
Gottsbüren. Ansicht der heutigen evangelischen Pfarrkirche
Basisdaten
Gottsbüren ist im 14. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort; hier wird der Leichnam Christi in Form einer Hostie verehrt wird. Das nahe gelegene Benediktinerinnenklosters Lippoldsberg baut zur Versorgung der Pilgerscharen einen Klosterhof und besetzt ihn mit Nonnen. Eine große dreischiffige Hallenkirche, die heute noch existiert, wird erbaut. Der Wallfahrtsort mit europaweiter Bedeutung liegt an der alten Königsstraße, die zur Weser führt. Der ursprüngliche Name Hundesbüren wird in Gottsbüren verändert.
Orden
Benediktinerinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Nörten, Archidiakonat Ödelsheim
Typ
Klosterhof
Territorium
- 1244: Grafschaft Dassel
- 1272: Erzbistum Mainz
- 1462: Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- in villa Hundesburen, ubi corpus dominicum est inventum, iam oblate sunt et inantea (1331) [HStAM Bestand Urk. 36, Nr. 365]
- sanctimoniales in Godesburen (1343) [HStAM Bestand Urk. 36, Nr. 411]
Lagebezug
12,5 km nordöstlich von Hofgeismar
Lage
Kirche und Klostergebäude stehen auf einem Plateau über dem Fuldebach am Reinhardswald. Der Ort Gottsbüren liegt im Mittelalter an der "Königsstraße", einer alten Handelsstraße, die von der Fulda im Süden, über Grebenstein, Hombressen und Gottsbüren zur Weser führt.
Geschichte
Gottsbüren liegt an dem alten Königsweg zur Weser hin, der im Mittelalter ein Teil des Pilgerweges nach Santiago de Compostela ist. Aufgrund von Nachrichten über ein Wunder im Habichtswald (1330, evtl. auch schon 1329 wird angeblich der Leichnam Christi in den Wäldern um Gottsbüren gefunden und in der Kirche aufgebahrt, nach anderen Darstellungen eine blutende Hostie aufgefunden), gründen Benediktinerinnen aus Lippoldsberg 1332 eine Niederlassung zur Versorgung der Pilgermassen. Die kirchliche Erlaubnis für die Heilig-Blut-Wallfahrt erteilt Erzbischof Balduin von Trier bereits am 10. Juni 1331, wovon das Kloster Lippoldsberg und der gesamte Raum wirtschaftlich profitieren. 1339 ist für die Klosterniederlassung eine Priorin nachweisbar, 1343 wird sie von Erzbischof Heinrich III. von Mainz zur Rückkehr ins Mutterkloster aufgefordert. Die Einnahmen aus der Wallfahrt werden aufgeteilt zwischen dem Erzbischof von Mainz, einem Fonds für den Bau der Kirche, den Nonnen von Lippoldsberg und die Stadt. Spenden erhält ddie Wallfahrtskirche auch vom schwedischen König Magnus II 1346. Pilgerzeichen von Gottsbüren finden sich im gesamten nordeuropäischen Raum als Plaketten, oder auf Zinnkannen und Glocken. Zwischen 1343 und 1346 existiert ein Kollegiatstift auf Geheiß des Erzbischofs Heinrich III. in Gottsbüren, das 1355 von seinem Nachfolger Gerlach nach Grebenstein verlegt wird. Wahrscheinlich betreuen die Chorherren die Planung und Aufsicht über den durch Spenden finanzierten Kirchenbau. Die Hochzeit der ertragreichen Wallfahrten endet um 1399, vereinzelte finden weiter statt. Noch 1431 werden ,,jungfrauwen zu Gottsbüren" genannt als Empfänger einer Spende des hessischen Landgrafen Ludwig I.; 1520 überweist die hessische Landgräfin Anna Geld an Gottsbüren, doch mit der Reformation enden die Wallfahrten. Bei der Aufhebung der Klöster in der Reformation wird der Ort nicht mehr erwähnt.
Gründungsjahr
um 1332
Aufhebungsjahr
nach 1431
Besitz
Abhängigkeitsverhältnis
Die Niederlassung wird vom Benediktinerinnenkloster Lippoldsberg gegründet und bleibt von diesem abhängig.
Ausstattung
Gebäude
1330/31 wird eine Wallfahrtskirche erbaut, die im Verlaufe des 14. Jahrhunderts zu der heutigen dreischiffigen Hallenkirche erweitert wird.
Nachweise
Quellen
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Desel, Artikel Lippoldsberg, S. 762 - 767
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 60 - 61
Literatur
- Wilhelm A. Eckhardt, Die Wallfahrt nach Gottsbüren, Bd. 119, 2014, S. 1 - 22
- Christian Philipsen, Pfründen und geistliche Steuer
- Desel, Artikel Lippoldsberg, S. 745-748 (Exkurs: Die Heilig-Blut-Wallfahrt nach Gottsbüren)
- Desel, Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen, S. 46-52
- Stand 2004 bei Desel, Artikel Lippoldsberg, S. 762 - 767
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 60 - 61
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Indizes
Sachbegriffe
Siehe auch
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Orte
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- Historisches Ortslexikon
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gottsbüren, Benediktinerinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7727_gottsbueren-benediktinerinnenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7727