Basisdaten
Im Tal Bruderode bei Wiesbaden gründet 1298 König Adolf von Nassau auf Wunsch seiner Gattin, Königin Imagina, und seiner Mutter ein Kloster der Klarissen als Hauskloster. Diese bewundern die Ideale des jungen Ordens, das Streben nach Frömmigkeit, Versenkung in die christlichen Lehren und das einfache Leben. Nach ihrem Tod wird die Königin hier begraben. Das Tal wird umbenannt in Klarenthal.
Orden
Klarissen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Peter zu Mainz, Dekanat Kastel
Typ
Frauenkloster
Territorium
- 1262: Grafschaft Nassau
- 1353: Grafschaft Nassau (walramische Linie), Herrschaft Wiesbaden
Benennung der Institution
Lagebezug
3 km nordwestlich von Wiesbaden
Lage
Das Kloster liegt im oberen Tal der Wellritz und hieß vor der Klostergründung Bruderrode.
Geschichte
Das Kloster Klarenthal (Gemarkung Wiesbaden) wird 1298 von König Adolf von Nassau und seiner Gemahlin Imagina gestiftet und dem Franziskanerorden der Heiligen Klara überstellt, zu dem die Familie enge Beziehungen hat. König Adolfs Schwester Richardis soll die erste Äbtissin, die Tochter des Stifterpaares die zweite gewesen sein. Mit großzügigen Stiftungen unterstützt das Königspaar das Kloster, sichert über die Schenkung Biebrich an das Hauskloster auch den freien Rheinzugang vor den Ansprüchen des Erzbischofs von Mainz für das Königshaus Nassau. Imagina setzt sich beim Papst 1303 erfolgreich für die Weihe der Neugründung ein, die der Erzbischof von Mainz bis dahin verweigerte. 1304 bestätigt sie dem Konvent alle Rechte und Besitzungen. Für rund 70 Jahre wird Klarenthal zur Familiengrablege der Grafen von Nassau.
Klarenthal entwickelt sich zu einem adligen Nonnenkloster, in das viele Frauen aus den Adelsfamilien am Mittelrhein und Patrizierfamilien besonders aus Mainz, aber auch Frankfurt eintreten. Die Höfe in Biebrich und im Ort werden durch Hofmeister bewirtschaftet, viele Grundstücke und auch Weinberge werden verpachtet. Brüder des Minoritenordens in Mainz unterstützen das Kloster als Beichtväter, aber auch als Laienbrüder, die in der Landwirtschaft arbeiten und Handwerkstätigkeiten verrichten. Zum Kloster gehört eine Krankenstation.
1318 wird das Kloster geplündert und nieder gebrannt durch die Truppen Kaiser Ludwigs des Bayern, die Weinberge und Felder zerstört. Unterstützung für den Wiederaufbau erhält Klarenthal von der Witwe des Pfalzgrafen, Mechthild, einer Tochter der Königin Imagina.
Eine wirtschaftliche Krise erfasst das Kloster in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Mainzer Stiftsfehde (1461-1463) wirkt sich verheerend aus, die klostereigenen Güter werden zerstört und verwüstet.1546 wird das Kloster im Schmalkaldischen Krieg geplündert.
1553 sterben die Äbtissin und bis auf eine Nonne, alle an der Pest; diese wird entlassen und das Kloster geschlossen. Archiv, Urkunden, Kirchenkleinodien und Messgewänder werden nach Wiesbaden gebracht. 1560 übernehmen die Grafen von Nassau-Wiesbaden als Schutz- und Landesherren die Anlage. Die Kirche verfällt. 1607-30 werden die Klostergebäude als Landeshospital genutzt. 1630 übernimmt eine kaiserliche Kommission das Kloster und übergibt es an die Jesuiten von Mainz. Schon 1650 fällt es wieder an die Grafen von Nassau, die im 18. Jahrhundert hier eine Glasmanufaktur einrichten. Die Ansiedlung misslingt, die Gebäude brennen nieder, die Kirche wird abgerissen und im Tal ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet.
Ersterwähnung
06.01.1298
Gründungsjahr
1296
Gründer
König Adolph von Nassau auf Bitten seiner Gemahlin Imagina, seines Brudes Diether, seiner Tochter Adelheid und seiner Schwester Richardis
Aufhebungsjahr
1553
Organisation
1371 leben 11 Frauen im Kloster, 1550 zehn. Dazu gehören eine Äbtissin und Priorin; der Konvent wählt die Äbtissin. Die Konventschwestern müssen Chordienst leisten, zu sieben Zeiten am Tag die Gebete in der Kirche verrichten. Zur Unterscheidung von den Konversen-, Laienschwestern tragen sie einen schwarzen Schleier. Bei Klostereintritt wird eine Art Mitgift gezahlt.
Pfarrrechte
Das Kloster erhält 1313 das Patronatsrecht über die Kirche in Erbenheim, 1324 über die Pfarrei in Weisel mit der Filialkirche in Kaub und 1355 die Pfarrei in Rheinböllen.
Besitz
Ausstattung
Gebäude
1730 wird auf den Fundamenten des niedergelegten Kreuzganges eine heute noch dem Gottesdienst dienende Kapelle errichtet. Die alte Klosterkirche wird 1756 abgerissen. Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenstern vgl. Klarenthal, Klarissenkloster
Nachweise
Arcinsys Hessen
Literatur
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Klarenthal, Klarissenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12991_klarenthal-klarissenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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