Eibingen, Benediktinerinnenkloster
Basisdaten
Die Entwicklung des Klosters Eibingen ist sehr eng mit der des Klosters Rupertsberg, Wirkungsort von Hildegard von Bingen, verknüpft. Sie erwirbt die leerstehenden Gebäude eines Augustinerklosters, sendet 1165 Nonnen aus dem Rupertsberger Konvent nach Eibingen und leitet bis zu ihrem Tod den Konvent. 1814 wird das Kloster aufgehoben.
Oberhalb des Ortes Eibingen wird 1904 ein neues Kloster gebaut; bis heute existiert hier die Benediktinerinnenabtei St. Hildegard.
Orden
Augustiner; Benediktiner; Augustiner-Chorfrauen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mainz, St. Mauritius
Typ
wechselnd
Territorium
- Erzstift Mainz, später Kurfürstentum Mainz, vgl. Entwicklung Rüdesheim
Historische Namensformen
- quoddam predium in Ybingen (1148) [Kopialbuch 16. Jahrhundert UB Mainz 2,1, S. 213-215, Nr. 111]
- conventui monasterium in Ybingen (1219)
- conventus sanctimoniales Ibingen (1226) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 282-283, Nr. 412]
- cenobium et conventum de Ibingen monasterium (1268) [Abschrift des 16. Jahrhunderts Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 466-467, Nr. 790]
- conventus sororum in Ibingen ordinis sancti Benedicti (1270) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 475, Nr. 890]
- magistra de Ibingin (1270)
- Sancta Maria in Ybingen (1493)
- Adelichen Freyen jungfräulichen Stiffts sant Ruprechtsberg und Eybingen (1620)
- Jungfräulichen Rheinischen Adelichen freyen alten Stiftes auff St. Ruprechts Berg und Eibingen (1624)
- Monasterium Monialium Nobilium Ordinis Sti Benedicti in Eybringen (1641)
- closter Eibingen (1692)
- monasterii Eibingensis (1701)
Lagebezug
0,6 km südöstlich von Rüdesheim am Rhein
Geschichte
1148 wird in Eibingen von Marcka von Rüdesheim ein Augustinerdoppelkloster gegründet, das 1165 durch die Heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) mit Benediktinerinnen aus ihrem Kloster Rupertsberg besetzt wird, dessen Leitung es auch untersteht. Die neuere Forschung bestreitet die Rolle Hildegards als Gründerin des Klosters. Besonders im 13.Jahrhundert versucht sich das Kloster Eibingen aus der Vormundschaft des Rupertsberg zu lösen und eine gleichrangige Stellung zu erreichen. Die enge Zusammenarbeit der beiden Nonnenklöster bleibt bestehen. im 15. Jahrhundert werden Klosterreformen durch die Mainzer Erzbischöfe veranlasst und durch Äbte der Bursfelder Kongregation 1506 umgesetzt. Das reformierte Kloster wird im Bauernkrieg beschädigt und von 1575-1603 vorübergehend von Augustinerchorfrauen aus St. Peter bei Kreuznach belegt. 1642 siedeln die Nonnen des von den Schweden zerstörten Mutterklosters Rupertsberg mit den Reliquien der Heiligen Hildegard nach Eibingen über. Rupertsberg und Eibingen werden nun als Einheit betrachtet mit einer gemeinsamen Äbtissin und einem gemeinsamen Siegel. Seitdem werden nur noch adlige Frauen aufgenommen. In der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts erlebt das Kloster eine Blütezeit: die wirtschaftlichen Verhältnisse erlauben den Neubau des Ostflügels der Klosteranlage, die Vistiationsberichte loben die Befolgung der Bursfelder Klosterregeln und die Wallfahrten zu den Reliquien der Hl. Hildegard nehmen zu. Seit 1780 versucht der Fürstbischof von Mainz das Kloster gegen seinen Widerstand in ein Stift umzuwandeln. Während der Revolutionszeit leidet das Kloster unter hohen Abgaben, der Aufnahme von Flüchtlingen und Einquartierungen. 