Basisdaten
An der Martinskirche in Kassel gründet im 14. Jahrhundert der hessische Landgraf ein Stift, das keiner bestimmten Ordensrichtung angehört. Die Kasseler Chorherren versehen geistliche Aufgaben, leiten eine Schule und arbeiten am landgräflichen Hof und in der Verwaltung. In der Kirche befindet sich seit der Reformation die Fürstengrablege für die hessische landgräfliche Familie in einer eine Gruft. Der hessische Landgraf Philipp der Großmütige und seine Ehefrau sind hier bestattet. Die Martinskirche ist auch heute noch die größte Kirche Kassels.
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter in Fritzlar, Archiprespyterat Ditmold
Typ
Kollegiatstift
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- Domherren zu St.Martin auf der Freiheit in Kassel [...] zum Nutzen des Stifts (1364) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 299, Nr. 770]
- in der Kirche ein Kollegium oder Kapitel von 12 Kanonikern (1366) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 300, Nr. 772]
- Dechant und Kapitel der St.Martinskirche zu Kassel (1486) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 190, Nr. 480]
Lage
Das Stift liegt am Martinsplatz, der 1330 als Marktplatz des neuen Stadtteils von Kassel, der Freiheit, angelegt wird.
Geschichte
1364 wird durch die hessischen Landgrafen Heinrich II. und Otto ein Kollegiatsstift an der Martinskirche im neuen Stadtteil auf der Freiheit gegründet und mit Grundbesitz und Patronatsrechten ausgestattet. Mit Stiftungen, Schenkungen aber auch Ankäufen vergrößert sich der Besitz. Schon 1366 wird das Stift von Papst Urban V. bestätigt, 1367 wird das Langhaus der Kirche geweiht. Die Kanoniker gehören keinem bestimmten Orden an, sind geweihte Priester und arbeiten häufig in der landgräflichen Verwaltung. Der Dechant des Stiftes ist 1410 bis 1416/17 als päpstlicher Subdelegat und Generalkommissar für Hessen in Angelegenheiten der geistlichen Gerichtsbarkeit tätig. Er ersetzt damit im Auftrag des Papstes den Mainzer Erzbischof, der in dieser Zeit den Gegenpapst in Avignon unterstützt.
1525 wird der Lesemeister der Karmeliten Johannes de Campis als Pfarrer angestellt, die Messe wird aufgehoben, die Kanoniker werden meist friedlich abgefunden, das Stift aufgelöst.
1811 plant König Jérômes, das Domkapitel von Paderborn nach Kassel zu verlegen und St. Martin in eine Kathedralkirche zu verwandeln.
Gründungsjahr
1364
Gründer
Landgraf Heinrich II. und Otto
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
An der Martinskirche werden zwölf Kanonikate durch den Landgrafen eingerichtet.
Pfarrrechte
Heiligenrode,Schwarzenberg, Witzenhausen
Patrozinien
Martin, Maria, Elisabeth seit dem 14. Jahrhundert und nach Rückkehr des hessischen Landgrafen Ludwig I., 1429, aus Jerusalem mit einem Kreuzessplitter auch Heilig Kreuz Patrozinium.
Archivgeschichte
Besitz
Das Stift erhält von dem hessischen Landgrafen Besitz in Gudensberg und anderern Dörfern. Nach Aufhebung des Stiftes werden die Pfründe 1527 verschiedenartig verwendet, seit 1539 nur noch für kirchliche Zwecke (5 Pfarrstellen und Stipendiatenkasten) und das städtische Pädagogium.
Ausstattung
Gebäude
Chor 1434 vollendet. Neubau der Türme 1891 vollendet. Reste des Kreuzgangs im städtischen Museum zu Hann. Münden. Die 1483 erbaute Dechanei abgerissen.
Objekte
Im Chor der Kirche Grab Philipps des Großmütigen.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
Gedruckte Quellen
- Diemar, Wigand Gerstenberg, S. 245, 301
- Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S.291 - 440
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S.95 f
Literatur
- Kassel Lexikon Band 2, Artikel "Martinskirche", S. 62-64
- Denkmaltopographie Kreis Kassel 1, S. 73-75
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 95 f
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kassel, Martinsstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7755_kassel-martinsstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7755


