Basisdaten
Das Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal wird 1235 durch die Adelsfamilien Dorndorf-Dehrn und Reifenberg gegründet. Es untersteht dem Abt des Zisterzienserklosters Marienstatt im Westerwald. Heute ist der Ort das Zentrum der Ökumenischen Kommunität Jesus-Bruderschaft. Sie betreiben Seminar- und Gästehäuser, eine ökologische Landwirtschaft und einen Klosterladen mit Café.
Orden
Zisterzienserinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St. Lubentius zu Dietkirchen
Typ
Frauenkloster
Territorium
- Grafschaft Diez
- Fürstentum Nassau - Oranien
- vgl. Dauborn
Historische Namensformen
- vallis gracie (1235) [Struck, Quellen, Klöster Bärbach, Beselich, Dirstein, Gnadenthal, Eschenau, Klause Fachingen, S. 447, Nr. 813]
- in valle gracie, que wolgariter Gnadendal nuncupatur (1305) [Struck, Quellen, Klöster Bärbach, Beselich, Dirstein, Gnadenthal, Eschenau, Klause Fachingen, S. 472, Nr. 886]
Lagebezug
14 km südöstlich von Limburg an der Lahn
Lage
Das Kloster liegt im Wörsbachtal in der heutigen Gemeinde Hünfelden.
Geschichte
1235 wird das Klosters durch die sich dem Zisterzienserorden verbunden fühlenden und verwandten Adelsfamilien Dorndorf und Reifenberg gegründet. Seit 1251 bestätigt der Papst mehrfach Privilegien wie die Befreiung von weltlichen Steuern. Gefördert wird das Kloster durch Schenkungen und Stiftungen der Herren von Eppstein und die Grafen von Diez, in deren Gebiet es liegt. Da es vorrangig zur Versorgung der unverheirateten Töchter der Adelsfamilien dient, sind die Konventsmitglieder überwiegend adliger Herkunft, ebenso bis 1634 die meisten Äbtissinnen. Seit dem 14.Jahrhundert schicken viele Frankfurter und Limburger Patrizierfamilien ihre Töchter nach Gnadenthal und vergrößern durch Stiftungen den Klosterbesitz. Das Kloster erlebt eine Blütezeit, die erst in der Mitte des 15.Jahrhunderts endet. Sowohl über die Vateräbte von Marienstatt als auch die Landesherren, die Grafen von Diez, werden Reformen eingeführt. Diese verwandeln das Kloster 1591 nach Einführung der Reformation in ein evangelisches Damenstift.
Versuche zur Rekatholisierung im Dreißigjährigen Krieg durch das Kloster Marienstatt scheitern. Das Kloster wird zum Spielball im Interessenkonflikt zwischen Nassau-Diez und Nassau-Hadamar, damit zwischen den Ansprüchen der Zisterzienser und der Jesuiten.
Seit Nassau-Diez zu Nassau-Dillenburg gehört, wird das Stiftsvermögen für schulische und soziale Zwecke genutzt. Nach der Französischen Revolution und dem Wiener Kongress spielt der Gnadenthaler Stiftsfond im Herzogtum Nassau im neuen "Nassauischen Zentralstudienfond" eine bedeutende Rolle und vergibt bis heute Stipendien und Gelder für Schulen. Die Klostergebäude werden als Hofgut fortgeführt und erhalten.
1935 Übernahme durch die Nassauische Siedlungsgesellschaft, um als "Erbhofdorf" in einer Mustersiedlung nationalsozialistische Landsiedelpolitik umzusetzen;
1969 Erwerb eines Großteils der Klosteranlage durch die "Jesus-Bruderschaft", einer der evangelischen Kirche nahestehenden ökomenischen Gemeinschaft;
1984 Wiederaufbau der Klosteranlage und Renovierung der als Stall genutzten Klosterkirche;
1993 geht der Hessische Denkmalschutzpreis an die Bruderschaft für die geleistete Arbeit
Ersterwähnung
1235
Gründungsjahr
1217 (?)
Gründer
Peter von Dorndorf-Dehrn und Kuno von Reifenberg
Aufhebungsjahr
1564
Organisation
1270 beschließt der Konvent eine Beschränkung auf 50 Nonnen für das Kloster.
Pfarrrechte
Pfarrkirche in Lindenholzhausen;
Patrozinien
Maria (1246)
Archivgeschichte
Bibliotheksgeschichte
Besitz
Besitz des Klosters findet sich nördlich der Lahn bis in den Westerwald, an die Aar im Osten und im Süden bis in den Taunus, dazu in drei Ortschaften in der Wetterau. Fernbesitz liegt in Bierstadt (heute Wiesbaden), Igstadt (heute Wiesbaden), Rendel (heute Karben in der Wetterau), Heldenbergen (früh verloren), um Kloster Gnadenthal in Altendiez (früh verloren), Bubenheim, Cruigsbach (früh verloren), Dauborn, Dorndorf (früh verloren), Dombach, Eisenbach, Eppenrod (früh verloren), Erbach, Eufingen, Frickhofen (früh verloren), Guckheim (früh verloren), Hahnstätten, Hausen (früh verloren), Heringen, Kirberg, Langenscheid, Lindenholzhausen, Linter(früh verloren), Lohrheim, Mensfelden (früh verloren), Merzhausen, Nauheim (früh verloren), Neesbach, Netzbach, Niederkleen, Nieder-Mörlen, Niederselters, Oberneisen, Oberselters, Ohren, Steinbach (früh verloren), Steinfischbach, Weilnau, Werschau, Weyer
Abhängigkeitsverhältnis
Der Abt des Zisterzienserkloster Marienstatt visitiert Gnadenthal, legt personelle Höchstgrenzen für den Konvent fest, fungiert als Beichtvater und überwacht die Wirtschaftführung und Einhaltung der Klosterordnung. Zeitweise wird die Aufgabe auch von den Äbten von Eberbach und Arnsburg übernommen.
Gnadenthal ist rechtlich kein Teil des Zisterzienserordens sondern nur angeschlossen (kommitiert).
Ausstattung
Denkmaltopographie
Sonstiges
1380 Anlage eines Zinsbuches, das den gesamten spätemittelalterlichen Besitz und die Einkünfte angibt
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
Gedruckte Quellen
Literatur
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gnadenthal, Kloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10684_gnadenthal-kloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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