Eschwege, Augustinereremitenkloster
Basisdaten
Das Kloster der Augustinereremiten in Eschwege besitzt eine große Bedeutung für die Stadt. Es wird auf einem durch das ansässige Benediktinerinnenkloster geschenkte Stück Land in der Stadt im 13.Jahrhundert gegründet und überflügelt das Nonnenkloster bald in seiner Bedeutung. Die Mönche sehen ihre Hauptaufgabe in der Volksseelsorge und kümmern sich um die Bildung der Stadtbevölkerung.
Orden
Augustinereremiten
Ordensprovinz
thüringisch-sächsische Provinz
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter und Paul in Dorla
Typ
Männerkloster
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- Brüder vom Orden des hl. Augustinus innerhalb der Mauern von Essenewege (1278), [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S.187, Nr. 505]
- domui fratrum heremitarum ord. s. A. zu Essenwege (ca. 1300), [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S.188, Nr. 507]
Lagebezug
etwa 40 km ostsüdöstlich von Kassel gelegen
Lage
Das Kloster liegt im Westen des Stadtkerns, Ecke Wallgasse/Klosterstraße in der Nähe der Stadtmauer.
Geschichte
1278 schenkt der Konvent des Nonnenklosters St.Cyriacus (Benediktinerinnen) auf Bitten der Stadt den Brüdern des Ordens vom heiligen Augustinus ein Grundstück aus dem Besitz des Stiftes inmitten des Ortes. 1366 erlaubt Landgraf Heinrich von Hessen den Ausbau des Klosters. Zahlreiche Stiftungen der Bürgerschaft und des lokalen Adels vergrößern den Klosterbesitz. In der Region stehen die Augustinereremiten in Konkurrenz zu den anderen Mendikantenorden. 1332 setzen sich die Eschweger in einem Streit mit den Minoriten aus Fritzlar und den Dominikanern aus Warburg um eine Niederlassung in Wolfhagen durch, klären die Termineigrenzen 1316 auf dem Provinzialkapitel in Himmelpforten (Harz). Die Bettelbezirke des Klosters in Eschwege werden präzise festgeschrieben, das Kloster unterhält zahlreiche Termineien. Seit 1369 brauen die Brüder ihr eigenes Bier im Kloster, erhalten 1433 einen weiteren Hopfenberg als Geschenk. Eine große Bibliothek fördert die wissenschaftliche Ausbildung der Mönche. Die Namen zahlreicher Lesemeister sind verbrieft, viel wirken in ausländischen Klöstern wie in Oxford und in Venedig. 1453 (1455) treten die Eschweger Augustinereremiten der strengen Ordensrichtung der Observanz bei. Die hessischen Landgrafen unterstützen und fördern mit materiellen Vorteilen diese Entscheidung. Nach 1484 bauen die Mönche die Kirche und Wohngebäude weiter aus (Kreuzgang, Wohnbau) und erwerben weitere Häuser in der Stadt. 1491 findet in den neuen Räumen das Provinzkapitel des Augustinereremitenordens statt. Mit der Stadt Eschwege bauen die Mönche gemeinsam eine Art Kanalisation, die von einer gefassten Quelle zum Kloster und weiter zum Marktplatz führt. 1503 kommen die Vertreter der Reformbewegung in Eschwege zum Generalkapitel zusammen. 1523 protestieren Augustiner aus Eschwege in Leipzig gegen Luther, nehmen 1526 an der Homberger Synode teil. Trotz des Widerstandes der Augustiner führt Landgraf Philipp von Hessen im Oktober 1526 die Reformation in Eschwege ein. Inventare des Besitzes, der Urkunden und der Ausstattung werden erstellt. Nach der Bestandsaufnahme werden 1527 werden die Mönche (20 Patres und 6 Laienbrüder) abgefunden, das Kloster aufgehoben und der Besitz durch den Landgrafen eingezogen. Der letzte Eschweger Prior, der 36 Jahre im Kloster lebte, erhält die Terminei in Göttingen als Entschädigung. Nach seinem Tod verschenkt der hessische Landgraf das Haus dem Pfarrer für Göttingen und dem Spital der Stadt. Ein Restitutionsversuch 1629 bleibt erfolglos. 1637 brennen Teile der Gebäude ab. Im wieder errichteten Hospital können um 1900 noch 42 Pfründner wohnen. Eine Diakonisse versorgt die alten Menschen.
Ersterwähnung
1278
Gründungsjahr
1278
Gründer
Stadt Eschwege
Aufhebungsjahr
1527
Patrozinien
Maria
Archivgeschichte
Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 20-21,
Bibliotheksgeschichte
Das Kloster ist eine Bildungseinrichtung mit Bibliothek und vielen ausgewiesenen Lesemeistern.
Besitz
Um 1300 überlassen Ritter Heinrich von Reingoldshausen und seine Frau Irmtraud das Dorf Lautenbach als volles und freies Eigentum dem Kloster. Weitere Besitzungen liegen in Glimmerode, Grebendorf,Langenhain, Schwebda, Sontra, Wanfried Vgl. Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 320, Nr. 830 (1526), S. 322 ff, Nr. 832 (zu 1527) Nach der Reformation werden die Kirche und ein Teil der Klostergebäude dem Elisabethhospital überlassen, die Einkünfte größtenteils zur Hof- und Landesverwaltung verwendet.
Niederlassungen
Termineien in: Göttingen, Heiligenstadt,Kassel, Rotenburg an der Fulda, Sontra, Sooden-Allendorf, Spangenberg, Witzenhausen, Wolfhagen, Wollrode, Zierenberg
Ausstattung
Gebäude
Die Kirche brennt 1637 bis auf das südliche Seitenschiff ab, Reste der Kirche und des Kreuzgangs sind noch erhalten.
Denkmaltopographie
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S.20-21
Gedruckte Quellen
- Klosterarchive 1: Klöster an der Werra
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S.20-21
Literatur
- Kraft, Augustinerkloster und Landgrafen, in: Schneider, Augustinerkloster Alsfeld, S. 285-312
- Schneider, Terminei der Eschweger Augustinereremiten, S.43-62
- Arnold, Kirche in der Region Werra-Meißner
- Kunzelmann, Augustiner-Eremiten, S. 169-183
- Berger, Bettelorden, S. 67-68
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis II, S. 114, 121
- John, Augustinerkloster zu Eschwege
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 20-21
- Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, S. 299
Germania Sacra-ID
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Eschwege, Augustinereremitenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7694_eschwege-augustinereremitenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
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