Basisdaten
Landgraf Heinrich I. von Hessen stiftet 1262 ein Kloster für den Orden der Karmeliter in Kassel. Die enge Verbindung der Landgrafenfamilie mit dem strengen Mönchsorden bleibt bis zur Reformation bestehen.
Orden
Karmeliter
Ordensprovinz
wechselnd; Deutsche Provinz; Niederdeutsche Provinz
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter zu Fritzlar, Archiprespyterat Ditmold
Typ
Männerkloster
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- fratres presbyteris ordinis b. Marie de monte Carmeli (1262) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 233, Nr. 594]
- fratres (1292) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 233-234, Nr. 597 von 1292 und S. 627, Nr. 597]
Lage
Das Kloster liegt nordöstlich der ehemaligen Burg, dicht bei der Fulda beim Zugang zur Fuldabrücke, heute Am Renthof 2-4.
Geschichte
Das Kloster mit seiner Schule hat nur eine lokale Bedeutung und steht immer in Konkurrenz zu den anderen Klöstern in Kassel. Landgraf Heinrich I. von Hessen stiftet 1262 ein Kloster. Die Karmeliter erhalten vom Landgraf ein Haus in der Judengasse, später eins am Renthof, müssen sich verpflichten keine Besitztümer ohne Erlaubnis des Landgrafen anzunehmen. 1292 genehmigt der Mainzer Erzbischof den Bau eines Oratoriums und Klosters. Die Brüderkirche, so genannt nach dem Ordensnamen der Brüder der seligen Maria, wird 1376 vollendet (Chor 1331 geweiht). Sie steht in Konkurrenz zur Pfarrkirche St.Cyriakus des Prämonstratenserinnenstiftes Ahnaberg. Strikte Regeln (keine Kollision der Predigten an den Festtagen mit den Gottesdiensten in der Pfarrkirche, Verbote der Annahme von Testamenten, Festtagskollekten) beschränken den Einfluss der Karmeliter in der Stadt. Ab 1300 versehen diese den Gottesdienst in der Schlosskapelle (1300) und betreuen damit die Landgrafenfamilie. Das Kloster hat nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung, da Stiftungen, Geschenke und Spenden dem Kloster Ahnaberg übergeben werden müssen und von diesem kontrolliert werden.
Ende des 15. Jahrhunderts geraten die Karmeliter in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Noch vor der Reformation übergeben 1526 die letzten 25 Mönche das Kloster dem hessischen Landgrafen Philipp, der es auflöst.
Ersterwähnung
1292
Gründungsjahr
1262-1292 (?)
Gründer
Landgraf Heinrich I.
Aufhebungsjahr
1526
Patrozinien
Maria
Archivgeschichte
Besitz
Das Kloster besaß nur in Kassel ein Wohnhaus für Helferinnen, die sogenannten Martas.
Niederlassungen
Termineien sind in folgenden Orten nachgewiesen: Frankenberg, Gudensberg, Warburg, Fritzlar, Brakel, in Geisa ein hospitium (1362) [nach Regest in: Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 249, Nr. 641], Hachborn
Abhängigkeitsverhältnis
Das Karmeliterkloster Spangenberg und möglicherweise auch das Karmeliterkloster Marienau werden von Kassel aus gegründet. Patronatsherr ist der Propst des Klosters Ahnaberg, das Karmeliterkloster gehört zu dessen Pfarrei St.Cyriakus. Im 13. und 14.Jahrhundert besteht eine enge Abhängigkeit der Karmelklosters vom Kloster Ahnaberg, dessen Abt die seelsorgerische und wirtschaftliche Tätigkeit der Karmeliter eng kontrolliert.
Ausstattung
Gebäude
1599 werden die Gebäude als Collegium Adelphicum Mauritianum und Renthof genutzt. Nach der Auflösung des Klosters wird die Brüderkirche für die Altstädter Gemeinde an Stelle der niedergelegten Cyriacus-Kirche als Pfarrkirche übergeben. Nach der Zerstörung der Gebäude im Zweiten Weltkrieg 1950-1955 wird sie wieder hergerichtet und ist heute das älteste Bauwerk Kassels.
Sonstiges
Es existieren überlieferte Siegel des Konventes und des Priors aus den Jahren 1328,1332, 1496 und 1515 mit Darstellungen von Maria und Inschriften.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Stand 2012 bei Burkardt, Artikel Kassel, S. 380
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 94
Gedruckte Quellen
- Stand 2012 bei Burkardt, Artikel Kassel, S. 380-381
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 94
Literatur
- Stand 2012 bei Burkardt, Artikel Kassel, S. 382-383
- Kassel Lexikon Band 1, Artikel "Karmeliterkloster", S. 313-314
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 469-470
- Denkmaltopographie Kreis Kassel 1, S. 84-86
- Berger, Bettelorden
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 94
Germania Sacra-ID
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Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kassel, Karmeliten“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7754_kassel-karmeliten> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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