Basisdaten
1635 entsteht in Hadamar auf Betreiben des Fürsten von Nassau-Hadamar ein Franziskanerkloster. Es wird 1816 nach den napoleonischen Kriegen aufgehoben. Seit 1896 besteht in den Gebäuden eine Heil- und Pflegeanstalt, die in der Zeit des Nationalsozialismus als Vernichtungsstätte missbraucht wird.
Die Franziskaner kommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erneut nach Hadamar und begründen hier 1917 im Gebäude des ehemaligen Jesuitenklosters ein Studienhaus.
Orden
Franziskaner
Ordensprovinz
1633: Thüringische Provinz; 1762: Thuringia Inferior; 1923: Thuringia St. Elisabeth
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St. Lubentius zu Dietkirchen; von 1555 bis 1827 gehört Hadamar keiner Diözese an;
Heutige Diözesanzugehörigkeit
Bistum Limburg
Typ
Männerkloster
Territorium
- 1607-1711: Fürstentum Nassau-Hadamar
- 1711-1743: Fürstentum Nassau-Siegen
- 1743-1806: Grafschaft Nassau-Diez als Teil des Fürstentums Nassau-Oranien
- vgl. Hadamar
Historische Namensformen
- Franziskanerkloster (1636) [nach Regest HHStAW Bestand 32 Nr. 1
Lage
Das Kloster liegt auf einem lang gestreckten Hügel, dem Mönchsberg, am Rande der Stadt.
Geschichte
In der neu entstandenen Grafschaft Nassau-Hadamar lässt Fürst Johann Ludwig, der zur katholischen Konfession konvertiert, mit Hilfe der Franziskaner eine Rekatholisierung durchführen. Er gründet 1637 das Kloster, übergibt dem Orden die bisherige Pfarrkirche St.Ägidius und schenkt das Gartenland auf dem gesamten Ägidienberg dem Konvent. Als Bauherr übernimmt er die Kosten, lässt die Gruft als Familienbegräbnisstätte einrichten. Hier werden 31 Mitglieder der Fürstenfamilie von Nassau-Hadamar begraben. In Konkurrenz zur Jesuitenniederlassung in Hadamar widmen sich die Franziskaner der Seelsorge und Betreuung der Bevölkerung besonders im Umland der Stadt. Das Terminieren, die Bettelfahrten, stoßen zunehmend auf Kritik in der Bevölkerung und in der Regierung. 1816 wird das Kloster aufgehoben, die Bibliothek zum Teil in die Herzogliche Landesbibliothek Wiesbaden geschafft, das übrige Inventar verkauft.
Seit 1896 besteht in den Gebäuden eine Heil- und Pflegeanstalt, die in der Zeit des Nationalsozialismus als Vernichtungsstätte missbraucht wird.
1917 kehren die Franziskaner nach Hadamar zurück und gründen ein Studienhaus, da seit 1915 ein Abitur als Voraussetzung für die Aufnahme in den Orden verlangt wird. Die Wahl fällt auf Hadamar aufgrund der zentralen Lage innerhalb der Ordensprovinz Thuringia Franziscana, das Heim wird in dem ehemaligen Jesuitenkloster eingerichtet. Bis 1939 leben hier Jungen und gehen ins Städtische Gymnasium und legen junge Männer ihr Abitur ab. Seit 1933 stehen die Patres des Studienhauses als sog. "Volksschädlinge" unter Terror und Bewachung durch den Staat. Fünf Patres, 31 Studenten und fünf Brüder gehören 1936 zum Konvent in Hadamar. 1939 werden sie nach Freiendiez ins Gefängnis verbracht, einige wieder frei gelassen, aber Pater Justus Micchel kommt ins KZ Sachsenhausen-Oranienburg, später ins Dachau. Das Studienheim wird beschlagnahmt und erst nach Kriegsende im Oktober 1945 wieder eröffnet. Neben der Betreuung der Schüler im Wohnheim und der Erteilung von Unterricht am Gymnasium arbeiten die Franziskaner in den Pfarreien des Umlandes, in der Heilanstalt der Barmherzigen Brüder und im Frauengefängnis.
1957 werden feierlich 325 Jahr Anwesenheit der Franziskaner in Hadamar gefeiert. Für Spätberufene wird eine eigene Schule geschaffen, die bis 1967 existiert; 1964 übernimmt der Konvent alle frei gewordenen Räume des ehemaligen Jesuitenkonvikts.
1976 schließen die Franziskaner ihre Niederlassung in Hadamar und verkaufen die Immobilie an das Bistum Limburg.
Gründungsjahr
1632
Gründer
Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar
Aufhebungsjahr
1816
Pfarrrechte
Niederhadamar, Offheim, Höhn
Bibliotheksgeschichte
Aufteilung der 2000 Bände umfassenden Bibliothek an die herzogliche Landesbibliothek in Wiesbaden, die Diözesanbibliothek in Limburg und durch Verkäufe an Privatpersonen
Ausstattung
Gebäude
Seit 1896 Landesheilanstalt
Denkmaltopographie
Nachweise
Arcinsys Hessen
Literatur
- Kloft, Mönchberg und die Franziskaner in Hadamar (1632-1816), in Hadamar, 2006, S. 27-36
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 441
- Denkmaltopographie Limburg-Weilburg I, S. 242-326
- Zabel, Norbert. Die Orden im Bezirk Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, S. 206-210
- Kloft,Staat und Kirche in Nassau-Hadamar, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Bd. 38, 1986, S. 47-106
- Bistum Limburg, Schematismus 1969
- Haselbeck, Franziskaner an der mittleren Lahn, S. 17-43
- Schematismus der Diözese Limburg 1936, S. 124
- Vogel, Beschreibung, S. 750-752
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Siehe auch
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hadamar, Franziskanerkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10700_hadamar-franziskanerkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
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