Basisdaten
Bereits 1229 kommen Franziskaner nach Fritzlar und gründen eine Niederlassung. Der 1237 begonnene Konventsbau gehört zu den ältesten Franziskanerklöstern Deutschlands. Trotz einer zeitweisen Aufhebung nach der Reformation existiert ein Franziskanerkloster bis 1803 in der Stadt. Die Klosterkirche wird 1824 der evangelischen Gemeinde übergeben.
Orden
Franziskaner
Ordensprovinz
kurkölnische Minoritenprovinz, Kustodie Hessen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter zu Fritzlar
Typ
Männerkloster
Territorium
- Kurfürstentum Mainz
- Vgl.Fritzlar
Historische Namensformen
- Fratres minores S. patris Francisci conventuales Frideslariae (1236), [Liber memorabilium conventus Frideslariensis in der Schatzkammer des St.Peters-Stiftes, fol 1, zitiert nach Julius Battes, Franziskaner in Hessen S. 318, Anm. 24]
- Fratres Minores in oppido nostro Fridislariensi (1236) [zitiert nach Lohmann, Franziskaner in Fritzlar, S. 18, Anm. 144]
Lage
Das Kloster liegt an der neuen Oststadtmauer nahe dem Werkeltor im mittelalterlichen Stadterweiterungsgebiet, der heutigen Gießener Straße.
Geschichte
Die ersten Franziskaner lassen sich 1229 im Leprosorium St.Georg vor der Stadt nieder und widmen sich der Krankenpflege. Nach der Belagerung und Zerstörung Fritzlars durch Konrad Raspe, Bruder des Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, erwerben die Franziskaner mit Zustimmung des Erzbischofs von Mainz Grundstücke von der Stadtgemeinde innerhalb der Stadt und erbauen am Werkeltor 1237 neue Konventsgebäude. Die Finanzierung gelingt durch Ablässe und die Unterstützung der Fritzlarer Bürgerschaft. 1244 werden die neuen Gebäude geweiht.
Vermutet wird, dass Jordanus von Giano, der vom Ordensgründer Franziskus in Assisi selbst beauftragt wird, nach Deutschland zu gehen, Namensgeber für den Turm, den Brunnen und die Jordansgasse in Fritzlar wird. Das Kloster gewinnt an Bedeutung. 1259 tagt das Deutsche Provinzialkapitel der Franziskaner in Fritzlar. Zahlreiche Mitglieder angesehener städtischer Familien treten in das Kloster ein.
In der Zeit der franziskanischen Reformen 1494-1496 und 1515 entscheiden sich die Fritzlarer Mönche für die Richtung der Konventualen, denen Gemeinschaftsbesitz erlaubt bleibt.
1546 wird im Kloster eine Inventur durchgeführt, nach dem Tod des letzten Guardians 1553 und unter hessischer Besatzung die Reformation eingeführt. Nach dem Augsburger Religionsfrieden ziehen die hessischen Truppen ab und das Kloster fällt an das Kurfürstentum Mainz zurück. 1628 wird es von Kölner Minoriten der Konventualenrichtung wieder besetzt und neu belebt. Die Franziskaner übernehmen die Lateinschule (Gymnasium S. Bonaventurae) der Jesuiten, und halten sich auch während der hessischen Besitzergreifung 1631 bis 1648.
1803 wird das Kloster geschlossen, 1804 die Neuaufnahme von Novizen verboten und 1811 endgültig aufgehoben. Die Gebäude werden als Altenheim genutzt. Vorstand der Einrichtung ist die Armenkommission der Stadt.
Ersterwähnung
1229
Gründungsjahr
1237 (?)
Gründer
Erzbischof Siegfried III. als Stadtherr
Aufhebungsjahr
1811
Patrozinien
Franziskus, zur Restitutionszeit auch Elisabeth
Archivgeschichte
Reste des Archivs im Stiftsarchiv Fritzlar.
Bibliotheksgeschichte
Reste der Bibliothek im Stiftsarchiv Fritzlar. Liber memorabilium conventus (in der Schatzkammer). Ein Katalog der Bibliothek aus dem Jahr 1804 unter Kasseler Geheimeratsakten des Staatsarchivs Marburg. 46 Bücher und Inkunabeln 1813 dem Lyceum in Kassel überwiesen (C. F. Weber, Geschichte der städtischen Gelehrtenschule zu Kassel [Kassel 1846], S. 380f.
Ausstattung
Gebäude
Nach Aufhebung 1811 der Stadt als Hospital überlassen, 1816 für Schulzwecke vergeben. Klostergebäude seit 1820 Armenhaus. Kirche im 18. Jahrhundert Erbbegräbnis der Landgrafen von Hessen-Rotenburg, seit 1824 der evangelischen Gemeinde überwiesen.
Nachweise
Gedruckte Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 36, 37
Literatur
- Mense, Mittelalterliche Bildwelten
- Eine Stadt im Spiegel der Heilkunst. Streiflichter zu 850 Jahren Fritzlarer Hospitalwesen
- Lohmann, Franziskaner in Fritzlar
- Hilbert, Fritzlar im Zeitalter der Konfessionalisierung
- Berger, Bettelorden, S.84-86
- Stoob, Heinz. Fritzlars Stadtgrundriß als Spiegel seiner mittelalterlichen Geschichte. In: Fritzlar im Mittelalter S. 302-320
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 36-37
- Julius Battes, Das Vordringen der Franziskaner in: Franziskanische Studien 18, 1931, S. 318-320
- Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, S. 300
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
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Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Fritzlar, Minoritenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7711_fritzlar-minoritenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
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