Hachborn, Praemonstratenserinnenstift

Hachborn, Praemonstratenserinnenstift: Gesamtansicht der Stiftskirche
Basisdaten
1231 wird ein Prämonstratenser-Chorfrauenstift urkundlich erwähnt, das sich aus dem Prämonstratenserstift in Hachborn entwickelt. Seit 1349 leben eindeutig nur noch Frauen in dem Kloster, die sich besonders dem Gebet für Verstorbene widmen. Die frühgotische ehemalige Stiftskirche wird heute von der evangelisch-lutherischen Gemeinde genutzt.
Orden
Prämonstratenser-Chorfrauen
Ordensprovinz
Zirkarie Wadgassen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Stephan Mainz, Dekanat Amöneburg
Typ
Frauenstift
Territorium
- 1186: Grafschaft Merenberg
- 1189: Erzbistum Mainz
- 1370: Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- ipsum locum secundum regulam sancti Augustini in Premonstrato ad dei servitium (1186) [Urkundenbuch Kloster Arnstein Bd. 1, S. 10-11, Nr. 6 = Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 257, Nr. 786]
Lagebezug
10 km südlich von Marburg
Lage
Das Stift liegt im Ortszentrum auf einer Anhöhe neben der Kirche.
Geschichte
Das Kloster wird 1186 durch Giso und Hartrad d. J. von Merenberg als Propstei des Klosters Arnstein gegründet; ab 1189 ist es in mainzischem Besitz und erhält das Begräbnis- und Taufrecht sowie die Seelsorge für die Einwohner des Ortes vom Erzbischof von Mainz übertragen. 1210 kommt das Patronatsrecht in Ebsdorf dazu. Seit 1247 leben Nonnen im Kloster und aus dem Doppelkloster wird am Ende des 13. Jahrhunderts ein reines Nonnenstift. Es brennt 1251 ab, zum Wiederaufbau erteilt der päpstliche Legat einen Ablass.
Schenkungen und Stiftungen von Wald, Ackerland, Gewässern, Mühlen, Häusern und Höfen durch den regionalen Adel und bürgerliche Familien vergrößern den Besitz. Das Kloster betreibt bis ins 15.Jahrhundert Eigenwirtschaft. Große Hofstellen wie der Mönchhof und der Fortbach werden verpachtet. In Marburg gehören dem Kloster mehrere Häuser und ein Hof, aus denen Zinsen bezogen werden. Die im 14.Jahrhundert einsetzende landwirtschaftliche Krise führt zur Verschuldung und dem wirtschaftlichen Niedergang. Der Besitz in Marburg wird verpfändet, die Einnahmen gehen zurück.
Das Klosterleben ist durch den sozialen Stand der meist adligen Stiftfrauen geprägt. Mehrere Reformversuche durch die Ordensobrigkeit der Prämonstratenser und den Mainzer Erzbischof scheitern an dem weltlichen Lebensstil der Damen vor der Reformation. Mit der Aufhebung 1527 werden die Stiftfrauen in Form jährlicher Renten abgefunden, Einkünfte und Besitz des Klosters für die Pfarrei Hachborn, die Hof- und Landesverwaltung und seit 1533 für die beiden Siechenhäuser in Marburg verwendet. 1534 werden die Gebäude an Kaspar Treysa in Gießen verkauft, 1561 geht der Besitz als Lehen der hessischen Landgrafen an an die Familie von Scheuernschloß, 1602-1625 an die von Baumbach. Seitdem ist er verpachtet, wird 1789 unter Hachborner Bauern aufgeteilt. Diese reißen die noch vorhandenen Gebäude ab und verkaufen das Material für Bauvorhaben.
Gründungsjahr
1186
Gründer
Giso und Hartrad, Edelherren von Merenberg
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Im Jahr der Auflösung leben noch fünf Stiftfrauen in Hachborn, die abgefunden werden, zur Blütezeit wahrscheinlich um die zwanzig. Sie entstammen dem regionalen Adel wie bspw. der Familie Schenk zu Schweinsberg oder Rau zu Holzhausen. Die Stiftfrauen verfügen über ihren persönlichen Besitz, der nicht im Todesfall an das Kloster fällt.
Pfarrrechte
Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Ebsdorf
Patrozinien
Johannes der Täufer (Cosmas et Damianus 1371)
Archivgeschichte
Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 64-65
Besitz
In 51 Orten ist Klosterbesitz nachweisbar, der Schwerpunkt liegt südlich von Marburg, wie die Karte in Vanja, Klöster Caldern, Georgenberg und Hachborn im späten Mittelalter, S. 379 zeigt, besonders in und um folgende Orte: Heskem, Mölln, Ebsdorf, Hachborn. Streubesitz findet sich bis Frankenberg im Norden, östlich im Vogelsberg, südlich bis Grünberg und Gießen.
Abhängigkeitsverhältnis
Mutterkloster ist das Prämonstratenserstift in Arnstein. Zeitweise ist Hachborn dem Abt des Prämonstratenserstiftes in Spieskappel bei Homberg/Efze und dem von Ilbenstadt unterstellt.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 64-65
Gedruckte Quellen
- Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 255-325, Nr. 786-1039
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 64-65
Literatur
- Ehlers-Kisseler, Ingrid, Die Prämonstratenserinnen im deutschen Sprachraum und ihr Verhältnis zu den geistlichen und weltlichen Herren, in: Analecta Praemonstratensia, Band 91 (2015), S. 5-88
- Denkmaltopographie Landkreis Marburg-Biedenkopf 2, S. 174
- Hachborn und Ilschhausen, S. 38-48
- Christina Vanja, Zisterzienserinnenklöster Caldern und Georgenberg und des Prämonstratenserinnenstiftes Hachborn im späten Mittelalter
- Krings, Prämonstratenserstift Arnstein im Mittelalter
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 64-65
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
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Orte
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- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hachborn, Praemonstratenserinnenstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10639_hachborn-praemonstratenserinnenstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/10639



