Basisdaten
Das in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch die landgräflich-thüringische Familie der Ludowinger gegründete Prämonstratenserinnenstift Ahnaberg ist eines der wichtigsten Klöster im mittelalterlichen Kassel und eng mit dem Aufstieg der Stadt verbunden. Die Gemeinschaft ist ursprünglich als Doppelstift mit Mönchen und Nonnen entsprechend dem Vorbild der Urkirche angelegt, seit 1184 Chorfrauenstift.
Orden
Augustiner-Chorherren; Augustiner-Chorfrauen; Prämonstratenser
Ordensprovinz
Zirkarie Wadgassen, ab 1224 Zirkarie Ilfeld
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter in Fritzlar, Archiprespyterat Ditmold
Typ
wechselnd
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- ecclesia sancte Marie semper virginis in Cassela [...] iuxta fluvium Ana sita [...] sorores (1154) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 3 , Nr. 2 (Regest) bzw. S. 614, Nr. 2 (Urkunde)]
- filiae conventui in Anenberc (1184) [Codex diplomaticus Saxoniae, Haupttheil I, Urkunden der Markgrafen von Meißen, Landgrafen von Thüringen, Abteilung A Bd. 2, S. 342-343, Nr. 494]
- prepositus et sanctiomoniales in ecclesia Anbergh (1219) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 6, Nr. 7 (Regest) bzw. S. 615-616, Nr. 7 (Urkunde)]
Lage
Das Kloster befand sich auf dem namensgebenden Ahnaberg, der heute nicht mehr als Berg erkennbar ist, zwischen dem alten Lauf der Ahna und der Fulda, am so genannten Katzensprung im modernen Stadtteil Wesertor. Neben dem Kloster stand später das Kasseler Stadttor in Richtung Weser, das der dort beginnenden Straße und dem heutigen Stadtteil seinen Namen gab. Nun befindet sich an der Stelle die Max-Eyth-Schule.
Geschichte
Hedwig von Thüringen, die Witwe des thüringischen Landgrafen Ludwigs I., gründet zwischen 1140 und 1148 das Stift in Kassel. Beteiligt ist ihr Sohn Graf Heinrich Raspe II, denn das Kloster soll als Hauskloster und Grabstätte für die Landgrafenfamilie dienen. Auf seine Bitten hin überträgt Kaiser Friedrich I. Barbarossa Grund und Boden auf dem Ahnaberg dem Stift. Ab 1184 wird Ahnaberg als Chorfrauenstift bezeichnet, 1223 heißt es vom Propst des Klosters, dass er Unterstützung erhält, wenn er nach Prémontré reisen möchte. Das Stift wird dem Abt von Spieskappel (Prämonstratenser) unterstellt, eine Priorin steht an der Spitze der Gemeinschaft, deren Größe 1219 auf 40 Nonnen beschränkt wird. Die Ordensgemeinschaft orientiert sich wechselnd an den Augustiner- und Prämonstratenserregeln. Die Entwicklung des Stifts ist durch zahlreiche Konflikte geprägt. Gestritten wird mit der Prämonstratenserabtei in Spieskappel um das Recht der freien Propstwahl, die 1184 vom Papst für Ahnaberg bestätigt wird, um die Unterstellung des von Ahnaberg aus gegründeten Klosters Eppenberg. 1399 werden die Pröpste abgeschafft, das Kloster Eppenberg wird dem Ilfelder Stift unterstellt. Mit der Stadt Kassel und dem Landgrafen Hermann I. gibt es Auseinandersandersetzungen um die Pfarrkirchen und Patronate. 1490 und 1518 wird Ahnaberg von Kloster Böddeken aus visitiert und es werden Refomen eingeführt. 1527 wird das Kloster aufgehoben und die Chorfrauen und Laienschwestern entschädigt.
Gründungsjahr
vor 1148
Gründer
Graf Heinrich Raspe II. von Gudensberg und seine Mutter Hedwig, Witwe des verstorbenen thüringischen Landgrafen Ludwig I.
Aufhebungsjahr
1527/1528
Pfarrrechte
St.Cyriakus in Kassel (1152), Maria Magdalena (im 13. Jhdt.)
Patrozinien
Maria, Salvator und Crux
Archivgeschichte
Besitz
Das vorhandene Vermögen wird nach der Aufhebung des Stifts für die Hof- und Landesverwaltung, z. T. für die Kasseler Pfarreien und Schulen verwendet.
Zum umfangreichen Besitz in der Stadt gehören Ländereien im Norden bis Wolfsanger, Ihringhausen und Vellmar.
Abhängigkeitsverhältnis
Abhängigkeit von Kloster Eppenberg
Ausstattung
Gebäude
Klostergebäude (1512 neu errichtet), 1568 Zehntscheuer, dann Kaserne und samt der Kirche 1880 abgerissen.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 93
Gedruckte Quellen
- Klosterarchive 2: Johannes Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 3 - 230
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 93
Literatur
- Kassel Lexikon Band 2, Artikel "Stift Ahnaberg", S. 256-257
- Heimerich, Eppenberg
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 93
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ahnaberg, Prämonstratenserinnenstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7753_ahnaberg-praemonstratenserinnenstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7753



