Tiefenthal, Zisterzienserinnenkloster

Gründungsjahr 1163  
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Gemarkung
Rauenthal

Basisdaten

Die Ursprünge des Klosters Tiefenthal liegen im Dunkeln. Es wird Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet und schließt sich 1237 den Zisterzienserinnen an. Das Kloster bewahrt ein angebliches Gewand der Heiligen Elisabeth als Reliquie auf, zu der zahlreiche Wallfahrten stattfinden. Seit 1898 ist Kloster Tiefenthal ein Bildungs- und Exerzitienhaus des Ordens der Armen Dienstmägde Jesu Christi (Dernbacher Schwestern).

Orden

Prämonstratenser-Chorfrauen; Benediktinerinnen; Zisterzienserinnen; Arme Dienstmägde Jesu Christi

Alte Diözesanzugehörigkeit

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mauritius in Mainz, Rheingau

Typ

Frauenkloster

Territorium

  • Erzstift Mainz, später Kurfürstentum Mainz, vgl. Entwicklung Rauenthal

Historische Namensformen

Lagebezug

8,9 km südlich von Bad Schwalbach

Lage

Das Kloster liegt im Tal der Walluf in der Nähe einer Straße in Richtung Taunushöhen und Schlangenbad.

Geschichte

Das Nonnenkloster aus Rode wird vor 1163 nach Tiefenthal verlegt (siehe Prämonstratenserinnenkloster Rode). Ursprünglich wohl dem Prämonstratenserorden zugehörig, wechselt es bis 1242 zum Benediktinerorden. In diesem Jahr tritt die Ordensgemeinschaft dem Zisterzienserorden bei und steht seitdem unter der Aufsicht des Klosters Eberbach. Die Äbte visitieren es jährlich ab 1246. Die Beziehungen zum Deutschen Orden, der mit umfangreichen Schenkungen die Niederlassung unterstützt, werden 1273 gelöst. Im 13.Jahrhundert vergrößert das Kloster seinen Besitz durch Schenkungen, Stiftungen und Ankäufe. 1245 lässt sich das Kloster seinen Besitz und alle bestehenden Steuer- und Abgabenbefreiungen durch Papst Innozenz IV. bestätigen. Besonders im 14. und 15. Jahrhundert bringen die ins Kloster eintretenden Frauen zu ihrer Versorgung Renten und Grundbesitz mit. Als Handwerker und in der Ökonomie arbeiten Laienschwestern und bezahlte weltliche Arbeiter, Dienstleute, Knechte und Tagelöhner. 1466 versucht der Eberbacher Vaterabt Richwin aus Lorch das Kloster zu reformieren und die Einhaltung strenger Ordensregeln umzusetzen. Während des Bauernaufstandes 1525 müssen die Nonnen fliehen, 1572 brennt ein Großteil der Klosteranlage ab. Auch im Dreißigjährigen Krieg wird das Kloster durch Einfälle und Plünderungen bayrischer und französischer Truppen schwer geschädigt. Sinkende Einnahmen aus Verpachtungen, dem Weinhandel und die Reichstürkensteuer beeinträchtigen die wirtschaftliche Lage. Während der Revolutionskriege seit 1793 müssen die Nonnen mehrfach fliehen, hohe Kontributionen zahlen. Das Kloster wird 1803 aufgehoben, die letzten neun Nonnen müssen innerhalb von vier Wochen das Kloster verlassen und bekommen eine lebenslange Rente bezahlt. Das gesamte Klosterinventar wird versteigert, im Gebäude ein Armenasyl eingerichtet. 1883 kauft die irische Familie Graininger das Gelände und errichtet eine Schlossanlage im Stil des Historismus. Dernbacher Schwestern pflegen hier kranke Familienmitglieder. Aus Dankbarkeit wird das gesamte Anwesen dem Orden der Armen Dienstmägde Christi geschenkt. 1897 übernehmen die Dernbacher Schwestern alle Liegenschaften und begründen das Kloster St. Elisabeth; sie betreuen auch von hier aus eine Krankenambulanz und einen Kindergarten in Neudorf-Martinsthal. 1936 arbeiten und leben 17 Schwestern im Exerzitien- und Erholungsheim. Sie engagieren sich im Ort in der ambulanten Krankenpflege und in einer Handarbeitsschule. Heute besteht hier ein Bildungs- und Exerzitienhaus des Ordens.

Gründungsjahr

1163

Aufhebungsjahr

1803

Organisation

Zum Konvent gehören rund 50 Personen, die sowohl aus dem Adel wie auch dem städtischen Bürgertum stammen. Die Aufgaben der Nonnen bestehen im Chorgebet, dem Anfertigen von Handarbeiten und der Tätigkeit in einem Skriptorium.

Pfarrrechte

Das Kloster besitzt gemeinsame Patronatsrechte mit dem Deutschen Orden für die Mauritiuskirche in Wiesbaden.

Archivgeschichte

Bibliotheksgeschichte

Besitz

1151 gestattet der Mainzer Erzbischof Heinrich dem Prämonstratenserstift Langenselbold die Verlegung des zugehörigen Nonnenklosters nach Rode auf einem von dem erzbischöflichen Minsterialen Embricho geschenkten Langenselbolder Eigentum, unterstellt den Konvent der Obödienz des Langenselbolder Abtes und verleiht ihm Steuerfreiheit und Pfarrrechte. Vor 1163 erfolgt die Verlegung des Klosters nach Tiefenthal. Erzbischof Arnold von Selenhofen (1153-1160) soll dem Kloster die Kirche in Eltville geschenkt haben, die ihm 1183 wieder abgesprochen wurde. Das Kloster hat Besitz in folgenden Orten: Bierstadt, Eltville, Erbenheim, Gabsheim, Hochheim, Kostheim, Mainz, Mosbach, Neudorf, Niederwalluf, Oberingelheim, Rauenthal, Schierstein, Trebur, Wicker, Wiesbaden

Abhängigkeitsverhältnis

Mit der Inkorporation des Klosters Tiefenthal in den Zisterzienserorden wird es der Abtei Eberbach 1246 unterstellt.

Ausstattung

Gebäude

1542 Neubau des Klosters nach einem Brand.
1842 Abriss der Gebäude

Objekte

Der Bußrock der heiligen Elisabeth wird hier aufbewahrt, der 1803 mit der Aufhebung des Klosters an die Pfarrkirche zu Oberwalluf gelangt.

Sonstiges

Nach dem Schematismus des Bistum Limburg arbeiten und leben 1969 insgesamt 37 Dernbacher Schwestern im Provinzialhaus Maria Hilf in Tiefenthal.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Tiefenthal, Zisterzienserinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12997_tiefenthal-zisterzienserinnenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/12997