Obermockstadt, Kollegiatsstift
Basisdaten
Das vermutlich im 10. Jahrhundert gegründete Stift gilt als Wallfahrtsort der Region um Büdingen. Das Erzbistum Mainz übernimmt es im 12. Jahrhundert und finanziert den Neubau der Stiftskirche. Diese wird 1220 fertig gestellt. Drei Glocken aus dem 13. Jahrhundert läuten noch heute von der Pfarrkirche in Ober-Mockstadt. Aufgehoben wird das Stift in der napoleonischen Ära 1803.
Orden
Kollegiatstift
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Obermockstadt
Typ
Kollegiatstift
Territorium
- Grafschaft Isenburg
- 1787: Grafschaft Isenburg-Büdingen, Amt Mockstadt
- 1806: Fürstentum Isenburg, Amt Mockstadt
Historische Namensformen
- in oppido Mugistat ... sanctam congregationem ... secundum Canonicorum regulam (vor 1132), [Gudenus, Sylloge, S. 558-559, I]
- villa Muggistat ...religionem colit Augustana .. ecclesiam parochialem ... Collegium Canonicorum (vor 1132), [Gudenus, Sylloge S. 560-561, Nota II]
Lagebezug
11,5 km nordwestlich von Büdingen
Geschichte
Das Stift wird vermutlich Ende des 10. Jahrhunderts von der Adelsfamilie der "Hartmanne", Gudenus spricht von Dynasten aus Limburg an der Lahn, gegründet. Diese sind ein reiches Wetterauer Geschlecht und statten das Stift großzügig mit Grund und Boden im Ort aus. Reliquien der Heiligen Alexander, Eventius, Theodolus,Vincentius und Peregrins werden durch die Ehefrau des Stifters, Hildigunt, für die bestehenden Kirche St. Donatus gekauft und gestiftet. Damit wird das nun entstehende Kollegiatsstift zu einem wichtigen Wallfahrtsort.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wird das Stift dem Mainzer Erzbistum übertragen, das hier ein selbständiges Archidiakonat einrichtet. 1132 wird ein Propst für Mockstadt erwähnt und ein Kirchenneubau geplant. 1220 übernimmt der Mainzer Erzbischof alle Kosten der neuen Stiftskirche. Die Pröpste üben die Rechte eines Archidiakons aus und sind so für Kirchenrechtsfragen und Gerichtsverfahren zuständig, ebenso wie für das Sendgericht und die Überprüfung von Maß und Gewicht.
Streitigkeiten zwischen dem Wetterauer Adel und dem Erzbistum beeinflussen die Entwicklung des Stiftes und es wird in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen. In einem Weistum von 1365 lassen sich die Stiftsherren ihre Rechte, Besitzungen in Mockstadt und die Grenzen der Dörfer gegenüber den Ansprüchen der Herren von Limburg bestätigen.
Am 11. Februar 1404 verkauft Johann II. von Limburg seine Rechte für Mockstadt und Heegheim an Löw von Steinfurth, wenige Monate später auch an Johann II. von Ysenburg-Büdingen und andere Adlige. Damit wird das Erbe gemeinschaftlich durch mehrere Adelsfanilien verwaltet. Konflikten um Zuständigkeiten mit den Ganerben nehmen zu und es wird 1509 ein Plan zur Verlegung des Stiftes entwickelt. Im Zuge der Reformation erfolgt diese endgültig und Obermockstadt wird mit dem Leonhardsstift in Frankfurt um 1580 vereinigt, bleibt aber bis zur Säkularisierung als eigenständiger Konvent im Leonhardsstift bestehen. Seit 1709 wird die Kirche in Obermockstad weiterhin für katholischen Gottesdienst in dem protestantischen Ort durch einen außerhalb lebenden Priester genutzt.
1803 wird das Stift aufgehoben.
Gründungsjahr
vor 1132
Gründer
Dynasten von Limburg an der Lahn
Aufhebungsjahr
1803
Organisation
Dem Stift steht ein Propst vor, die geistlichen Aufgaben übernimmt ein Dechant. Ein Scholaster führt die Schule und bildet den Nachwuchs aus. Der Propst von Obermockstadt amtiert als Archidiakon.
Patrozinien
Martinus, Donatus, Nazarius und Georgius
Archivgeschichte
Archiv (seit 1877, vorher im Stadtarchiv Frankfurt) im Staatsarchiv Darmstadt.
Besitz
Das Zentrum des weit gestreuten Besitzes liegt in den Orten Ober-Mockstadt, Nieder-Mockstadt, Heegheim. Er wird 1803 aufgehoben und kommt 1846 an Isenburg-Büdingen. Darüber hinaus hat das Stift Besitz in Altenstadt, Heuchelheim, Holzsassen, Ranstadt, Rendel, Sindlingen, Weckesheim, Wolfartshausen
Ausstattung
Gebäude
Die Stiftskirche wird 1220 erbaut.Der Innenraum wird 1710 in evangelisch und katholisch getrennt. 1717 stürzt das evangelische Kirchenschiff ein; im 18. Jahrhundert werden Kirchenschiff und Turm im barocken Stil neu errichtet.
Denkmaltopographie
Nachweise
Quellen
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 128
Gedruckte Quellen
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 128
Literatur
- Harth, Frühzeit des Kollegiatstiftes in Ober-Mockstadt
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 128
- Kleinfeldt, Weirich, S. 50
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Obermockstadt, Kollegiatsstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12930_obermockstadt-kollegiatsstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/12930