer Kollegiatskirche erhoben, die Brüder zu Kanonikern erhoben. 1498 wird das Stift durch den Mainzer Erzbischof bestätigt. Die freie Brüdergemeinschaft, die nach ihrer Kopfbedeckung Kugelherren genannt werden, engagiert sich im Unterricht in der Neustädter Schule, in Schreib- und Buchbindearbeiten besonders für das Martinsstift. Einnahmen erwirbt das Stift auch aus dem Besitz von Renten und der Hostienbäckerei für das Benediktinerkloster Breitenau. Die landgräfliche Familie fördert die Kugelherren, die im Gegenzug die Landgrafen in ihre Gebetsgemeinschaft aufnehmen und Seelenmessen halten. Uneheliche Söhne der Landgrafen Wilhelm II. und Wilhelm III. leben zeitweise gegen Bezahlung im Kugelhaus. 1499 wird das Georgenstift durch Patres aus Marburg und Hildesheim visitiert.
1527 werden die Brüder (zehn Priester und drei Laienbrüder) durch Landgraf Philipp von Hessen nach der Auflösung des Hauses abgefunden, in die Gebäude ziehen Beamte des Landgrafen ein.
Gründungsjahr
1454-1455
Gründer
Landgraf Ludwig I.
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Die Gemeinschaft wird durch einen sog. Pater oder Rektor vertreten.
Patrozinien
Georg
Archivgeschichte
Bibliotheksgeschichte
Die Bücher der Bibliothek sind fast alle verschollen.
Besitz
Abhängigkeitsverhältnis
Das Kasseler Haus ist dem Fraterhaus zum Lüchtenhof in Hildesheim eng verbunden.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Gedruckte Quellen
- Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 443-471
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 96
Literatur
- Kassel Lexikon Band 2, Artikel "Weißer Hof", S. 317-318
- Monasticon Fratrum Vitae Communis. Teil II Deutschland, S. 95-106
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 96
Germania Sacra-ID
Indizes
Siehe auch
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Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kassel, Kugelhaus“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7756_kassel-kugelhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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