Gottesthal, Zisterzienserinnenkloster
Basisdaten
Die Geschichte des Klosters Gottesthal ist eng mit der der benachbarten Klöster Eberbach und Mittelheim verknüpft. Gegründet als Augustinerchorherren und -frauenstift gehört es seit dem 13. Jahrhundert zum Zisterzienserorden, in dem seitdem Nonnen ihr Leben dem Lobe Gottes in Kontemplation und Gebet bis 1811 widmen.
Orden
Augustiner-Chorherren; Zisterzienser
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mauritius in Mainz, Rheingau
Typ
wechselnd
Territorium
- Erzstift Mainz, später Kurfürstentum Mainz, vgl. Oestrich-Winkel
Historische Namensformen
- cenobium monialium regularium (1138) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 134, Nr. 196]
- cella in eadem villa nomine Winkela honore sancti Egidii (1158) [mit Bezug auf Gründungsakt vor 1129 Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 173-175, Nr. 238]
- fratres regulares in valle dei iuxta Winchelam (1145) [Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 75, S. 147-150]
- fratres et sorores sub regula beati Augustini communi vita in Winkelo (1151) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 167-168, Nr. 229 = HHStAW Bestand 29 Nr. U 2]
- sanctimoniales de Gostdal (1213) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 239-240, Nr. 335]
- conventus sancti Egidii in Winchelo (1247) parallel dazu: conventus sanctae Mariae (1247)
- conventus monasterii de Gozestal Cicterciensis ordinis (1251) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 351, Nr. 560]
- magistra et conventus monialium sancti Egidii de Winkele ordinis sancti Augustini (1257) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 397, Nr. 660]
Lagebezug
7,5 km nordöstlich von Rüdesheim am Rhein
Lage
Das Kloster liegt im Tal des Pfingstbaches, zwei Kilometer nördlich von Oestrich-WInkel.
Geschichte
Im Kloster Gottesthal als Doppelkloster leben Chorherren und Chorfrauen; angeschlossen sind weiter die Augustinerchorfrauen in St. Ägidien in Mittelheim. Die Mönche stammen wohl aus dem 1131 aufgehobenen Augustinerkonvent in Eberbach, dessen Grund und Boden das Kloster in Mittelheim laut einer allerdings um 1191 gefälschten Urkunde von 1151 beansprucht. 1213 existiert in Gottesthal nur noch ein Nonnenkloster; vermutlich kommen die Nonnen aus St. Ägidien zu Mittelheim, das aufgelöst wird, nach Gottesthal. Das Kloster schließt sich noch vor 1251 dem Zisterzienserorden an; in diesem Jahr gewährt Papst Innozenz IV. dem Zisterzienserinnenkloster Gottesthal einen Ablass auf den Tag des Kirchweihfestes. Wegen der strengen Ordensregeln zieht ein Teil der Nonnen ins Ägidienkloster nah Mittelheim zurück. Als geistlicher Vater von Gottesthal erscheint seit dem 15. Jahrhundert der Abt von Eberbach, der jährliche Visitationen durchführt. Auf Antrag der Nonnen verbieten die Mainzer Erzbischöfe in der zweiten Häfte des 13. Jahrhunderts dem Augustinerinnenstift in Mittelheim die Aufnahme neuer Novizinnen; das Konkurrenzkloster stirbt daher aus, das junge Zisterzienserinnenkloster bleibt abgesichert und übernimmt den Besitz des Stiftes. Dem Kloster gelingt eine Ausweitung des landwirtschaftlich genutzten Grundbesitzes im 13. bis zum 15. Jahrhundert durch Stiftungen, Schenkungen, Ankauf und den Besitz, der in das Kloster eintretenden Frauen; diese stammen überwiegend aus dem Bürgertum der umliegenden Orte, weniger aus adligen Familien. Einnahmen erhält das Klosters durch Pachteinkünfte, Geld-, Wein- und Fruchtzinsen; besondere Bedeutung besitzt die Rheininsel (Nonnenaue) für die Klosterwirtschaft als hochwertiges Garten-, Acker-, Wald- und Weideland, aber auch als Rückzugsgebiet. Das Kloster ist als Wallfahrtsort berühmt. Im 15. Jahrhundert gerät das Kloster in eine wirtschaftliche Krise und erlebt einen Niedergang. Im 16. Jahrhundert ist es durch die Auswirkungen der Bauernkriege in seiner Existenz gefährdet; geistliche und wirtschaftliche Reformen werden durch die Äbte von Eberbach durchgesetzt. 1631 fliehen die Nonnen aus dem Kloster vor den anrückenden schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg. Noch im 18. Jahrhundert zog eine Prozession von Oestrich nach Gottesthal. 1811 Säkularisation durch Herzog Friedrich August von Nassau, Versteigerung und Verschenkung des Inventars und des Grundbesitzes; Abbruch der Gebäude bis auf das Pfortenhaus durch den neuen Besitzer;
Ersterwähnung
1108-1158
Gründungsjahr
vor 1251
Gründer
Mainzer Ministeriale Wulverich von Winkel
Aufhebungsjahr
1810
Organisation
Wahl der Äbtissin durch den Konvent; Führung eines eigenen Siegels; Äbtissinnen entstammen meist aus lokalen bürgerlichen Familien; Schwankungen in der Konventsstärke: 1499 41 Personen, im 17.Jahrhundert 12 bis 19 Nonnen, dazu Laienschwestern, Gesinde und Familiaren, 1810/11 Entlassung von 11 Nonnen und drei Laienschwestern im Rahmen der Säkularisierung.
Patrozinien
Aegidius (12.Jh.), Gottesmutter Maria und Nikolaus
Bibliotheksgeschichte
1577 Erwähnung eines Scriptoriums im Klosterinventar; 1488 Zinsbuch; Kopiar aus dem 16. Jahrhundert; zwei Anniversarien aus dem 17. und 18. Jahrhundert; Abtransport der Bibliothek in der Säkularisierung durch die Regierung von Nassau nach Schloss Idstein;
Besitz
Abhängigkeitsverhältnis
1265 offiziell dem Abt von Kloster Eberbach unterstellt.
Ausstattung
Gebäude
1812 Abriß der Gebäude.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Es existieren umfangreiche Quellen zum 17. und 18. Jahrhundert zur Klosterwirtschaft, dem Alltagsleben und rechtlichen Auseinandersetzungen; die Texte verdeutlichen eine fortschrittliche Wirtschaftsführung, Nutzung moderner Anbauprinzipien (Klee, Kartoffeln) und effektive Vermarktung der Klosterprodukte.
Gedruckte Quellen
- Yvonne Monsees, Artikel GottesthalS. 839-872
Literatur
- Denkmaltopographie Rheingau-Taunus-Kreis I (Rheingau), Teilband 2, S.766-768
- Yvonne Monsees, Artikel Gottesthal, S. 839-872
- Denkmaltopographie Rheingau-Taunus-Kreis I (Rheingau), Teilband 2, S.766-768
- Rothmann, Frankfurter Messen, S. 51
- Monsees, Zisterzienserinnenkloster Gottesthal
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 201
- Herchenröder, Rheingaukreis, S. 296
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gottesthal, Zisterzienserinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/13003_gottesthal-zisterzienserinnenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
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