1814 wird das Kloster durch Herzog Friedrich August von Nassau aufgelöst, die letzten Nonnen (vier Fräuleins und zwei Schwestern) müssen ausziehen, die Reliquien werden u.a. an die Stadt Bingen und die Pfarrei Eibingen verschenkt. Teile der Gebäude werden abgerissen, die Kirche dient als Zeughaus, dann als Pfarrkirche. 1900 wird das Kloster durch eine Stiftung des Fürsten Karl von Löwenstein mit Nonnen aus der Abtei St. Gabriel zu Prag (Beuroner Kongregation) oberhalb des Ortes als Benediktinerinnenabtei St. Hildegard wieder errichtet, um die Tradition des Klosters der Heiligen Hildegard von Bingen wieder zu beleben. Das Kloster erlebt eine erneute Blütezeit und wächst bis auf 115 Nonnen und Schwestern kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an. 1941 wird die Abtei geschlossen, der Besitz beschlagnahmt und die Klosterinsassen vertrieben. Am 2. Juli 1945 kehren die Konventsmitglieder zurück und bauen die Abtei erneut auf. 1997/89 wird der 900.Geburtstag der Heiligen Hildegard von Bingen mit einem Jubiläumsjahr gefeiert.
Gründungsjahr
1148-1165
Gründer
Marcka von Rüdesheim, Hildegard von Bingen
Aufhebungsjahr
1814
Organisation
1936 leben und arbeiten 57 Chor- und 20 Laienschwestern, 98 Schwestern 1969 in der Abtei Eibingen.
Pfarrrechte
Eibingen
Als Nachfolger des Rupertsberger Klosters übernimmt Eibingen 1642 auch die Rechte an der Liebfrauenkirche in Friedberg.
Patrozinien
Gottesmutter Maria, Giselbert, Rupert, Hildegard
Bibliotheksgeschichte
Informationen bei Eiden, Artikel Eibingen, S. 139 Die Klosterbibliothek wird 1814 versteigert und verschleudert.
Besitz
Nach Übersiedlung des Rupertsberger Konvents nach Eibingen 1642 umfassen die Besitzungen auch die linksrheinischen Gebiete. 1764 wird Klostereigentum in folgenden Orten genannt: Appenheim, Assmannshausen, Bermersheim, Bingen, Bornheim, Bosenheim, Büdesheim, Dietershausen, Dromersheim, Eppelsheim, Friedberg, Gau-Bickelheim, Geisenheim, Gensingen, Gutenberg, Hilbersheim, Johannisberg, Laubenheim, Langenlonsheim, Lonsheim, Münste>, Münster-Mühl, Noth-Gottes-Mühl, Rüdesheim (Kr. Kreuznach), Roth, Roxheim, Rüdesheim, Sponsheim, Stein-Bockenheim, Schnorbach, Trechtingshausen, Volxheim, Waldalgesheim, Weiler, Welgesheim, Zotzenheim
Abhängigkeitsverhältnis
Das Kloster untersteht dem Benediktinerinnenkloster Rupertsberg.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Stand 2004 bei Eiden, Artikel Eibingen, S. 147-149
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Eiden, Artikel Eibingen, S. 142-143
- Jeschke, Ländliche Rechtsquellen, S. 6-15
Literatur
- Denkmaltopographie Rheingau-Taunus-Kreis I (Rheingau), Teilband 2, S. 1013-1014
- Schmandt, Hildegard von Bingen und das Kloster Eibingen, in:Nassauische Annalen, 2014, Bd. 125, S. 29-52
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 696
- Stand 2004 bei Eiden, Artikel Eibingen, S. 144-147
- Jeschke, Ländliche Rechtsquellen, S. 6-15
- Bistum Limburg, Schematismus 1969
- Herchenröder, Rheingaukreis, S. 338-341
- Schematismus der Diözese Limburg 1936, S. 227
- Zaun, Geschichte des Landcapitels Rheingau. Neudruck, S. 296-302
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Eibingen, Benediktinerinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/13011_eibingen-benediktinerinnenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/13011